Duisburg. Eine schwerbehinderte 74-Jährige braucht dringend einen Sonderparkplatz, wartet aber Monate auf den Ausweis. Jetzt macht sie der Stadt Vorwürfe.

Die Krankenakte von Christine L. aus Duisburg-Homberg spricht Bände. Die 74-Jährige leidet unter Osteoporose, Polyneuropathie und einer fehlgeschlagenen Wirbelsäulenoperation. Sie überstand Gebärmutterhalskrebs mit Hilfe mehrerer Chemotherapien. Vor kurzem der nächste Schock: Die Metastasen haben in die Blase gestreut.

Der Hombergerin fällt das Laufen mittlerweile schwer. Deshalb möchte sie einen Behindertenparkplatz in der Nähe ihrer Wohnung. Obwohl sie schon seit 2018 einen Behindertenausweis besitzt, braucht sie dafür zunächst einen entsprechenden Parkausweis. Diesen beantragte sie im Juli bei der Stadt Duisburg. Doch dabei stößt die 74-Jährige auf einige ungeahnte Hindernisse.

Parkplätze schnell vergriffen: „Ich schaffe die Strecke einfach nicht mehr“

2018 zog die gebürtige Moerserin in eine behindertenfreundliche Wohnanlage am Homberger Moltkeplatz. „Solange ich noch kann, will ich selbstständig leben”, sagt Christine. In einem Heim leben möchte die ehemalige Altenpflegerin nicht. Sie habe dort selbst miterlebt, wie schlecht die Versorgung der Senioren ist.

Christine L. aus Duisburg-Homberg zeigt den Schriftwechsel, den sie mit der Stadt geführt hat. Sie kritisiert: „Es tut sich aber einfach nichts.”
Christine L. aus Duisburg-Homberg zeigt den Schriftwechsel, den sie mit der Stadt geführt hat. Sie kritisiert: „Es tut sich aber einfach nichts.” © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Doch in den vergangenen sechs Jahren verschlechterte sich ihr körperlicher Zustand. Mal eben zum Supermarkt laufen, geht nicht mehr. Ihren Wocheneinkauf kann sie nur noch mit dem Auto erledigen.

Wegen der Parksituation am Moltkeplatz ist sie aktuell auf die Hilfe ihrer Tochter angewiesen. Sobald sie mit dem Auto wegfährt, werde der Parkplatz innerhalb weniger Minuten von jemand anderem belegt. „Ich schaffe die Strecke einfach nicht mehr, wenn ich nicht in der Nähe meiner Wohnung parken kann”, erklärt sie.

Antrag für einen Sonderparkplatz: Warum ein Behindertenausweis nicht reicht

Sie hatte schon vor dem Umzug nach Homberg einen Behindertenausweis, jedoch wird dieser von den Kommunen ausgestellt. Sowohl in Moers als auch in Duisburg erhielt sie ohne große Probleme einen solchen Ausweis.

Doch dieses Dokument reicht nicht aus für die Beantragung eines Behindertenparkplatzes. Stattdessen benötigt sie zunächst einen Parkausweis für Schwerbehinderte – auch „blaue Karte” genannt. Erst danach kann von der Stadt ein entsprechender Parkplatz ausgewiesen werden.

Sonderparkausweis: Duisburgerin wartet seit Juli

Deshalb beantragte sie im Juli den Parkausweis bei der Stadt Duisburg. Seitdem muss die 74-Jährige ausharren. Sobald die Stadt die benötigten medizinischen Unterlagen angefragt hat, sind die Ärzte dazu verpflichtet, diese innerhalb von drei Wochen bereitzustellen.

„Es tut sich aber einfach nichts”, erzählt Christine. Bei jedem Telefonat würden neue Ausreden kommen, warum sie so lange auf die „blaue Karte” warten muss. Selbst den Oberbürgermeister habe sie schon über die Angelegenheit informiert.

Wo wird ein neuer Behindertenparkplatz ausgewiesen?

Falls sie den Parkausweis irgendwann erhält, ist die Frage, ob und wo ein neuer Behindertenparkplatz ausgewiesen wird, weiterhin offen. Dazu sei die Seniorin mit dem Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement im Austausch. Doch auch hier gestalte sich die Kommunikation schwierig.

Der Parkplatz am Moltkeplatz in Homberg: Hier will Christine L. auf einem Sonderparkplatz parken.
Der Parkplatz am Moltkeplatz in Homberg: Hier will Christine L. auf einem Sonderparkplatz parken. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Stadt sieht vor, einen der beiden Taxi-Parkplätze an der Augustastraße in einen Behindertenparkplatz umzuwandeln. Dieser liegt direkt vor der Anlage, in der die 74-Jährige lebt. Außerdem würden die Parkplätze selten von Taxis genutzt, wie Christine berichtet. Allerdings hat sie dort wegen des regen Straßenverkehrs wenig Bewegungsfreiheit.

Deshalb bevorzugt sie einen Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Moltkeplatz. Doch ihr Wunsch würde bei der Stadt auf Unverständnis stoßen. „Ich bin gespannt, wie die Geschichte ausgeht”, sagt die Duisburgerin.

Sonderparkplätze: So geht die Stadt bei der Einrichtung vor

Stadtsprecher Malte Werning erklärt, dass „die Einrichtung von Sonderparkflächen nur unter sehr eng gefassten Voraussetzungen zulässig” ist. Bei den „personenbezogenen Sonderparkplätzen” würden zunächst persönliche und verkehrliche Voraussetzung geprüft und bewertet.

Um auf den konkreten Fall von Christine L. zu antworten, hätte die Verwaltung eine Einwilligung zur Weitergabe ihrer Daten benötigt. Mit Verweis auf ihre Krankheiten sah sich die 74-Jährige jedoch nicht dazu in der Lage, diese auszustellen.

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>> So viele Parkplätze für Schwerbehinderte gibt es in Duisburg

  • In Duisburg gibt es rund 350 allgemeine und 560 personenbezogene Schwerbehindertenparkplätze.
  • Im vergangenen Jahr wurden 475 „blaue Karten” bei der Stadt Duisburg beantragt.
  • Die Prüfung des Antrags auf eine „blaue Karte” erfolgt anhand des Schwerbehindertenausweises. Beinhaltet dieser das Merkzeichen „aG“ oder „Bl“, kann dem Antragsteller der Parkausweis ausgestellt werden, wie die Stadt erklärt.