Emmerich. Das Einkaufsangebot in Emmerich ist nicht breit genug, so das Ergebnis des Bürgerbarometers. Aus Sicht einer Verkäuferin läuft noch mehr schief.
Zum Shoppen geht Heike Ackermann längst nicht mehr in die Innenstadt von Emmerich. Dabei arbeitet sie selbst im Fachgeschäft Becker-Scholz und würde liebend gerne den lokalen Einzelhandel unterstützen. Aber, das betont sie auch: „Hier läuft nicht erst seit Corona einiges schief.“ Ein Problem ist die aus ihrer Sicht zu kleine Auswahl an Geschäften. „Für einen Schrank muss man in Emmerich gar nicht erst gucken.“ Gleiches gelte für günstige Damenmode und Unterwäsche.
Ähnlich empfinden es viele Emmericher, die beim NRZ-Bürgerbarometer mitgemacht haben. Auf die Frage „Welche höherwertigen Waren fehlen Ihnen im Emmericher Einzelhandel?“ haben 52 Prozent der Befragten Möbel und Wohnungsdekoartikel genannt, 49 Prozent Damenbekleidung. 39 Prozent wünschen sich mehr Fachgeschäfte für Herrenbekleidung und Unterhaltungselektronik. Immerhin 37 Prozent der Befragten haben aber auch geantwortet, dass ihnen keine höherwertigen Waren fehlen.
Mittagspause in Emmerich völlig „überholt“
Doch die Auswahl der Geschäfte ist nur ein Aspekt, der Ackermann vom Shoppen in der Innenstadt von Emmerich abhält. Ein anderer „wurmt“ sie noch viel mehr, wie sie selbst sagt. Und der betrifft die unterschiedlichen Öffnungszeiten der Geschäfte, insbesondere die von vielen immer noch praktizierte und ihrer Meinung nach völlig „überholte Mittagspause“. „Ich will keinem etwas“, betont sie. „Aber es ist doch paradox, wenn alle Einzelhändler weinen, wie schlecht es ihnen geht und sie dann nur sechs Stunden am Tag aufmachen.“
Welche Auswirkungen die Mittagspause vieler Läden auf das Kaufverhalten von Kunden hat, kann Ackermann an einem konkreten Beispiel aufzeichnen. Erst vor kurzem hat sie zur Mittagszeit eine ältere Kundin beraten, die eine Senseo-Kaffeemaschine kaufen wollte. Weil Becker-Scholz zwar ziemlich viele Produkte und auch Kaffeemaschinen im Sortiment hat, nur eben keine von Senseo, wollte Ackermann sie an ein anderes Geschäft verweisen. Und rief zur Sicherheit mal eben dort an. „Da kam aber nur die Ansage: ‚Sie rufen außerhalb der Geschäftszeiten an.“ Das Gleiche bekam sie bei zwei anderen zu hören.
Rheinpromenade lebendig gestalten
Für Ackermann ist das „erbärmlich“. Denn am Ende bestellte sich die Kundin die Kaffeemaschine im Internet. Verdenken kann sie es ihr nicht. „Der Einzelhandel macht sich selbst das Leben schwer.“ Und sie kann noch zahlreiche andere Beispiele aufzählen, die Kunden vom Einkaufen vor Ort abhalten. Zwei Geschäfte der gleichen Fachrichtung, die auf Grund von Urlaub der Besitzer gleichzeitig geschlossen sind. Ein Laden, der morgens nicht pünktlich öffnet. Ein anderer, der auf seiner Homepage falsche Öffnungszeiten angegeben hat.
Wenn mal wieder ein Kunde frustriert bei Becker-Scholz steht und von verschlossenen Ladentüren erzählt, schickt Ackermann ihn schon mal gern zur Rheinpromenade. Außer dienstags. Denn dann haben viele Restaurants Ruhetag. Noch so etwas, das sie nicht nachvollziehen kann. „Die Rheinpromenade ist schön, aber man muss sie lebendig gestalten“, betont sie. Und das funktioniere nicht, wenn viele Gaststätten am selben Tag geschlossen haben. „Wir arbeiten nicht gegeneinander, sondern sind voneinander abhängig“, sagt sie.
Eigene Zeit ins Stadtbild investieren
Doch nicht nur die anderen Einzelhändler und Gastronomen nimmt Ackermann in die Pflicht, auch die Bürger selbst könnten aus ihrer Sicht mehr für das Stadtbild und damit für den Einzelhandel tun. Einfach mal das Blumenbeet gießen, Müll von der Straße aufheben oder Hundekottüten erst gar nicht dort entsorgen, das würde schon viel bewirken. „Dornick oder Rees kriegen das doch auch hin.“ Ackermann hofft, einen Denkanstoß geben zu können. Damit vielleicht in Zukunft alle – Einzelhändler, Gastronomen und Bürger – gemeinsam dafür sorgen, dass Shoppen in Emmerich wieder attraktiver wird.
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