Emmerich. Auch vor über 150 Jahren war die Suche nach dem passenden Weihnachtsgeschenk nicht einfach. Emmericher Geschäfte machten extra Werbung.

In einer Zeit als Star Wars in Deutschland noch als Krieg der Sterne bezeichnet wurde, drückten sich viele Emmericher Jugendliche die Nase am Schaufenster bei Heiming platt. Das Spielwarengeschäft auf der Kaßstraße hat ab Ende der 1970er-Jahre etliche Artikel wie Raumschiffe oder Figuren aus der von Georg Lucas erschaffenen Filmreihe im Angebot.

Prachtbände in ausgesuchter Schönheit

Die Freude war entsprechend groß, wenn etwas aus dem Sortiment der cineastischen Sternkriegssaga bei der Bescherung ausgepackt werden konnte. Mehr als 100 Jahre zuvor war der Begriff Science Fiction noch unbekannt. Doch auch damals machten sich Eltern Gedanken, um für den Nachwuchs das passende Geschenk unter die Tanne legen zu können.

Die J. L. Romen’sche Buchhandlung griff das auf: „Für die bevorstehenden St. Nikolaus- und Weihnachts-Festzeit halten wir namentlich empfohlen“, heißt es daher auch in einer Anzeige, die im Bürger-Blatt für die Kreise Rees, Borken und Cleve am 4. Dezember 1864 erschienen ist. Neben Jugendschriften, Unterhaltungs- und Bilderbücher sowie Atlanten werden auch Gebetbücher angepriesen: „Besonders auch in Prachtbänden (Pariser und Leipziger) von ausgesuchter Schönheit“.

Das Gesellschaftsspiel: Die Erstürmung der Düppeler Schanzen

Ein Spiegel der Zeit ist dann die Werbung zu Spielen für Erwachsene und Kinder. Denn in der Buchhandlung, die auf der Steinstraße ihren Sitz hatte, konnten Emmericher „Das Gesellschaftsspiel: Die Erstürmung der Düppeler Schanzen“ erwerben. Eine Art Stratego oder Risiko des 19. Jahrhunderts.

Wobei hier die Spieleentwickler ein rasantes Tempo an den Tag legten. Denn nur gut achte Monate zuvor, im April des Jahres 1864, hatte sich an der Wehranlage in Südjütland der deutsch-dänische Krieg entschieden. Nach fast fünfwöchiger Belagerung stürmte die preußische Armee erfolgreich die Düppeler Schanzen.

J.W. Becker hat sich auf das Weihnachtsgeschäft vorbereitet

Im Dezember 1853 ist die „Galanterie- und Kurzen Waarenhandlung J. W. Becker“ gut auf das kommende Weihnachtsgeschäft vorbereitet. Denn sie empfiehlt: „Ihr gut offortirtes Lager Kinderspielwaaren aller Art, sowie eine Auswahl feiner Lederwaaren, als Brieftaschen, Briefmappen, Portemonnaiß, Portecigarreß, Damen- und Reisetaschen, sowohl en gros als en detail, und erlaubt sich ferner auf nachstehende Artikel, mit denen das Lager durch bedeutende Zusendungen ergänzt wurde, aufmerksam zu machen, und unter Zusicherung billiger Preise zur Abnahme zu empfehlen“.

Schönheit und Billigkeit

Die Angebote wie Kristalllampen, Glaskaraffen oder sächsisches Porzellan richteten sich dann allerdings durchaus auch an den gehobenen Geldbeutel. Während sich „mehrere Sorten feiner weißer Tassen durch Schönheit und Billigkeit auszeichnen“, hieß es damals.

Über Jahre hinweg gab es auch echte Klassiker. So findet sich praktisch in jeder Ausgabe ein Hinweis auf das Kochbuch der zeitgenössischen Autorin Henriette Davidis (1801 - 1876). Auch „Katholische Literatur“ wird speziell zu Christi Geburt angepriesen.

Amerikanische Gummischuhe

Einen eher ungewöhnlichen Geschenktipp hat die Kurzwarenhandlung J. W. Becker, die damals übrigens Geschäftsräume an der Steinstraße und am Kleinen Löwen hatte, am 13. Dezember 1860 auf Lager: „Acht Amerikanische Gummischuhe in allen Grössen und von vorzüglicher Qualität (Damenschuhe in hohem und niedrigem Façon)“.

Geschenke zu Neujahr

In der Mitte des 19. Jahrhunderts war es zudem üblich, sich nicht nur an Nikolaus und Weihnachten etwas zu schenken. Denn es wurden im Bürger-Blatt auch Inserate aufgegeben, die explizit Neujahrsgeschenke erwähnten. Ein Brauch den es heute so nicht mehr gibt. Wobei hauptsächlich Taschen-, Tisch- oder andere Kalender beworben wurden.