Duisburg. Das verwaiste Barbara-Hospital in Duisburg sollte für Millionen zwangsversteigert werden. Doch dazu kommt es nicht. Was ein Insider verrät.

In weniger als drei Wochen sollte das Areal des ehemaligen Barbara-Hospitals zwangsversteigert werden. Die insgesamt vier Termine (3., 10., 17. und 24. Februar), wurden nun abgesagt. „Die Stadt hat den Antrag auf Anordnung der Zwangsversteigerung zurückgenommen“, erklärt Rolf Rausch, Sprecher des Duisburger Amtsgerichts. Dieser sei die Grundlage für die Terminierung gewesen.

Termine für Zwangsversteigerung des Duisburger Barbara-Areals abgesagt

Warum die Stadt den Antrag zurückgenommen hat, weiß der Richter nicht: „Da kommt man schnell in den Bereich von Spekulationen.“ Er kann auch nicht sagen, ob die Zwangsversteigerung endgültig vom Tisch ist. Die Stadt gibt sich zugeknöpft: „Leider können wir uns hierzu nicht äußern. Als verfahrensbeteiligte Kommune dürfen wir keine Auskunft zum Verfahren geben, da das Steuergeheimnis berührt wird (§ 30 Abgabenordnung), das in besonderem Maße geschützt ist“, erklärt Sprecher Malte Werning.

Das Barbara-Areal in Duisburg sollte an vier Terminen zwangsversteigert werden.
Das Barbara-Areal in Duisburg sollte an vier Terminen zwangsversteigert werden. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Fest steht: Die Stadt ist selbst an einem Kauf des Grundstücks interessiert. Im September 2024 hatte der Rat einen entsprechenden Beschluss gefasst: Daraufhin wurde die Gebag damit beauftragt, in Verhandlungen einzutreten und das Areal zu kaufen. Ein Gutachten hat den Wert auf insgesamt 5.796.000 Millionen Euro taxiert.

Auskunftsfreudiger ist dagegen Rechtsanwalt Paul Fink, der vorläufige Insolvenzverwalter. Er hatte noch vor Kurzem seine Zuversicht zum Ausdruck gebracht, das Areal vor dem ersten Termin der Zwangsversteigerung, also dem 3. Februar, an den Mann zu bringen.

Vorläufiger Insolvenzverwalter erklärt die Hintergründe

Paul erklärt, warum die Zwangsversteigerung abgesagt wurde: „Der Finanzierer des ursprünglich geplanten Projektes hat die Rückstände bei der Stadt Duisburg bezahlt. Er hat das Ziel, wieder einen geordneten Prozess in Gang zu bringen und eine tragkräftige, dauerhafte Lösung finden.“

Mit einer Zwangsversteigerung sei das nicht möglich. „Man weiß ja nicht, wer bietet da mit.“ So könne es sein, dass es am Ende mehrere Eigentümer gibt, die unterschiedliche Ziele verfolgen. „Der Investor möchte Ruhe in die Sache bringen. Er wird sowieso einen Schaden haben, der aber minimiert werden soll.“

Mit der Stadt sei man weiter im Gespräch, so Paul Fink. Erst am Dienstag, 21. Januar, hatte eine Gebag-Sprecherin auf Nachfrage der Redaktion mitgeteilt: „Die Stadt Duisburg und auch die Gebag haben das Gelände bisher nicht gekauft. Wir haben vor einiger Zeit ein Kaufangebot abgegeben. Wir haben darauf bisher allerdings keine Reaktion von Eigentümerseite erhalten.“

Das riesige Areal hat über Monate für Negativ-Schlagzeilen gesorgt

Das 2013 aufgegebene Krankenhaus in Neumühl sorgt seit Jahren für Negativ-Schlagzeilen. Im März 2022 hatte der Investor Harfid der Öffentlichkeit ehrgeizigen Pläne vorgestellt: Er wollte auf dem riesigen Gelände ein neues Quartier entwickeln. Passiert ist nichts, Harfid längst insolvent.

Das eingezäunte, inzwischen völlig verwilderte Areal wurde zu einem Tummelplatz für ungebetene Besucher. Es brannte mehrfach, Kinder entdeckten dort eine Leiche. Dieser Fund hat zu einem regelrechten Ansturm von Menschen geführt, die sich von dem Lost Place magisch angezogen fühlen – und die Anwohner maximal nerven. Seit die Stadt einen Sicherheitsdienst patrouillieren lässt und hohe Strafen beim Betreten des Grundstücks androht, hat sich die Lage beruhigt.

Aussenaufnahme St. Barbara Hospital Neumühl
Betreten verboten: Wer sich trotzdem auf dem Grundstück herumtreibt, dem droht ein Zwangsgeld von 1000 Euro. Das schreckt offenbar nicht jeden ab. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Zuletzt ist es im Barbara an Silvester zu einem ernsteren Vorfall gekommen: Es hat im Haupthaus gebrannt. Anwohner haben der Redaktion Videos geschickt, die den Feuerwehreinsatz zeigen. „Das Treppenhaus hat gequalmt wie ein Kamin“, berichtet eine Nachbarin, „die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot da: freiwillige Feuerwehr, die Hamborner Wache und die Wache aus Walsum. Auch Feuer und Flamme war dabei.“ Nach Angaben von Stadtsprecher Falko Firlus waren rund 40 Einsatzkräfte vor Ort.

In letzter Zeit seien wieder mehr „Touristen“ am und im Barbara zu sehen. „Auf unserer Straße parken Autos aus den Niederlanden und wir beobachten Gruppen, die mit Taschenlampen unterwegs sind“, so die Anwohnerin. Außerdem entdecken die Nachbarn immer wieder Löcher im Zaun. „Glücklicherweise versuchen sie, bei uns leise zu sein. Es hat sich rumgesprochen, dass wir sofort die Polizei rufen.“