Duisburg. Das Duisburger Theater am Marientor war quasi tot – nun ist es so erfolgreich wie lange nicht mehr. Der neue Geschäftsführer lüftet das Erfolgsgeheimnis.
Totgesagte leben länger. Ausgelutschtes Sprichwort, passt aber ganz hervorragend auf das Duisburger Theater am Marientor (TaM). Stürmische Zeiten erlebte das Haus schon kurz nach seiner Eröffnung Mitte der 90er Jahre, es kam aus dem schweren Seegang im Prinzip auch nie wieder raus. Besitzerwechsel, Corona, Musical-Luftschlösser, die schnell in sich zusammenfielen: Spätestens nach dem Ende des Ralph-Siegel-Musicals „N‘ bisschen Frieden“, das nur ein paar Vorstellungen erlebte, war das TaM klinisch tot. Eigentlich.
Denn seit knappen zwei Jahren geht am Marientor ein bunt gemischtes, oft hochklassiges, sogar internationales Programm über die Bühne, als sei nie etwas gewesen. Jazz-Legende Al Di Meola war da, Schlagerstar Vanessa Mai auch, 2025 kommen John Cleese, Bonnie Tyler und Stefan Mross mit „Immer wieder sonntags“, um nur einige zu nennen. Wie ist das denn passiert?
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Theater am Marientor (TaM) in Duisburg: „Dauerbespielung wollen wir nicht mehr“
Die Antwort kennt Jörn Meyer. Erst ist Geschäftsführer der „TaM Vertriebs GmbH“, die das Haus nun verwaltet. Es gehört nach wie vor den Duisburger Zwillingen Marc und Daniel Schäfer. Meyer ist ein alter Hase im Entertainment-Geschäft, er leitet auch Häuser in Bremen und Berlin – doch das TaM liegt ihm genau so am Herzen. „Wo findet man noch so ein Schmuckkästchen“, freut er sich, und erklärt, wie er und sein Team den sprichwörtlichen Karren aus dem Dreck am Marientor gezogen haben.
„Dauerbespielung für viele Jahre wollen wir nicht mehr“, sagt Meyer. „Für drei bis sechs Monate kann das mal funktionieren. Aber dann muss das Produkt stimmig sein und es muss geklärt sein, dass der Veranstalter die finanziellen Mittel hat“, spielt er auf gescheiterte Musical-Produktionen der Vergangenheit an. Heute stehe das TaM für Vielfalt, „wir wollen uns nicht auf ein Genre festlegen“.
Theater am Marientor glänzt wieder: „Der Trick ist Vertrauen“
„Wir sind da unprätentiös. Wir verstehen uns als Mittler, nicht als Intendant im klassischen Sinne einer Programmierung. Was basisdemokratisch vertretbar ist, hat bei uns die Möglichkeit, sich zu präsentieren.“ Und so kommt es dann, dass Bonnie Tyler auf einer Bühne steht, auf der zuvor noch Stefan Mross seine Schlagergrößen präsentierte, dass einen Tag nach „Cindy aus Marzahn“ Monty-Python-Legende John Cleese auftritt.
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Die Idee dahinter – das Geheimrezept, wenn man so möchte – ist der Grund für die Wiederauferstehung des TaM. „Der Trick ist Vertrauen“, erklärt Jörn Meyer, „Erstmal müssen die Künstler, die Manager, das Publikum wieder Vertrauen fassen. Dass das, was da passiert, seriös ist, dass man nur das verspricht, was man auch halten kann.“
TaM als mittelständisches Unternehmen: keine hohen Renditeerwartungen
Jahrelang habe es zudem keinen Anlass gegeben, einfach mal auf gut Glück nachzuschauen, was denn gerade so im Theater am Marientor gespielt wird. „Wir schalten jetzt auch regelmäßig Werbeanzeigen als Haus, wir wollen uns nicht nur auf die Werbemaßnahmen der Veranstalter verlassen, da geht es ja in erster Linie um die Künstler. Wir wollen uns als Haus präsentieren, zeigen, dass wir eine bunte Vielfalt haben.“
Dieses Konzept sei in Duisburg auf einem guten Weg. 120 bis 130 Belegungstage habe das TaM mittlerweile, 150 gilt als Richtwert. „Wir probieren auch Sachen aus, mal funktionieren sie, mal nicht. Das ist ein Dauerlauf, wir bauen das Theater sukzessive wieder auf.“
Ein großer Trumpf, den die neuen Betreiber dabei in der Tasche haben: „Wir haben keine Gesellschafter an Bord, wir sind Mittelstand. Wir freuen uns, wenn alle Gehälter bezahlt sind, und wenn dann am Ende etwas übrigbleibt oder auch ‚nur‘ eine schwarze Null steht, ist das vollkommen okay. Wir sind kein Stock-Market-Unternehmen (börsennotiert, Anm. d. Red.), das irgendwelche extremen Renditeerwartungen hat.“
Es geht doch: Wieso das TaM trotzdem am Rande des Abgrunds stand
Das alles klingt ja nicht nach großem Hexenwerk. Warum also stand das TaM denn dann so oft kurz vor Exitus? „Die Vorgänger haben immer wieder irgendwelche Großproduktionen versucht. Das ist wahnsinnig schwierig, ein sehr kapitalintensives Geschäft. Auf dem Papier klingt das immer super, da gibt es dann Excel-Tabellen, dann spielt man das ein Jahr und dann sind alle furchtbar reich.“
Wenn es dann aber doch nicht funktioniert, wie in Duisburg zuletzt bei „Wallace“ und „N‘ bisschen Frieden“, sind die geplanten Zeiträume trotzdem geblockt. Diese Termine erst nach dem Scheitern der Produktion in die Vermietung zu geben – das ist zu spät.
Theater am Marientor: Die Fehler der alten Betreiber
Andererseits waren es wohl auch zu viele Köche, die den Brei am Marientor in der Vergangenheit verdarben. „Es hat sich keiner klar dazu positioniert, dass er in die Betreiberrolle möchte“, sagt Jörn Meyer. „Die haben alle gehofft, dass es den nächsten König der Löwen in Duisburg gibt, überspitzt gesagt. Mancher wollte sich eher künstlerisch verwirklichen. Die Autark-Gruppe hat versucht, für irgendwelche Investorengruppen ein Bild aufzumalen, was man mit einem klassischen Tourneetheater-Betrieb nicht malen kann.“
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Vielfalt und Abwechslung sind also die Zauberwörter, die das TaM zurück ins Leben geholt haben. „Wir versuchen jeden, der zu uns kommt, glücklich zu machen“, sagt Meyer, „Künstler, Crew und Zuschauer.“ Das „wir“ in diesem Satz sind übrigens nicht nur Jörn Meyer und sein Team in Bremen. „Man kann das Haus nicht per Fernsteuerung aus Bremen managen. Theaterdirektor Andree Jeschka, die Schäfer-Brüder, das Einlassteam, die Techniker – das Hauptteam sitzt in Duisburg.“