Duisburg. Schrottplatz-König Fred Bauhaus starb überraschend. In seinem Duisburger Revier wird er schmerzlich vermisst. Wie es ohne die Kultfigur weitergeht.

Es ist noch alles da. Der Schreibtisch mit den Schlüsseln, die Nummern mit Edding an die Containerwand geschrieben, das Telefon, das ständig klingelt. Aber Fred nicht mehr. Alfred „Fred“ Bauhaus, Duisburger Schrottplatzkönig, Star seiner eigenen Serie, ehrliche Haut und Kultfigur starb Anfang August unerwartet im Alter von 66 Jahren. Ali schaut aus dem Container, der hier, auf dem Schrottplatz von Autoverwertung Bauhaus in Wanheim, das Büro ist. „Ich habe das ganz lange nicht realisieren können, dass Fred nicht mehr da ist“, seufzt er. „Ich gucke heute noch manchmal aus dem Fenster und frage mich: Wo bleibt der?“

Auch interessant

Ali, Freds Schwiegersohn und seit 20 Jahren Angestellter, führt den Schrottplatz seit dem 1. Oktober, „Ich habe mich selbstständig gemacht, viel telefonieren, viel ändern. Es geht im Prinzip so weiter. Nur, dass ich jetzt Chef bin.“ Autoverwertung Bauhaus ohne Fred, wie geht das denn? Ihm sei schon klar, sagt der 41-Jährige, dass er Fred nicht ersetzen könne, aber ein bisschen etwas von seinem Schwiegervater stecke natürlich auch in seinem Führungsstil. „Fred war ja der beste Lehrmeister, den man haben kann.“

Duisburger Schrottplatz-König Fred Bauhaus ist tot: So geht es mit seinem Recih weiter

Trotzdem wird sich etwas ändern, in den heiligen Hallen, in denen sich die Autoteile bis unter die Decke stapeln. „Ich möchte ein bisschen was erneuern, ein bisschen was schmücken“, sagt Ali, „die Halle neu verkleiden, einen neuen Zaun bauen. Fred hat ja 50 Jahre nichts gemacht hier, er mochte das eben so.“ Auch die „Ware“ will Ali ein wenig in die Gegenwart holen, in Form von Autos neuerer Baujahre. „Die Leute freuen sich, wenn sie bei uns alte Autoteile finden. Aber wenn du bei 200, 300 Anrufen am Tag oft sagen musst, dass du die neueren Teile nicht hast, dann verlierst du auch Geld.“

An alter Wirkungsstätte, in neuer Funktion: Ali hat nach dem Tod seines Schwiegervaters Fred Bauhaus dessen Schrottplatz in Duisburg übernommen.
An alter Wirkungsstätte, in neuer Funktion: Ali hat nach dem Tod seines Schwiegervaters Fred Bauhaus dessen Schrottplatz in Duisburg übernommen. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Viel Veränderung also bei Autoverwertung Bauhaus – der Name bleibt natürlich – aber noch nicht jetzt. „Aus Respekt habe ich noch nichts geändert. Ich traue mich noch nicht, die Sachen anzufassen. Fred war einfach Kult, auch jetzt kommen beinahe täglich Leute, die einfach mal gucken wollen.“ Freds Büro, diesen legendären Baucontainer, will Ali deswegen langfristig zu einer Art Museum verwandeln. „Der Plan ist, den Container quasi auf mein neues Büro zu stellen, damit die Leute hochgehen können und gucken. Aber das ist auch noch Arbeit für die Zukunft.“

Fred ist tot: Die Trauer sitzt auf dem Schrottplatz tief in den Knochen

Vielleicht ist die Zeit einfach noch nicht reif. Wie Ali sitzt auch seinen Mitarbeitern der Schock noch tief in den Knochen. Klaus zum Beispiel. Der ist ein alter Freund von Fred, gemeinsam haben sie die Ausbildung bei Mercedes absolviert, sich danach aus den Augen verloren – und später wiedergefunden. Seit er Rentner ist, hilft Klaus ein bisschen aus auf dem Schrottplatz. Gerade hat er einen Polo 86c auf den Hof gefahren, jetzt lehnt er an Freds Schreibtisch. Darüber, dass er durch die Youtube-Serie, die nun auch ohne Fred weitergeht (siehe Infobox), selbst ein bisschen prominent geworden ist, möchte er gerade gar nicht so gerne nachdenken. „Prominent“, murmelt er betrübt, „da hör’ ich direkt den Fred sprechen.“

