Elten. Diese Wege haben Spargel Derksen und Blumenhaus Hülkenberg aus Elten gefunden, um niederländische Kunden mit ihren Produkten zu versorgen.
Eigentlich hätte Irmgard Derksen den Laden auf ihrem Spargelhof geschlossen halten können. „Die paar Kunden in der vergangen Woche hätte ich auch an der Haustür bedient bekommen“, sagt sie.
Denn bei Spargel Derksen in Elten ist ein wichtiger Teil der Kundschaft weggebrochen, nachdem die Niederlande zum Hochinzidenzgebiet erklärt wurden. „Der Laden hier war immer fest in niederländischer Hand“, so Irmgard Derksen. Rund 70 bis 80 Prozent ihres weißen Goldes setzten die Eltener an Kunden aus dem Nachbarland ab.
Negativer Corona-Schnelltest
Seit dem Niederländer einen negativen Corona-Schnelltest vorweisen müssen, um nach Deutschland einzureisen, ist dieser Kundenstamm zunächst fast komplett weggebrochen. Seit Ende der vergangenen Woche zieht das Geschäft aber wieder an. „Vielleicht liegt es daran, dass ja jetzt auch gegenüber bei Aral noch eine Schnellteststation aufgemacht hat“, kann die Eltenerin nur spekulieren.
Oder auch, dass im Kolpinghaus Elten seit vergangenem Mittwoch getestet wird. „Als wir begonnen haben oder alles noch neu war, kamen auch zahlreiche Niederländer“, erzählt der Betreiber Sven Jansen. Diese suchten das Testzentrum natürlich auch auf, um einen negativen Test fürs Einkaufen zu bekommen. Mittlerweile habe sich aber herumgesprochen, dass allerdings schon für die Einreise nach Deutschland ein solcher Negativ-Test notwendig ist. „Den nun auch viele mitbringen“, hat Jansen beobachtet. Und den auch einige dann für den Einkauf im Ort nutzen.
De Hut in Lobith verkauft Spargel aus Elten
Nichtsdestotrotz haben die Derksens nach Alternativen gesucht. Und gefunden. Der Grenswinkel De Hut in Lobith hat nun Spargel von Derksen im Angebot. Darüber hinaus wurden noch Kooperationen mit weiteren Verkaufsstellen in Zeddam und Ulft geschlossen. „Da wird aktuell nicht schlecht verkauft“, sagt Irmgard Derksen.
Egal ob in Deutschland und Holland, ein Wunsch eint die Freunde des königlichen Gemüses: bitte, ohne Schale. Bei Derksen wird fast 98 Prozent geschälter Spargel an den Endkunden verkauft. Dafür wurde jetzt auch eine neue Schälmaschinen angeschafft, die den Spargel hochkant schält, was deutlich weniger Verlust bedeutet.
Mai ist wichtiger Monat fürs Blumenhaus Hülkenberg
Ebenso wie auf dem Spargelhof ist der Mai auch im Blumenhaus Hülkenberg umsatzmäßig ein wichtiger Monat. Auch die Eltener Blumenhändler haben nach Alternativen gesucht. Sie kooperieren mit der Zuivelboerderij Hof zum Walde in Eltens Nachbardorf Spijk. Dort werden Pflanzen von Hülkenberg, mit Ausnahme von Schnittblumen, angeboten. „Wir sind ja auch bekannt für Trauerfloristik und arbeiten mit Bestattern in den Niederlanden zusammen“, erläutert Hettie Hülkenberg, die sich fünfmal innerhalb von zwei Wochen testen lässt, um die Lieferungen ins Nachbarland zu gewährleisten.
Mobiles Pin-Gerät angeschafft
Teilweise sind die Fahrten auch nur wenige Meter über die Grenze. Etwa nach Babberich zum Parkplatz am Restaurant De Stempel, wo am Mittwoch an zwei niederländische Kunden ein vorbestellter Blumenstrauß sowie ein Grabgesteck übergeben werden. Mit im Gepäck: das mobile Pin-Gerät, um elektronisches Bezahlen zu ermöglichen, das die Hülkenbergs extra seit Beginn der Corona-Pandemie angeschafft haben. „Die Holländer pinnen alles“, sagt Hettie Hülkenberg mit einem Schmunzeln.
Überhaupt merken die Floristik-Fachleute, dass deutlich mehr Kunden vorbestellen, um nicht bei den nun gefragten Beet- und Balkonwaren leer auszugehen.
>> Der komplette Einzelhandel spürt das Ausbleiben der Kunden aus den Niederlanden
Die Gastronomie in Deutschland ist seit November vergangenen Jahres geschlossen. In einem Ort wie Elten, der viele Tagestouristen anlockt, ein wichtiger Faktor. Von daher verlegten sich die Betriebe auf das Außer-Haus-Geschäft. Ein Service, der auch von Niederländern gerne genutzt wurde, bis die Testpflicht kam. „Die Folgen spüren hier alle“, sagt Rainer Elsmann, Vorsitzender der Interessen- und Werbegemeinschaft Elten (IWE).
Auch der weitere Einzelhandel leide – und das selbstverständlich auch auf der anderen Seite der Grenze, wo die deutsche Kundschaft ausbleibe. „Dass es in Elten drei Supermärkte beziehungsweise Discounter gibt, liegt ja auch an den vielen niederländischen Kunden“, bringt Elsmann einen weiteren Faktor ins Spiel.