Den Haag. Ab Mittwochabend gelten in den Niederlanden deutlich schärfere Corona-Regeln. Die Regierung will eine Maskenpflicht einführen – auch in Schulen.
Die niederländische Regierung kündigte am Dienstagabend deutlich schärfere Corona-Maßnahmen an. Premierminister Mark Rutte las acht Neuheiten vor, unter anderem werden ab Mittwochabend alle Restaurants, Kneipen und Coffeeshops geschlossen. Es darf ab 20 Uhr kein Alkohol mehr verkauft werden und auch für Supermärkte wird es strengere Maßnahmen geben: Die Zahl der Supermarktbesucher, die zeitgleich einkaufen, müsse stärker begrenzt werden. Sollte dies nicht funktionieren, können Supermärkte auch per direkt geschlossen werden.
Premierminister Rutte sprach in seiner Rede von einem „Teil-Lockdown“, den man jetzt angehen müsse. Die Corona-Infektionen sein in den vergangenen drei Wochen exponentiell gestiegen und man müsse diese dringend in den Griff bekommen. Sollte dies nicht gelingen, dann müsse man bereits Mitte November drei Viertel aller planbaren Krankenhausoperationen streichen. „Und dann reden wir auch über lebensbedrohliche Krankheiten wie Herzinfarkte, Krebserkrankungen oder Organtransplantationen.“
Niederländische Premier Rutte: „Einige Gruppen werden hart getroffen.“
Gemeinsam mit Gesundheitsminister Hugo de Jonge stellte Rutte einen Fahrplan mit vier Szenarien vor, die mit konkreten Handlungsanweisungen hinterlegt sind. „Es geht uns darum, dass wir die Anzahl der Kontakte und die Anzahl der Reisen deutlich minimieren. Unsere Maßnahmen sind schmerzhaft und einige Gruppen werden hart getroffen“, so Rutte. Für besonders stark betroffene Branchen werde der Staat Hilfsgelder zur Verfügung stellen.
Als ersten Punkt nannte Rutte die sofortige Schließung von Restaurants, Kneipen und Coffeeshops in den Niederlanden. Bringdienste seien noch möglich. Die Maßnahmen gelten zunächst für vier Wochen, sollte sich die Corona-Situation bis dahin nicht verbessern, könnten die Auflagen verlängert werden.
„Es liegt nun an uns allen selbst“, sagte der Premier in der live im TV ausgestrahlten Pressekonferenz. „Seien Sie realistische Niederländer und übernehmen Sie Verantwortung.“
Corona-Regeln in den Niederlanden werden deutlich strenger
Privatbesuche sollen auf drei Personen begrenzt werden (diese Regel gilt schon jetzt). Es wird ein Verbot von Veranstaltungen geben (Ausnahmen Märkte, Drive-In-Kinos und Kongresse). Die zulässige Gruppengröße im Außenbereich wird auf vier Personen begrenzt: „Und dies werden wir auch stark kontrollieren: Vier ist vier und keine Diskussionen“, so Rutte. In geschlossenen Räumen dürfen sich dann nur noch 30 Personen aufhalten.
Die Supermärkte dürfen nur bis 20 Uhr geöffnet haben und es wird keine Kaufabende mehr geben. Auch der Verkauf von Alkohol ist ab 20 Uhr nicht mehr erlaubt. Auch das Trinken von Alkohol auf der Straße ist dann nicht mehr zulässig.
Arbeitnehmer in den Niederlanden sollen wieder ins Homeoffice
Die Regierung wird in den nächsten Tagen Gespräche mit den Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern führen, um mehr Homeoffice zu stimulieren. In den vergangenen Tagen habe sich gezeigt, dass deutlich weniger Niederländer im Homeoffice arbeiten als noch zu Beginn der Pandemie. Dies müsse sich wieder schnell ändern.
Der Ministerpräsident rief seine Bevölkerung dringend dazu auf, nicht in den Urlaub zu fahren, sondern zu Hause zu bleiben. Und wenn man reisen müsse, solle man so viel wie möglich am Urlaubsort verweilen.
Niederlande: Verpflichtung zum Mund- und Nasenschutz kommt
Die Niederlande werden eine gesetzliche Verpflichtung zum Tragen eines Mund- und Nasenschutzes einführen. Jeder Niederländer ab 13 Jahren soll verpflichtet werden, einen solchen Schutz in geschlossenen Räumen zu tragen. Auch in den Schule wäre eine Maske verpflichtend, sowohl im Klassenraum als auch während des Unterrichts und in den Pausen. Diese Verpflichtung werde nun juristisch sauber erarbeitet. Rutte bat die Bevölkerung allerdings schon jetzt darum, einen Mund- und Nasenschutz zu tragen.
Generell appellierte er an alle Niederländer, sich jetzt solidarisch zu zeigen und nicht die Ausnahmen des Gesetzes zu suchen. Jetzt sei die Zeit, sich gegen das Coronavirus zu stemmen.
Darüber hinaus behält sich die Regierung im Szenario 4 offenbar vor, weitere Maßnahmen zu erwägen: Etwa die Gruppengröße auf zwei Personen zu begrenzen, Museen und Freizeiteinrichtungen zu schließen, sowie Schwimmbäder, Fitnessclubs und Saunen.
Gesundheitsminister: „Wir werden uns jetzt oft zu Hause aufhalten“
Einen Präsenzunterricht könnte es dann nur noch für die Grundschulen geben. Ab den mittleren Klassen, höheren Stufen und bei Universitäten würde auf Online-Unterricht gesetzt.
Gesundheitsminister de Jonge verdeutlichte noch einmal anhand der Zahlen, dass in den vergangenen drei Wochen die Zahl der Infektionen stark gestiegen sei, von 3800 auf 6800 innerhalb von drei Wochen. „Wenn wir jetzt nichts unternehmen, werden wir in drei Wochen wiederum eine Verdopplung der Zahlen sehen. Die Zahl der Infektionen muss runter“, so de Haan. „Wir sehen jetzt einer Zeit entgegen, in der wir uns viel zu Hause aufhalten werden.“
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