Alles bleibt anders: Ali hält das Andenken seines Schwiegervaters, Kultfigur Fred Bauhaus, in Ehren – will auf dem Duisburger Schrottplatz von „Autoverwertung Bauhaus“ aber auch einiges ändern.
Alles bleibt anders: Ali hält das Andenken seines Schwiegervaters, Kultfigur Fred Bauhaus, in Ehren – will auf dem Duisburger Schrottplatz von „Autoverwertung Bauhaus“ aber auch einiges ändern. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Obwohl auf dem Hof schon wieder ganz normal gearbeitet wird, ist die Trauer um Fred Bauhaus, dieses Unikat, diesen echten Typen, zwischen ausgeschlachteten Autos und Ersatzteilen ganz deutlich spürbar. Wochen vor seinem Tod ging Fred mit Schmerzen in der Herzgegend zum Arzt, erzählt Ali. Dann ging es ganz schnell, Operation, zwei Stents gesetzt. „Danach war Fred nicht mehr derselbe. Er ist quasi um 20 Jahre gealtert und hatte keinen Bock mehr zu arbeiten – das war bei ihm eigentlich unvorstellbar.“ Nur wenige Tage später starb Fred Bauhaus an einem Herzinfarkt.

Fred, das Original: wohlige Erinnerungen an einen echten Typen

Schrottplatzkönig Fred ist in den Gedanken des Teams immer präsent, keine Frage. Aber nicht immer nur verbunden mit Wehmut und Trauer. Ali muss unvermittelt grinsen, als er davon erzählt, wie sein Schwiegervater ihn vor 20 Jahren auf den Schrottplatz geholt hat. „Nach meiner Ausbildung bei ATU hab ich erstmal auf dem Bau gearbeitet. Eines Tages stand Fred auf der Baustelle und hat gerufen: ‚Komm, mach fertig, und danach kommst du zu mir.‘“ Ali wollte eigentlich gar nicht, und war sich ziemlich sicher, dass er es nicht mal zwei Wochen aushält. Aber weil er seinen Schwiegervater nicht enttäuschen wollte, gab er ordentlich Gas und Fred höchstselbst fällte das Urteil: „Der bleibt hier.“

+++ Folgen Sie der Duisburger Lokalredaktion auf Instagram +++

Jetzt sitzt Ali dort, wo Fred so lange saß, führt das Geschäft weiter und hält seinen Schwiergervater in Ehren. Aber es ist doch noch irgendwas anders, denkt man sich, und dann fällt es wie Schuppen von den Lungen: Die Luft ist so ungewöhnlich sauber. „Hier wird nicht mehr geraucht“, erklärt Ali, anders als zu Zeiten, in denen Fred noch am Drücker war. „Wenn einer gefragt hat, ob er hier qualmen darf, war Freds Antwort immer dieselbe: ‚Rauchen ist Pflicht.‘“ Im Aschenbecher neben dem Schreibtisch liegen noch die Zigarettenstummel des Schrottplatzkönigs. „Da wollte ich noch nicht rangehen“, sagt Ali. Dann klingelt das Telefon. „Autoverwertung Bauhaus, guten Tag.“

>> YOUTUBE-SERIE ÜBER DAS DUISBURGER SCHROTTPLATZLEBEN GEHT WEITER

  • „Freds Revier“, die Doku-Serie auf Youtube, die Fred Bauhaus in ganz Deutschland zur Kultfigur gemacht hat, geht nun auch ohne den Schrottplatzkönig weiter.
  • Gemeinsam mit dem Produzenten, sagt Ali, habe man lange darüber nachgedacht. „Aber das sind wir den Fans schuldig.“
  • Zum Abschied von Fred gibt es auf youtube.com zwei Best-of-Folgen mit Freds schönsten Momenten – mit einer Gesamtlänge von über zwei Stunden.