Duisburg. Der Rat soll zustimmen, dass in Duisburg für knapp 5,2 Mio. Euro eine Holz-Konstruktion gebaut wird. Wo sie stehen soll und was es damit auf sich hat.

Die Internationale Gartenausstellung (IGA) soll 2027 Hunderttausende ins Ruhrgebiet locken – und auch nach Duisburg, wo in Hochfeld mit dem „Zukunftsgarten“ eine der Hauptattraktionen entsteht. Die Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD) schlagen vor, für das Ausstellungsgelände als Eingangsgebäude einen wiederverwendbaren Pavillon zu errichten. Die Kosten für das hölzerne Konstrukt: immerhin fast 5,2 Millionen Euro.

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Nun soll der Rat dem Bau des Eingangspavillons Anfang Dezember zustimmen. In der Beschlussvorlage erläutern die WBD, die in Duisburg die IGA-Projekte mit der IGA gGmbH koordinieren, warum Duisburg den kostspieligen Pavillon benötige: „Die örtliche Situation in Duisburg“ ohne Gebäude im Rheinpark stelle den Standort „im Hinblick auf die Konkurrenzfähigkeit vor eine besondere Herausforderung“. Schließlich werde es an den anderen beiden Hauptstandorten der Metropole-Ruhr-IGA – in Dortmund und Gelsenkirchen – auch Eingangsgebäude geben (siehe Infobox).

IGA Metropole Ruhr 2027: Eingangspavillon soll „Duisburger Wahrzeichen“ werden

Mit dem Eingangspavillon solle neben dem Rheinpark „ein weiteres Duisburger Wahrzeichen“ mit „entsprechender architektonischer Strahlkraft“ entstehen. Der vom Duisburger Architekturbüro Druschke und Partner entworfene Bau vereine „innovative Architektur und nachhaltiges Design“, werben die WBD. Darüber hinaus soll sich der Pavillon „bis zu seiner Nachnutzung zu einem verknüpfenden, städtebaulichen Element zwischen Hochfeld und Rheinpark entwickeln“. Der Standort, der zentraler Ankunftsort und Eingang der Ausstellungsfläche wird, liegt neben der Wanheimer Straße unweit der Ecke Wörthstraße (siehe Luftbild).

Der Eingangsbereich der IGA 2027 mit dem Pavillon ist an der Ecke Wanheimer Straße/Wörthstraße geplant (rote Markierung). Im Bildvordergrund rechts soll das Wohnquartier Rheinort entstehen.
Der Eingangsbereich der IGA 2027 mit dem Pavillon ist an der Ecke Wanheimer Straße/Wörthstraße geplant (rote Markierung). Im Bildvordergrund rechts soll das Wohnquartier Rheinort entstehen. © Foto Bernd Uhlen, ©Stadt Duisburg | Bernd Uhlen

Das „beeindruckende Pilzstützendach“ der Konstruktion, das aus Holz bestehen und CO₂-Speicher sein soll, werde nicht nur einen Begegnungs- und Informationsort überdachen. Der Bau soll obendrein „von den Besuchern als zukunftsweisendes Beispiel für eine nachhaltige Landmarke wahrgenommen werden“. Mehr noch: „Die Kombination aus natürlichen Materialien und innovativer Architektur macht den Pavillon zu einem Ort, der sowohl funktional als auch ästhetisch begeistert“, schwärmen die Auftraggeber.

„Tankstellenüberdachung“: Grünen-Politikerin findet ursprünglich angedachten Bau attraktiver

Weniger begeistert zeigten sich im Ausschuss für Stadtentwicklung die Grünen. Für deren Fraktion kritisierte Kathrin Selzer, ein ursprünglich von Ex-Umweltdezernent Matthias Börger vorgestelltes, recyclebares Gebäude aus den Niederlanden sei „wesentlich attraktiver“ als der neue Entwurf. Dieser erinnere an eine „Tankstellenüberdachung“.

Denn das große Flachdach hat in acht Metern Höhe Außenmaße von 60 Metern Länge und 20 Metern Breite. Es soll auf sechs Stützen ruhen. Die Dachhaut sei lichtdurchlässig, erläutern die Wirtschaftsbetriebe: „Zur Kosteneinsparung wird ein transparentes Wellmaterial aus Polycarbonat verwendet, das sich durch seine Kosteneffizienz, Leichtigkeit, Langlebigkeit und UV-Beständigkeit“ auszeichne. Das über das Dach gesammelte Regenwasser solle zur Bewässerung der Grünflächen eingesetzt werden.

