Duisburg. Der neue Besitzer will an der Treppe im Innenhafen viele Wohnungen bauen. Sein Antrag offenbart, welche Gebäude, Geschäfte und Angebote er plant.

  • Gemischtes Quartier mit sechs Gebäuden im Innenhafen geplant
  • Vorhaben: 55 % Wohnen, 45 % gewerbliche Nutzung
  • Vier Wohntürme, Hotel und „Shortstay Apartments“ an der Eurogate -Treppe
  • Politik entscheidet im November

An der berühmt-berüchtigten Eurogate-Treppe im Innenhafen sollen zahlreiche Wohnungen entstehen – sogar ein Wohnturm, aber fast keine Büros. Diesen neuen Plan hat der Eigentümer des etwa 1,2 Hektar großen Wassergrundstücks hinter der Stufenpromenade der Stadtverwaltung vorgelegt. Bernd Kolkmann (BKI-Gruppe) hat nun mit seiner „Am alten Holzhafen GmbH“ einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan beantragt. Für die Pläne, mit denen sich BKI im Bieterverfahren 2022 durchgesetzt hatte (überwiegend Büros, Gastronomie, Hotellerie), wäre kein Bebauungsplan notwendig gewesen (siehe Infobox unten).

Das neue Vorhaben aber diskutieren im November der Rat und die Bezirksvertretung Mitte. Die Kommunalpolitiker müssen den BKI-Plänen zustimmen. In dem Quartier sieht der Antrag 55 Prozent Wohnen und nur noch 45 Prozent gewerbliche Nutzungen vor. Wir stellen die bislang bekannten Details vor.

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Eurogate-Treppe im Innenhafen: Wie viele Gebäude sind geplant?

Der eingereichte Entwurf sieht weiterhin ein Ensemble aus sechs Gebäuden an der Stufenpromenade vor. Die Baukörper sollen im ersten Obergeschoss durch eine durchgehende, begrünte Ebene verbunden werden. Darunter sollen im Erdgeschoss „öffentliche nutzbare Wegebeziehungen“ entstehen.

Die Eurogate-Treppe im Innenhafen. Der neue Besitzer des Grundstücks hinter der skandalumwobenen Stufenpromenade plant dort den Bau von zahlreichen Wohnungen.
Die Eurogate-Treppe im Innenhafen. Der neue Besitzer des Grundstücks hinter der skandalumwobenen Stufenpromenade plant dort den Bau von zahlreichen Wohnungen. © WAZ | pw

Die Höhen der Gebäude steigen von West nach Ost an. Im Westen wird bei zwei sechsgeschossigen Gebäuden die Höhe des Nachbargebäudes „Five Boats“ aufgenommen. Das höchste der sechs Holzhafen-Häuser steht am südöstlichen Ende der Treppe (Straße: Am Innenhafen), es soll zehn Stockwerke haben und als „markanter Abschluss Richtung Innenstadteingang“ wirken.

In der Mitte der bogenförmigen Treppenanlage, so erläutert Projektentwickler Kolkmann im Antrag, „weichen die Baukörper bewusst von den gebauten Stufen zurück, um Platz für Nutzungen im Außenbereich wie zum Beispiel Gastronomie zu bieten“. Die Eurogate-Treppe könne in die Gestaltung miteinbezogen werden, Sitzmöglichkeiten auf den Stufen seien denkbar.

Wo sollen die Wohnungen untergebracht werden?

Wohnungen sind zum einen in den drei westlichsten Gebäudeteilen 1 bis 3 jeweils ab dem ersten Obergeschoss geplant: in den Bauteilen 1 und 2 auf fünf Etagen, im ein Stockwerk höheren Gebäude 3 auf sechs Etagen (siehe Grafik unten).

Wohnen mit Blick aufs Wasser: In vier der sechs Gebäude sollen vor allem Wohnungen entstehen.
Wohnen mit Blick aufs Wasser: In vier der sechs Gebäude sollen vor allem Wohnungen entstehen. © Structurelab Architekten

Auch das höchste Gebäude im Osten der Kurve (Bauteil 6) soll nach den Plänen des Entwicklers für Wohnungen reserviert sein. Um wie viele Wohnungen es sich insgesamt handelt und ob diese später zu mieten oder kaufen sein werden, ist im Antrag nicht erläutert.

Welches Gewerbe soll angesiedelt werden?

Dazu zählen ein Hotel und „Short Stay Apartments“. In der Tourismusbranche spricht man bei einem Aufenthalt von unter vier Wochen von einem „Short Stay“, also einem Kurzzeitaufenthalt. Es könnte sich jedoch auch um möblierte Wohnungen für längere befristete Aufenthalte handeln – das Konzept erklärt das nicht.

Darüber hinaus sollen Bars, Fitness- und Wellness-Angebote, Co-Working-Bereiche (also Büros), Konferenz- und Seminarräume, eine private Kindertagesstätte, ein kleiner Lebensmittelsupermarkt mit einem Sortiment für den täglichen Bedarf sowie ein Bäcker, Cafés und Restaurants entstehen.

Der Entwurf für die Bebauung an der Eurogate-Treppe mit den vom Grundstückseigentümer geplanten Nutzungen.
Der Entwurf für die Bebauung an der Eurogate-Treppe mit den vom Grundstückseigentümer geplanten Nutzungen. © Structurelab Architekten

Wo sollen Gastronomie und Gewerbe einziehen?

