Duisburg. Laura Morgenstern tritt bei der Deutschen Meisterschaft im Speedbootfahren an. Die Duisburgerin ist allein unter Männern. So stehen ihre Chancen.
Allein unter Männern: Wenn Laura Morgenstern (23) an diesem Wochenende bei der 40. Deutschen Meisterschaft im Speedbootfahren antritt, muss sie sich gegen ein Starterfeld aus elf Männer behaupten. Die Duisburgerin ist die einzige Frau in Deutschland, die in der Formel 4-Liga fährt.
Duisburgerin nimmt als einzige Frau an der Deutschen Meisterschaft teil
Die Speedboot-Meisterschaft läuft ab wie bei der Formel 1 im Automobilsport: Man trifft sich mehrmals, um den Titel auszufechten. Es gibt ein freies Training, das Qualifying und dann drei Rennläufe. „Die erste Runde hat im Juni in Traben-Trarbach auf der Mosel stattgefunden“, berichtet die 23-Jährige. „Da habe ich den vierten Platz erreicht.“ Jetzt geht es an die polnische Grenze auf den Halbendorfer See zum Finale. „Ich denke, Platz drei ist drin, denn der Punkteabstand ist nicht groß.“
Wie reagiert die männliche Konkurrenz auf die Duisburgerin? „Mit den jungen Männern ist es einfacher. In meiner Liga fahren aber auch über 40-Jährige. Für manche bin ich nur die junge Blondine, der man nichts zutraut.“ Laura sieht darüber hinweg: „Es ist für sie schwierig zu akzeptieren, dass eine junge, konkurrenzfähige Frau gegen sie antritt.“
Die Duisburgerin ist selbst Trainerin und engagiert sich für den Nachwuchs
Die 23-Jährige, die nach dem Studium beim Deutschen Motoryacht-Verband in Duisburg angefangen hat und dort Rennen koordiniert, kümmert sich als lizenzierte Trainerin auch um den Nachwuchs. „Nach einem Lizenzlehrgang ist neulich ein Mädchen in die Formel 5 eingestiegen. Darauf bin ich stolz. Wir müssen zeigen, dass wir das auch drauf haben.“
Warum nur so wenige Mädchen und Frauen dabei sind? Dafür hat Laura zwei Erklärungen: „Der Sport ist in Deutschland nicht so bekannt und Mädels haben oftmals mehr Respekt dem Einstieg und der Geschwindigkeit, vor allem auf dem Wasser.“
Über einen Onkel ist die Neudorferin schon als junges Mädchen beim Rennsport gelandet. Einmal mit dem Virus infiziert, kam sie nicht mehr davon los. Mit 18 stand eine wichtige Entscheidung an: eigene Wohnung oder eigenes Boot? „Ich habe mich für das Boot entschieden“, lacht die 23-Jährige. Der Auszug bei Mama steht jetzt erst an.
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Knapp 25.000 Euro hat Laura Morgenstern für das gebrauchte Boot auf den Tisch gelegt. „Ich habe ab der siebten Klasse dafür gespart, in der Schule schon Nachhilfe in Mathe gegeben und das während meines dualen Studiums weitergemacht. Außerdem habe ich in Nicky‘s Eis-Café auf der Oststraße gejobbt.“ Natürlich gab es auch Unterstützung von den Eltern. Ihr Boot hat schon ganz große Triumphe erlebt: „Es ist das ehemalige Weltmeister-Boot von Morgan Jernfast aus Schweden.“
Auch Laura Morgenstern hat schon an Weltmeisterschaften teilgenommen. „Bei der WM 2020 in Italien bin ich auf Platz 12 gekommen, bei der im nächsten Jahr hoffe ich schon auf einen Platz auf dem Treppchen.“ Bei diesem Wettstreit wird sie übrigens nicht die einzige Frau sein: „Es gibt noch eine Rennfahrerin in Schweden und eine aus Litauen.“ Das war es dann aber auch schon mit Frauen in der Formel 4 – weltweit.
>> Darauf kommt es bei der Formel 4 an
- In der Formel 4 sind Fahrer und Fahrerinnen ab 16 Jahren zugelassen. Sie sind in Rennkatamaranen unterwegs. Bis zur Formel 5 kann man sich ein Boot leihen, bei der Formel 4 muss man ein eigenes anschaffen.
- Die Boote haben alle ähnliche Maße und müssen mit dem gleichen Außenborder ausgestattet sein. Der Motor hat 60 PS und darf nicht getunt werden. „Bei den Rennen entscheidet deshalb nur das fahrerische Können“, sagt Laura Morgenstern.
- Um das Hobby finanzieren zu können, sind Sponsoren nötig. Diese engagieren sich immer ein Jahr. Laura Morgenstern ist gerade auf der Suche nach neuen.