Der hölzerne Eingangspavillon für die IGA 2027 in Duisburg soll laut Wirtschaftbetrieben „für eine ökologische, nachhaltige, leichte und recyclebare Architektur stehen“.
Der hölzerne Eingangspavillon für die IGA 2027 in Duisburg soll laut Wirtschaftbetrieben „für eine ökologische, nachhaltige, leichte und recyclebare Architektur stehen“. © Wirtschaftsbetriebe Duisburg | Druschke und Grosser Architektur

Neubaugebiet Rheinort: „Bauliche Entwicklung nicht absehbar“

Während der IGA sollen unter dem Holzdach auch der Ticket-Verkauf und ein Merchandise-Shop untergebracht werden. Die Dachkonstruktion soll ein Jahr vor der Eröffnung der Ausstellungsfläche fertig werden, damit genug Zeit für die Gestaltung des Vorplatzes bleibt.

Dass im Rheinpark kein Empfangsgebäude steht, wussten die IGA-Macher freilich, aber der Duisburg-Plan, mit dem sich der Regionalverband Ruhr (RVR) beworben hatte, ging nicht auf. Vorgesehen war ursprünglich ein temporäres Gebäude, es sollte nur für die IGA auf- und danach abgebaut werden.

Aber: „Im Zuge der weiteren Konkretisierung des Gesamtevents wurde deutlich, dass insbesondere unter den Aspekten der Finanzbudgets und Wirtschaftlichkeit das temporäre Gebäude nicht umgesetzt werden kann“, schreiben die WBD in der Beschlussvorlage. Es soll demnach zu teuer sein.

Hintergrund: Auf dem Gelände soll nach der IGA das Wohn- und Arbeitsquartier „Rheinort“ entstehen. Der Projektentwickler, die DLE Land Development GmbH, hätte ein von der IGA Metropole Ruhr gGmbH errichtetes Gebäude für die Gartenausstellung zur Verfügung gestellt, erläutert Simone Sass für die WBD. Aber die Rechnung ging nicht auf, hier haben sich IGA-Macher und Grundstücksbesitzer offenbar (finanziell?) nicht einigen können. Das liege auch an der „nicht absehbaren baulichen Entwicklung Rheinorts“, so Sass.

Wo soll der Holz-Pavillon nach der IGA stehen?

Die Planänderung: Der nun geplante Pavillon soll „als IGA-Marke“ zwar der Auftakt der Rheinort-Entwicklung sein, so die WBD-Argumentation, als Einzelstück könne er jedoch unabhängig von der Flächenentwicklung auf dem Rheinort-Gelände geplant und umgesetzt werden.

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Nachhaltig sei der Pavillon auch deshalb, weil er so konzipiert sei, dass er nach der IGA ab- und anderswo wieder aufgebaut werden könnte. Die Konstruktion könne später als „überdachter Pausenbereich“, Mensa oder Aula einer Schule, ebenso als „Quartiers-Hub“ in einem Stadtteil dienen, erklären die Wirtschaftsbetriebe in der Beschlussvorlage. Auch im Quartier Rheinort werden eine Kita und eine Schule entstehen. Aber: „Eine Entscheidung über die weitere Nutzung kann zu einem späteren Zeitpunkt getroffen werden.“ Die Unterbauten für die IGA (Kassenbereich, WC-Anlage, Schließfächer, Aufenthaltsräume) werden nach der Ausstellung abgebaut.

>> IGA Metrople Ruhr 2027: Acht Gesellschafter, drei Zukunfts

  • Die Internationale Gartenausstellung wird 2027 erstmals im Ruhrgebiet ausgetragen. Die erste interkommunale IGA in Nordrhein-Westfalen soll getragen werden vom Regionalverband Ruhr (RVR), den 53 Kommunen und vier Kreisen des Ruhrgebiets, der Emschergenossenschaft und dem Land NRW.
  • Gesellschafter der IGA Metropole Ruhr 2027 gGmbH sind der RVR (50,2 %), die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft (13 %), die Städte Dortmund (13,1 %), Duisburg (10,7 %) und Gelsenkirchen (5,9 %), Bergkamen (1,4 %), Lünen (1,4 %) und der Kreis Recklinghausen (4,3 %).
  • Der Zutritt zu den drei Haupt-Eventstandorten wird kostenpflichtig sein: das Emscher-Gebiet in Dortmund, der Nordsternpark in Gelsenkirchen und der Rheinpark in Duisburg. Die drei „Zukunftsgärten“ sind Leistungsschauen des Gartenbaus.
  • Für den jeweiligen Eingangsbereich werden in Dortmund vorhandene Anlagen saniert. In Gelsenkirchen wird ein neues Gebäude als Ergänzung der Versorgungsinfrastruktur des Amphitheaters errichtet.
  • So informieren die Veranstalter: www.iga2027.ruhr / www.iga2027-duisburg.de