Duisburg. Das aufgegebene St. Barbara Hospital in Duisburg sorgt seit Jahren für Negativ-Schlagzeilen. Bahnt sich jetzt eine Millioneninvestition an?

Eine kleine Ewigkeit schon bröckelt das ehemalige St.-Barbara-Hospital in Neumühl vor sich hin. Geschlossen wurde das Krankenhaus im Sommer 2013. Im März 2022 hatte der Investor Harfid seine ehrgeizigen Pläne fürs neue „Sankt-Barbara-Quartier“ vorgestellt. Bis Ende 2026 sollten hier allein 450 Wohnungen entstehen. Getan hat sich nichts. Jetzt könnte sich endlich etwas bewegen: Das Areal soll zwangsversteigert werden.

Zu Erinnerung: Das riesige Grundstück sorgte in den letzten Jahren regelmäßig mit Negativ-Schlagzeilen für Aufsehen: Die Firma Harfid ist längst insolvent, die Verantwortlichen dort komplett abgetaucht. Es brannte mehrfach, eine Leiche wurde gefunden. Letzteres hat für einen regelrechten Ansturm von Menschen geführt, die sich von dem Lost Place magisch angezogen fühlen, und Anwohnern monatelang den Schlaf geraubt haben.

Ehemaliges St. Barbara Hospital mit Brandschäden am Dachstuhl, Neumühl, Duisburg, Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Die Luftaufnahme zeigt nicht nur die Größe des Grundstücks. Auch die Brandschäden sind deutlich zu erkennen. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Das Areal des ehemaligen Barbara-Hospitals in Duisburg soll zwangsversteigert werden

Jetzt also die vom Amtsgericht Hamborn veranlasste Zwangsversteigerung. Auf einem Portal der Landesjustizverwaltungen zur Information über Zwangsversteigerungsverfahren ist ersichtlich, dass das Areal in vier Teilen versteigert werden soll. Wie in solchen Fällen üblich, hat ein Sachverständiger den Wert der Grundstücke ermittelt. Seinen Ergebnissen folgend werden insgesamt 5.796.000 Millionen Euro aufgerufen. Die Versteigerung ist für Montagmorgen, 3. Februar 2025, um 9 Uhr angesetzt.

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Doch so lange muss es nicht dauern, bis der Lost Place im Duisburger Norden den Besitzer wechselt. Die anstehende Zwangsversteigerung hat die SPD auf den Plan gerufen. „Wir möchten, dass die Stadt das Gelände kauft“, sagt Sebastian Haak, SPD-Ratsherr für Neumühl. Seine Fraktion hat die Verwaltung daher vor anderthalb Wochen aufgefordert, bis zur nächsten Ratssitzung am 23. September eine entsprechende Druckvorlage vorzulegen, über die sofort abgestimmt werden kann.

Am Ende müssen Interessenten nicht bis zum Versteigerungstermin warten. Wenn sich alle Beteiligten handelseinig sind, kann der Verkauf schon vorher über die Bühne gehen. „Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass jemand kauft, der das Areal nur als Renditeobjekt in den Büchern haben möchte“, erklärt Haak. Deshalb drückt die SPD auf die Tube.

Insolvenzverwalter sieht die Möglichkeit einer schnellen Einigung

Auch Rechtsanwalt Paul Fink aus Düsseldorf, seit neun Monaten vorläufiger Insolvenzverwalter in Sachen Harfid und St. Barbara, ist guter Dinge, dass das Verfahren nicht bis Februar 2025 dauert wird. Er fungiert als Vermittler zwischen allen Parteien und sagt: „Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten sechs bis zehn Wochen zu einer Einigung finden.“ Es gebe bereits mehrere Interessenten, und auch die Stadt Duisburg sei eingebunden – allein, weil das Baurecht eine gewichtige Rolle spielt.

„Ob nun die Gebag oder die Wirtschaftsbetriebe kaufen, interessiert mich nicht“, erklärt Haak. Hauptsache, die Stadt hätte wieder die Kontrolle. „Nach dem Kauf soll die Stadt das Gelände baufähig machen“, lautet eine zweite Forderung. Vor allem sei es zunächst wichtig, Gefahrenquellen zu beseitigen. „Ob die Stadt eine Wiese anlegt oder ob es nur Schutthaufen geben wird, ist mir auch egal.“

Dass der einst prächtige Altbau nur noch abgerissen werden kann, davon geht inzwischen jeder aus, der sich mit dem St.-Barbara-Hospital beschäftigt. „Natürlich blutet mein Herz, aber es blutet noch mehr, wenn ich das Haus so sehe. Ich möchte nicht mehr weiter Hirngespinsten hinterherlaufen“, erklärt Haak.

Aussenaufnahme St. Barbara Hospital Neumühl
Das Kirchenschiff steht unter Denkmalschutz. Es ist höchstwahrscheinlich auch nicht zu retten. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Vielen Menschen in Neumühl bedeutet das ehemalige Krankenhaus etwas

Wie für so viele Menschen im Stadtteil hat das ehemalige Krankenhaus auch für ihn eine Bedeutung. Neumühler erzählen, dass sie dort geboren sind, operiert wurden oder gearbeitet haben. „Für viele Menschen ist es aber nur noch eine Bruchbude. Den Punkt, dass das Gebäude erhaltenswert ist, haben wir längst überschritten.“

Patricia Mallitzki-Bach wohnt unmittelbar am Lost Place. Sie sagt: „Um das denkmalgeschützte Kirchenschiff tut es allen in der Nachbarschaft leid.“ Aber auch sie sieht das Ausmaß der Zerstörungen und weiß: Zum Abriss gibt es wohl keine Alternative. Sie berichtet außerdem, dass sich noch immer wieder Unbefugte in dem Lost Place herumtreiben.

Aussenaufnahme St. Barbara Hospital Neumühl
Seit der Sicherheitsdienst Patrouille läuft und harte Strafen angedroht werden, gibt es zumindest keinen Lost-Place-Tourismus mehr. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

„Es ist aber deutlich besser geworden, seit die Stadt einen Sicherheitsdienst eingerichtet hat. Die Mitarbeiter geben sich echt Mühe“, erzählt Mallitzki-Bach. „Nachts sehen wir immer mal wieder das Licht von Taschenlampen.“ Ein TikToker sei besonders penetrant, poste regelmäßig Filme aus der Ruine. „Das ist einer, der polizeibekannt ist“, weiß Patricia Mallitzki-Bach.

RUND UMS THEMA: IMMOBILIEN IN DUISBURG

Sie ist gespannt, ob und wann sich etwas vor ihrer Haustüre tut: „Ich habe ein bisschen Angst, dass da was hingesetzt wird, das nicht zu uns passt. Was Harfid damals geplant hat, war schon schön.“ Natürlich hat sich Sebastian Haak auch schon Gedanken gemacht, wie das Gelände genutzt werden kann.

„Wir brauchen nicht einen großen Investor. Man könnte das Areal in Baufelder einteilen und einige Grundstücke direkt an Familien verkaufen, die bauen wollen.“ Wichtig sei ein gemischtes Wohnen mit Ein- und Mehrfamilienhäusern, Kindergarten und vielleicht auch einem Park.

Ein wenig Natur fände auch Patricia Mallitzki-Bach schön. Denn seit es ruhiger geworden ist, und Bäume und Sträucher munter wachsen, habe sich das Gelände zu einer grünen Oase entwickelt. „Es ist toll. Wir beobachten unter anderem Fledermäuse, Mader und Füchse, hören nachts die Frösche quaken.“ Wenn sie wieder verschwinden würden, wäre das schade.