Duisburg. Rund 300 Lehrer fehlen zum zweiten Schulhalbjahr an Duisburger Schulen. Wo der Mangel besonders groß ist, was außerdem fehlt und wie das Land helfen will.

Auch im kommenden Schulhalbjahr klaffen große Lücken in den Lehrerkollegien Duisburgs. Insgesamt 296,48 Stellen sind nach Angaben der Bezirksregierung Düsseldorf nicht besetzt. Damit liegt die „Lehrerversorgungsquote“ auf dem Niveau des Vorjahres. Im September war der Mangel kurzfristig sogar auf 350 fehlende Lehrkräfte angestiegen.

Lediglich an den Gymnasien, dem Weiterbildungskolleg und der Hauptschule gibt es statistisch insgesamt einen Überhang von rund 30 Stellen.

Besonders betroffen sind wie immer in den vergangenen Jahren die Förderschulen, an denen lediglich drei Viertel der Stellen besetzt sind. Mehr als 126 Lehrerstellen sind offen, was wie berichtet an manchen Standorten zu reduzierten Umfängen führt. Mehrere Förderschulen sind offiziell zwar Ganztagsschulen, können aber nur ein Halbtagsangebot aufrechterhalten.

Lehrermangel in Duisburg: Besonders große Lücken an Grund- und Förderschulen

Prekär ist es auch an den Grundschulen: Hier fehlten Stand 21. Januar 83 Lehrkräfte, die Lehrerbesetzungsquote liegt bei 94,23 Prozent.

Im Vergleich zur September-Statistik tun sich allerdings Ungereimtheiten auf. So ist der Stellenbedarf an den Grund- und Förderschulen offiziell um rund 15 Lehrerstellen gesunken. Die Einschulungsjahrgänge sind aber größer denn je und es mussten Zügigkeiten erweitert werden - mit dem entsprechenden Personalbedarf. Auch an den Förderschulen gibt es noch mehr Containerlösungen, noch mehr Züge an den Schulen. Perspektivisch werden sogar zwei weitere Förderschulen gebaut, um den Bedarf zu decken.

Dazu erklärt eine Sprecherin der Bezirksregierung, dass die Verringerung des Stellenbedarfs heruntergerechnet auf die einzelnen Schulen marginal sei. Bei 75 Grund- und 13 Förderschulen gehe es theoretisch um 0,12 Stellen je Grundschule und etwa 0,37 Stellen je Förderschule.

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Personalmangel an Schulen: Fehlende Kräfte auf dem Arbeitsmarkt

Sie erklärt, dass der Lehrkräftebedarf von der Schüler-Lehrer-Relation abhänge, an Grundschulen sei beispielsweise ein Lehrer pro 21,95 Schüler nötig. Der Gesamtbedarf steige bei erhöhtem Integrations- oder Inklusionsbedarf. Grundsätzlich sei der Personalmangel von fehlenden Kräften auf dem Arbeitsmarkt abhängig und nicht vom berechneten Stellenbedarf.

Die Daten des Schulinformations- und Planungssystems SchiPs sind immer in Bewegung. Neueinstellungen, Eltern- oder Altersteilzeiten verändern die Statistik stetig. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die theoretische Zahl der anwesenden Lehrkräfte nicht mit den tatsächlich unterrichtenden Kräften übereinstimmt. Längere Krankheitsphasen beispielsweise, Fortbildungen oder Beschäftigungsverbote für Schwangere reduzieren die Kollegien, ohne dass es Vertretungen gibt.

