Duisburg. Anwohner in Duisburg-Neumühl beklagen illegalen Zuzug und schlimme Zustände. Ein großes Wohnungsunternehmen schaut nicht länger tatenlos zu.
Die letzte Mieterversammlung der Sahle Wohnen in Neumühl war außergewöhnlich gut besucht. Und das nicht ohne Grund: „Unsere 300 Mieter sind alle in Sorge. Männer haben Angst um ihre Frauen und Kinder, alle sorgen sich um ihr Eigentum“, sagt Cornelia Daume, Bereichsleiterin Nord-Ost bei dem Grevener Wohnungsunternehmen.
Sahle Wohnen investiert in die Sicherheit der Wohnungen in Duisburg-Neumühl
Das Sahle-Quartier befindet sich in direkter Nachbarschaft der Problemhäuser an der Otto-Hahn-Straße. Hier sorgen offenbar illegal zugezogene Familien seit anderthalb Jahren in und um einen heruntergekommenen Wohnkomplex für unhaltbare Zustände. Anwohner berichten über wilden Müll, Bedrohungen, Diebstähle und scheinbar illegale Aktivitäten rund um Autos. Eine Sahle-Mieterin erzählte unserer Redaktion unter anderem, dass eine ältere Nachbarin sich nicht mehr allein zur Mülltonne traut.
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„Wir nehmen das Thema extrem ernst“, sagt Cornelia Daume. „Und wir haben schon die Erwartungshaltung, dass die Stadt und der Eigentümer der Häuser alles tun, was möglich ist.“ Es sei aber allen bewusst, dass dort ein dickes Brett gebohrt werden müsse. „Ich bin seit 33 Jahren bei Sahle und seit 40 Jahren in der Wohnungswirtschaft tätig. So eine negative Entwicklung habe ich in meiner bisherigen Berufspraxis persönlich erfreulicherweise noch nicht erlebt“, so die Bereichsleiterin Wohnungsmanagement. „Was in Neumühl passiert, muss zurückgedrängt werden.“
Sahle-Mitarbeiter überprüfen jetzt jeden Tag die Türen im Quartier
Das Unternehmen ist inzwischen selbst aktiv geworden, hat in die Sicherheit seiner Gebäude investiert. Die Tiefgarage wurden mit Lichtschranken ausgestattet, die Beleuchtung überall auf den Prüfstand gestellt: „Wir wollen Angst-Räume vermeiden.“ Schlösser wurden getauscht. Das ist die technische Seite. Sahle hat aber auch sein Mitarbeiter-Team vor Ort verstärkt, das jeden Tag alle Türen überprüft, und einen Security-Dienst engagiert.
„Wir setzten alles daran, was in unserer Macht steht, um für die Sicherheit unserer Mieter und unseres Eigentums zu sorgen“, erklärt Daume. Man sei auch mit jemandem im Gespräch, der sich als Vertreter des Eigentümers der Problemhäuser vorgestellt habe: „Ich habe den Eindruck, er will etwas ändern und ich sehe, dass sich etwas bewegt.“
Die Redaktion hat die Hausverwaltung des Gebäudekomplexes, die MVGM, mehrfach per E-Mail gefragt, mit welchen Maßnahmen man die Situation wieder in den Griff bekommen möchte. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir über einzelne Maßnahmen nicht sprechen wollen, um den Erfolg dieser nicht zu gefährden. Mehr kann ich Ihnen momentan nicht sagen“, lautete die knappe Antwort einer Sprecherin.
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Die Bewohner des Viertels empfinden die Zustände als unerträglich. Bei einem Treffen mit OB Sören Link und Polizeipräsident Alexander Dierselhuis haben sie deutlich gemacht, dass sie den Niedergang ihres Quartiers nicht hinnehmen wollen und Hilfe erwarten. Andere halten es nicht mehr aus und ziehen weg.
Auch Sahle Wohnen hat schon drei Mieter verloren, die ihre Wohnungen mit Hinweis auf die Verhältnisse gekündigt haben. Cornelia Daume ist guten Mutes, neue Mieter zu finden. „Wir haben ein gutes Quartier mit tollen Nachbarn, die aufeinander aufpassen.“ Das sagen auch Sahle Mieter im Gespräch mit der Redaktion. Und genau das wollen sie sich nicht kaputtmachen lassen.
>> Sahle Wohnen vermietet in Neumühl mehr als 300 Wohnungen
- Sahle Wohnen vermietet bundesweit rund 23.000 Wohnungen, die meisten davon in NRW. Die Häuser in Neumühl hat das Familienunternehmen aus dem Münsterland 2005 von der Wohnungsgesellschaft Rhein-Lippe überkommen und aufwendig saniert. Cornelia Daume spricht von „Revitalisierung“.
- Neben den 313 Wohnungen, darunter einige Seniorenwohnungen, gibt es einen Neubau mit Gemeinschaftsräumen, einer Einrichtung für Beatmungspflege mit 20 Zimmern sowie ein Kundencenter. Zudem verfügt das Sahle-Quartier über eine U3-Betreuung.