In den Erdgeschossen der sechs Bauteile sollen untergebracht werden (von Westen nach Osten): Kita und Café (Bauteil 1), Fitness- und Wellness-Angebote (2), Co-Working Spaces, Konferenz-/ Seminarräume (3), Restaurants/Bars (4/5) sowie der kleine Supermarkt und eine Bäckerei bzw. ein Café (6). Vor diesen Angeboten sollen zum Hafenbecken ausgerichtet „großzügige, lebendige Flächen mit hoher Aufenthaltsqualität“ entstehen.

Das Bauteil 4 (sechs Etagen) wäre laut Entwurf für das Hotel reserviert. Im höheren Bauteil 5 sollen auf den Stockwerken 1 bis 8 die „Shortstay Apartments“ untergebracht werden. Diesen räumt der Entwurf also mehr Platz als dem Hotel ein.

Wo sind Parkplätze geplant?

Die erforderlichen Stellplätze plant der Bauherr in einer eingeschossigen Tiefgarage unter den Gebäuden. Zudem seien nördlich der Bauten Stellplätze vorgesehen. Laut Kolkmann könnten „über den nachzuweisenden Bedarf hinaus“ Parkplätze auf dem gegenüberliegenden Grundstück Am Unkelstein umgesetzt werden.

Auf den Fassaden und vor allem auf den Dächern sollen sich Pflanzen ausbreiten.
Auf den Fassaden und vor allem auf den Dächern sollen sich Pflanzen ausbreiten. © Structurelab Architekten

Soll ökologisch gebaut werden?

Ziel der Planung sei „ein möglichst klimaneutrales Energiekonzept“, heißt es im Antrag. Die Flächen sollen ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. Die vom Innenhafen abgewandten Seiten der obersten Dachflächen sollen begrünt und mit Photovoltaikanlagen belegt werden.

Im ersten Obergeschoss, so der Bauherr, könnten auf den Dachflächen, die die Gebäude verbinden, „private und gemeinschaftliche Freibereiche“ mit Blick aufs Wasser entstehen. „Die Flächen sollen neben Dachterrassen auch begrünte Bereiche erhalten.“ Auf den oberen Dächern seien „Pflanzkästen mit kletternden und vertikal wachsenden Pflanzen zur Fassadenbegrünung im Sinne eines klimaangepassten Stadtbausteins“ möglich. Die Bepflanzung auf den Freiflächen nördlich der Gebäude solle sommerlicher Hitze entgegenwirken.

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Was ist zur Gestaltung der Gebäude bekannt?

Die Fassaden sollen eine „klare vertikale Struktur“ haben. Für die einzelnen Baukörper sind „leicht unterschiedliche“ Farben bzw. Materialien vorgesehen. Der Bauherr wirbt: „Harmonisch aufeinander abgestimmte Farbtöne sorgen für ein ganzheitliches, zusammenhängendes Ensemble und vermitteln zwischen der modernen Architektur der direkt angrenzenden Bestandsgebäude im Westen und den historischen Speichergebäuden mit den roten Ziegelfassaden im Osten.“ Auch Holzpaneele könnten als Bezug zum Alten Holzhafen eingebaut werden.

Nach Süden, zum Hafenbecken hin, sei „eine lebendige Fassadenstruktur“ mit Grünflächen und Balkonen vorgesehen. Das höchste Gebäude am östlichen Ende der Treppe soll als „Fenster zur Stadt“ eine transparente Fassade erhalten.

Die Gebäude steigen von Westen nach Osten an, davor soll Platz für gastronomische Angebote sein.
Die Gebäude steigen von Westen nach Osten an, davor soll Platz für gastronomische Angebote sein. © Structurelab Architekten

>> Weiteres Vorgehen

  • Wohnungen hatten in der letzten Lücke des Innhafens bereits die „Die Developer“ geplant, die nach gescheiterten Verhandlungen um die Kosten für die Kampfmittel-Sondierung 2020 ausgestiegen waren. Die Stadt hatte mit dem Investor 2017 bereits ein Bebauungsplanverfahren eingeleitet, aber nicht bis zum Satzungsbeschluss durchgeführt.
  • Da sich das neuerdings von BKI angestrebte Konzept von den damaligen städtebaulichen Zielsetzungen unterscheidet, muss der alte Aufstellungsbeschluss aufgehoben werden.
  • Im Entwurf des neuen Flächennutzungsplanes ist das Areal als Sondergebiet Dienstleistung dargestellt.
  • Die Stadt schlägt vor, den notwendigen Bebauungsplan in der Prioritätenliste unter Position 5 zu führen – hinter Duisburger Dünen (1.), Technologiequartier Wedau-Nord (2.), Umgehungsstraße Hochfeld (3.) und Rheinort (4.)

>> Verwaltung sieht etliche Kriterien erfüllt

  • Der Beirat für Stadtgestaltung beschäftigte sich 2016 bereits mit den Plänen für das später gescheiterte Projekt „The Curve“. Laut Verwaltung berücksichtige das neue städtebauliche BKI-Konzept folgende damalige Empfehlungen des Beirats:
  • Es ist wie damals „ein Mix von Wohnen und gewerblichen Nutzungen geplant. Eine begrünte, durchgehende Ebene […] erreicht einen gestalterischen Zusammenhang sowie funktionale Vorteile.
  • Im Erdgeschoss sind besonders kommunikative und öffentliche Nutzungen […] vorzufinden; im 1. OG hingegen private, gemeinschaftliche Bereiche mit direktem Wasserbezug.
  • Die geplanten Gebäude berücksichtigen in Bezug auf ihre bauliche Höhe den umliegenden Stadtraum.“
  • Der Beirat werde im Zuge des Bauleitplanverfahrens erneut beteiligt.

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