Duisburg. An einer prominenten Kreuzung in Duisburg passieren viele Unfälle mit Radfahrern – vor allem, weil die meist falsch fahren. Welche Strafe droht.
Zwei Bildzeichen in grellem Gelb schmücken jetzt die Fahrradspuren der Friedrich-Ebert-Brücke in Duisburg. Sie zeigen einen Radfahrer in einem Dreieck, darunter steht in Großbuchstaben: „Falsche Seite“. Die Krux am Piktogramm ist jedoch: Wer es lesen kann, fährt falsch. Und zahlt 20 Euro Strafe, wenn die Polizei hinschaut.
Vor der Brücke auf Homberger Seite, wo sich Rheindeichstraße und Königstraße kreuzen, passieren viele Unfälle, bei denen vor allem Radfahrer zu Schaden kommen. Die Stadt und Polizei wollen nun dagegen vorgehen und die Kreuzung sicherer machen. Dafür müssen Radfahrer nun umdenken und vor allem: sich an die Regeln halten.
Knotenpunkt in Duisburg: Darum wird es hier oft gefährlich
Viele nutzen nämlich verbotenerweise die Spur auf der linken Seite, wenn sie mit ihrem Zweirad über die Brücke nach Homberg fahren. So beobachten es Polizei und Stadt. „Autofahrer, die von der Königstraße nach rechts auf die Brücke abbiegen, rechnen aber damit, dass Radfahrer nur von links kommen“, erklärt Lennart Klaas von der Polizei-Direktion Verkehr.
Zwar müssten Autofahrer kontrollieren, dass von beiden Seiten niemand kommt. Sie seien an der Stelle daher meist die Hauptverursacher der Unfälle, wenn sie Radlern die Vorfahrt nehmen, die von rechts kommen. „Trotzdem sind Radfahrer, die auf der falschen Seite fahren, ein unfallfördender Faktor“, meint Klaas.
An der Kreuzung sei es seit 2021 zu 16 Unfällen mit Personenschaden gekommen, an denen mindestens ein Radfahrer beteiligt war. „14 Mal davon war der Radfahrer auf der falschen Seite unterwegs“, so Klaas. Tödlich verunglückt sei niemand. Die Polizei bezeichnet den Knotenpunkt als Unfallhäufungsstelle. Davon gebe es etwa 60 auf dem Duisburger Stadtgebiet.
Radler auf der falschen Spur: „Man kommt nur umständlich über die Straße“
Warum viele Radler Richtung Homberg die falsche Spur nutzen, kann Herbert Fürmann vom ADFC Duisburg erklären: „Viele wollen in die Königstraße abbiegen, um am Rhein entlang oder nach Homberg zu fahren, aber hinter der Brücke kommt man nur umständlich über die Straße.“
Eine Querung gibt es dort nicht. Radfahrer dürfen zwar absteigen und ihr Zweirad über die Straße schieben. „Das ist beim Verkehr auf der vierspurigen Straße aber höchstens am Wochenende möglich, sonst kommt man gar nicht rüber“, weiß Fürmann.
Langes Warten an der Ampel – oder Umweg über eine Schleife
Wer wirklich sicher und vorschriftsgemäß über die Straße will, muss auf der rechten Spur ein ganzes Stück weiter bis zur Kreuzung an der Ruhrorter Straße fahren, denn erst dort gibt es eine Ampel. Wie lange Radler hier warten, hat der ADFC-Vorstandssprecher beim Hinweg zum Ortstermin selbst gemerkt: „Ich habe bestimmt zwei Minuten gewartet, ehe ich Grün hatte. Das ist zu lange.“
Auf Ruhrorter Seite führt eine Schleife unter der Brücke entlang. Dort könnten Radfahrer auf die andere Straßenseite gelangen. Doch auch hier hat Herbert Fürmann Kritikpunkte: „Der Radweg erfüllt hier in der Breite nur die Standards der 50er Jahre.“ Der Trennstreifen und die Spur seien zu schmal und am Wochenende oft zugeparkt. „Außerdem ist es vielen Fahrern zu aufwendig, die Schleife zu benutzen.“
Verstöße von Radfahrern: „Die meisten reagieren verständnislos“
Das belegen auch die Erfahrungen von Polizist Patrick Ziaja aus dem Verkehrsdienst. Er habe allein seit Mitte April zehnmal den Radverkehr an der Ebert-Brücke kontrolliert. Im Schnitt stellen seine Kollegen und er sechs Verstöße pro Stunde fest.
