Duisburg. Eine Verbindungsstraße zwischen Duisburger Ortsteilen ist zu eng, oft wird es gefährlich. Die Stadt hat eine Idee. Doch es gibt laute Kritik.
Sie liegt zwischen einer Bahntrasse und einem Naturschutzgebiet im äußerten Stadtwesten und führt nur an wenigen Häusern in einem Wohngebiet vorbei. Trotzdem ist die Wiesenstraße in Duisburg-Bergheim seit vielen Jahren ein Streitthema im Bezirk und noch dazu eine Quelle ständiger Gefahr für Fußgänger und Radfahrer.
Die Straße ist eng. Kommen sich zwei Fahrzeuge entgegen, muss meist eins ausweichen – auf geschotterte Banketten mit oft tiefen Löchern. Seit zwei Jahrzehnten fordern Anwohner und Lokalpolitiker eine sichere Lösung für die Straße. Doch ein Vorschlag der Verwaltung sorgt nun eher für Streit statt Besserung.
Wiesenstraße im Duisburger Westen ist eine beliebte Abkürzung
Die Ausgangssituation: Die Wiesenstraße verbindet die Bergheimer Ortsteile Winkelhausen und Asterlagen mit Trompet und Oestrum. Neben Fußgängern und Radfahrern sind dort viele Autofahrer Richtung Rumeln oder andersherum Richtung A40 unterwegs – wenn nicht gerade die Auffahrt Homberg gesperrt ist.
Die Straße ist also eine beliebte Abkürzung, die für so viel motorisierten Verkehr aber gar nicht vorgesehen ist, wie Dieter Caspers vom Duisburger Stadtentwicklungsamt sagt. Lange Zeit war sie nur ein Schotterweg neben der 1885 angelegten Bahntrasse. 1955 sei der Wirtschaftsweg dann mal asphaltiert worden. „Dieser Weg hat aber keine Netzfunktion zwischen den Stadt- oder Ortsteilen.“
Wiesenstraße ist zu eng, oft wird es gefährlich
Das Problem: Die Fahrbahn ist nur 4,10 Meter breit. Verwuchert das Grün an der Seite der Trasse, wird es sogar noch enger. Zwei Fahrzeuge kommen kaum aneinander vorbei. Ausweichen können nur diejenigen, die Richtung Trompet unterwegs sind. Auf ihrer Seite gibt es Ausbuchtungen zwischen den Straßenlaternen, die aber nur geschottert sind und in denen sich schnell tiefe Löcher bilden.
Auf der ganzen Straße gilt zwar Tempo 30 und auf einem langen Abschnitt ein Durchfahrtsverbot für Lkw. Doch eng wird es allein, wenn sich zwei Autos entgegenkommen. Ist ein Fahrer schneller unterwegs, wird es gefährlich. Für Radfahrer und Fußgänger sowieso, weil es keinen Fuß- oder Radweg gibt.
Seit über 15 Jahren beantragen die Rheinhauser Bezirksvertreter regelmäßig, dass die Stadt die Wiesenstraße sicherer gestalten soll. Mal forderten sie, parallel zur Fahrbahn einen Fuß- und Radweg anzulegen oder die Straße auf einem weiten Abschnitt ganz als Fahrradstraße auszuweisen. Zudem war immer wieder Thema, die Ausweichbuchten zu verbreitern und zu befestigen.
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Gefahren an der Wiesenstraße: Sind die Autofahrer das Problem?
Dieter Caspers vom Stadtentwicklungsamt hat den Lokalpolitikern nun eine Lösung vorgeschlagen. Er sieht das Problem nicht bei der Fahrbahnbreite, sondern beim Verhalten der Autofahrer: „Bei Tempo 30 würden sie alle schön auf der Spur aneinander vorbeifahren, aber daran hält sich keiner. Der eine fährt zu schnell, der andere weicht aus. Das ist eine Never Ending Story.“
„Bei Tempo 30 würden sie alle schön auf der Spur aneinander vorbeifahren, aber daran hält sich keiner. Der eine fährt zu schnell, der andere weicht aus. Das ist eine Never Ending Story.“
Die Straße zu verbreitern würde nur dazu führen, dass sich noch weniger Fahrer ans Tempolimit halten. Ohnehin sei eine Verbreiterung der Straße nicht möglich, weil auf der einen Seite eine Bahntrasse und auf der anderen ein Landschaftsschutzgebiet liegt. Er meint: „Wir wollen mit der Breite, die heute da ist, zurechtkommen.“
Vorschlag: Teils asphaltierte Ausbuchtungen, teils enge Fahrbahn
Sein Vorschlag: Jede zweite Ausbuchtung soll auf fünf Meter verbreitert und asphaltiert werden. Dafür soll die Fahrbahn an den übrigen Ausbuchtungen auf 4,10 Meter verengt und durch sogenannte Wasserleitbordsteine begrenzt werden. Caspers erklärt: „Hält sich ein Autofahrer dort nicht an die Fahrbahnbegrenzung, fährt er gegen einen abgerundeten Bordstein.“
Es wäre nicht der erste Versuch, die Fahrer an der Wiesenstraße auszubremsen. Zuletzt hat die Stadt auf einem kurzen Straßenabschnitt am Spielplatz in Winkelhausen Rippenplatten am Rand eingebaut, durch die ein Auto rappelt, wenn es darüberfährt. „Der Versuch ist gescheitert“, meint Caspers.
Deswegen schlägt er vor, die Autofahrer mit den erhöhten Bordsteinen dazu zu zwingen, mit der Enge der Fahrbahn zurechtzukommen. Dieter Caspers sagt offen: „Wir versuchen, die Autofahrer ein Stück weit zu erziehen.“
Bezirksvertreter empört: „Was Sie hier planen, ist ein Verkehrschaos“
Die Rheinhauser Bezirksvertreter reagierten kritisch bis empört auf die Idee aus dem Amt für Stadtentwicklung. Allen voran Jörg Schormann, Vorsitzender des Bergheimer SPD-Ortsvereins, machte seinem Unmut Luft: „Was Sie hier planen, ist ein Verkehrschaos.“
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Mit 4,10 Meter komme man heutzutage nicht mehr aus. Würden Abstände zwischen Ausbuchtungen vergrößert, müssten Autos rückwärtsfahren, wenn sie sich begegnen. Zudem werde die Verbindung für Fußgänger, die zum Beispiel mit einem Kinderwagen unterwegs sind, viel unattraktiver, „weil die nicht einfach um die Bordsteine herumlaufen können“.
Der SPD-Mann fasste zusammen: „Ihr Auftrag war, die geschotterte Bankette so zu befestigen, dass man sie befahren kann.“
Dieter Caspers sicherte zu, erneut nach einer anderen Lösung suchen zu wollen. Auf einen asphaltierten Seitenstreifen sollten sich Autofahrer aber nicht zu früh freuen, denn Caspers sagte auch: „Ob wir jede Ausbuchtungen asphaltieren können, müssen wir zuerst prüfen.“