Duisburg. Zwei Menschen sterben in einer Wohnung in Duisburg-Rahm. Nachbarschaft erlebt in dem sonst ruhigen Viertel bange Stunden und Ausnahmesituationen.
Für die Nachbarschaft an den Straßen An der Huf und Am Weidengraben in Duisburg-Rahm waren es bange Stunden: Hier, im südlichsten Zipfel Duisburgs, starben am Freitagabend zwei Menschen. Zu den Details und Hintergründen hielten sich Polizei und Staatsanwaltschaft zunächst bedeckt.
Am Samstagmorgen war dann klar: Ein Mann hat seine Frau und sich selbst getötet. Bei den Toten handelt es sich um ein Ehepaar, beide Partner waren Ende 60. Die Staatsanwältin nennt es „erweiterten Suizid“. „Eine Tragödie“, nennen es Nachbarn. „So etwas haben wir hier noch nie erlebt. Wir sind ein Stück weit schockiert“, sagt eine Anwohnerin. Eine Familie berichtet, am Freitagnachmittag habe sich ein Polizist mit Maschinengewehr im Kinderzimmer positioniert.
Anwohnerin: Ehemann soll „Aussetzer“ gehabt haben
Dazu muss man wissen: Das Viertel mit den großen Gärten ist normalerweise beschaulich. Abends sind hier vor allem Spaziergänger mit ihren Hunden unterwegs. Auch am Samstagmorgen führt eine Anwohnerin ihren kleinen Hund Gassi. Sie habe das Opfer seit langem gekannt, sagt sie, und nennt auch den Vornamen der Frau. „Ich wohne hier seit 20 Jahren, R. hat schon vorher hier gelebt.“ Immer wieder habe die Nachbarin ihr von den „Aussetzern“ ihres Mannes erzählt. „Er war extrem eifersüchtig und hat sie nichts machen lassen“, erzählt die Spaziergängerin.
Tatsächlich soll es schon vor der Tat einen Polizeieinsatz an dem Mehrfamilienhaus gegeben haben: Wie ein Anwohner berichtet, soll am Donnerstagnachmittag ein Streifenwagen vor dem Gebäude erschienen sein. Eine ältere Frau sei aus dem Haus gekommen und habe mit den Beamten geredet, so der Anwohner. Die Staatsanwaltschaft wollte den Einsatz allerdings zunächst nicht bestätigen.
„Das war eine ganz liebe Familie“
Die Spaziergängerin, die ihren Hund ausführt, schüttelt den Kopf. „R. hat das nicht verdient“, sagt sie, dann geht sie weiter. An dem Mehrfamilienhaus, in dem das Paar starb, hat jemand eine einzelne rote Kerze aufgestellt. Zwei jüngere Frauen stehen vor der Haustüre und unterhalten sich leise. Viel sagen möchten sie nicht, sie sind immer noch geschockt.
Jahrelang wohnten sie im selben Haus wie das Paar. „Das war eine ganz liebe Familie“, betonen beide. Nichts habe auf die Tat hingedeutet. „Noch am Morgen nicht.“ Von „Aussetzern“ in der Vergangenheit hätten sie nichts mitbekommen.
Die eine der Frauen hat Schrubber und Eimer dabei. Sie hat sich an diesem Samstagmorgen die Reinigung des Hausflurs vorgenommen, wohl auch um die Spuren zu beseitigen, die am Abend zuvor entstanden sind. Danach muss sie sich um ihre Tochter kümmern. Auch die Kleine hat den Polizeieinsatz miterlebt, soll die ganze Wahrheit aber möglichst nicht erfahren.
Immerhin: Die SEK-Beamten seien „sehr lieb“ gewesen, sagt die Frau. Dann geht sie zurück in Haus. Sie und die anderen Familien in Rahm haben bange Stunden erlebt. Jetzt soll wieder Frieden einkehren in dem eigentlich so beschaulichen Wohnviertel.
Zwei Tote in Duisburg-Rahm: Polizei noch lange vor Ort
- Wegen einer „Bedrohungslage“ war die Duisburger Polizei war am Freitagnachmittag nach Rahm gerufen worden. Die Straßen Am Weidengraben und An der Huf wurden gesperrt.
- Auf dem Netto-Parkplatz an der Angermunder Straße hatten mehrere Polizeibeamten Parkplätze für weitere Einsatzfahrzeuge freigehalten.
- Währenddessen war ein Spezialeinsatzkommando (SEK) an der Straße An der Huf eingetroffen.
Hinweis: Wir berichten in der Regel nicht über Suizide, um keinen Anreiz für Nachahmung zu geben – außer, Suizide erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Falls Sie Suizid-Gedanken haben oder jemanden kennen, der Suizid-Gedanken hat, wenden Sie sich an die Telefonseelsorge unter 0800/1110111 (kostenlos). Die Nummer ist rund um die Uhr besetzt.
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