Drei Viertel der Verkehrssünder würden zugeben, dass sie wissen, auf der falschen Spur unterwegs zu sein. „Viele beschweren sich dann aber über die Ampelschaltung oder darüber, dass der Radweg vor der Brücke zugeparkt ist“, sagt Ziaja.
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20 Euro für das Vergehen zahlen zu müssen – „darauf reagieren die meisten verständnislos, vor allem Pendler, die regelmäßig über die Brücke fahren“. Einsichtiger seien Radler, die nicht ortskundig sind. „Und kaum einer, der gegen die Vorschrift verstößt, ist unter 30 Jahre alt“, erklärt er.
Polizei will Knotenpunkt regelmäßig kontrollieren
Um die Radfahrer auf das Rechtsfahrgebot hinzuweisen, haben Polizei und Stadt nun die Bildzeichen auf die Radwege gesprüht. Die Polizei will bis Ende Juni vermehrt überprüfen, ob sich Radler an die Regeln halten.
Zudem will die Stadt die Kreuzung sicherer gestalten. Lange mussten Autos, die von der Königstraße in die Rheindeichstraße abbiegen, nur Vorfahrt gewähren – mittlerweile steht dort ein Stopp-Schild. Außerdem markieren nun Sichtzeichen, dass man aus der Königstraße nicht nach links in die Rheindeichstraße und von der Rheindeichstraße nicht nach links in die Königstraße abbiegen darf.
Ist eine Ampel an der Friedrich-Ebert-Brücke möglich?
Weitere Maßnahmen seien geplant, berichtet Jörg Kastner von der Verkehrsbehörde: „Die Radführung wird näher an die Rheindeichstraße gelegt, dafür muss der Bordstein abgesenkt werden.“ Dadurch werde der Radweg gerade und Radler seien für Autofahrer besser zu sehen. Bisher erschwert nämlich Gebüsch vor der Brücke die Sicht auf die Radspur.
Die Schleife auf Ruhrorter Seite durch eine Querung direkt an der Brücke zu ersetzen, sei bislang „aufgrund der Verkehrsbelastungszahlen nicht möglich“ gewesen, meint Kastner. Die Stadt prüfe aber, ob eine Ampel direkt hinter der Brücke auf der Homberger Seite errichtet werden kann. „Ob Fundamente im Boden hier möglich sind, ist aber noch unklar.“
>> Wann ein Verkehrspunkt als Unfallhäufungsstelle gilt
- Die Polizeibehörden in NRW untersuchen, wo es besonders gefährliche Stellen und Strecken im Straßenverkehr gibt, um die Gefahren zu bekämpfen.
- Überschreitet die Zahl gleicher Unfallarten an einem Ort bestimmte Richtwerte, gilt er als Unfallhäufungsstelle oder -linie, wie das Innen- und Verkehrsministerium NRW erklären.
- Passieren mindestens drei schwere Verkehrsunfälle mit Sachschaden, Verletzten oder Toten innerhalb eines Jahres am selben Knotenpunkt, bezeichnet ihn die Polizei als Unfallhäufungsstelle. Dabei müssen die Unfallarten die gleichen sein.
- Ebenso gilt ein Punkt als Häufungsstelle, wenn dort innerhalb von drei Jahren mindestens fünf Unfälle mit verletzten oder drei Unfälle mit schwerverletzten oder getöteten Personen festgestellt werden.