Gesamtschulen gelingt es, Referendare zu halten

An den Gesamtschulen mit insgesamt 18 Standorten ist das Bild sehr unterschiedlich, „viele Standorte sind gut versorgt“, sagt Schulformsprecher Bernd Beckmann. Für die bekannten Mangelfächer, also die MINT-Fächer, aber auch Sprachen, Geografie, Musik und Sport, gebe es weiterhin kaum Bewerbungen. Anlass zur Sorge gebe zudem die Abnahme an Bewerbungen für die Sekundarstufe 1. Er betont: „Unsere Stärke bleibt unsere Verbindlichkeit.“

Wer an den Schulen in Duisburg ausgebildet werde, erkenne „die Bedeutung einer Solidargemeinschaft. In sehr vielen Fällen bahnen sich dadurch Entscheidungen an, an unseren Ausbildungsschulen als ausgebildete Lehrkraft weiterzuarbeiten“, so Beckmann. „Und das ist ein sehr schönes Statement und deutliches Zeichen.“

Die komfortable Situation an Gymnasien mit 26 Lehrkräften on top gibt aus Sicht von Schulformsprecherin Dr. Wibke Harnischmacher ein verzerrtes Bild ab. Es werde auf Sicht dünner, sagt sie mit Verweis auf den zusätzlichen Jahrgang, der durch den Wechsel von G8 auf G9 in den Gymnasien entsteht und deutlich mehr Personal benötigen wird.

Neue Regelung soll Lehrermangel an Förderschulen beheben

Gegen den Mangel an den Förderschulen könnte eine neue Regelung helfen: Wer künftig eine Stelle annimmt, der muss ein zweijähriges Abordnungsprinzip in Kauf nehmen. Er wird also an einer Förderschule in Not eingesetzt. „Wir als Förderschulen begrüßen es, dass nun die Städte und Kreise mit erheblich schlechterer Besetzung über dieses Verfahren unterstützt werden“, sagt Schulformsprecher Torsten Marienfeld. „Wir würden es aber begrüßen, wenn es eine landesweite Lösung für das Problem der ungleichen Lehrereinstellung geben würde.“

Das ist der Schulleiter an der Alfred Adler Schule.
Torsten Marienfeld, Schulformsprecher der Förderschulen in Duisburg, fordert eine landesweite Lösung zum Problem der ungleich verteilten Lehrereinstellungen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

An den vier Realschulen werde es immer schwieriger, überhaupt eine ausgeschriebene Stelle in Duisburg zu besetzen, sagt Stan Orlovic, Leiter der Karl-Lehr-Realschule und Schulformsprecher: „Viele Stellen laufen leer.“

Es würden Lehrkräfte in den Naturwissenschaften fehlen, aber auch in Fächern wie Französisch, Kunst und Sport werde es zunehmend schwieriger. An seiner eigenen Schule gelinge es zumindest, Referendarinnen und Referendare zu halten.

Infrastrukturmodell - präventive Hilfe für Kinder mit Inklusionsbedarf an der Larl Lehr Schule.
Schulformsprecher Stan Orlovic sieht einen hohen Bedarf bei Sonderpädagogen und Schulsozialarbeitern. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Erheblicher Bedarf an Sonderpädagogen und Schulsozialarbeit an Duisburger Schulen

Die Realschulen in Duisburg seien mit 96 Prozent im Vergleich zu umliegenden Städten gut besetzt, Oberhausen könne zum Beispiel nur 83 Prozent der Stellen besetzen. Auffällig sei insgesamt die Ungleichheit der Stellenbesetzung, die Bezirksregierung Düsseldorf sei Schlusslicht und eine Umverteilung womöglich eine Strategie.

„Was alle Schulen hart trifft, sind fehlende Sonderpädagogen, da der Bereich des Gemeinsamen Lernens inzwischen so groß ist, dass dort erheblicher Bedarf besteht“, sagt Orlovic. An den Zahlen der Förderschulen sehe man, „dass generell Alarmstufe Rot herrscht“.

Den Schulformsprecher ärgert zudem, dass man für Schulsozialarbeit eine Lehrerstelle opfern muss. „Wir denken, dass Schulsozialarbeit on top bedient werden muss, denn unabhängig von der Schulform braucht jede Schule Schulsozialarbeit.“