Duisburg. Kaiser, Militärs und Oberbürgermeister: Im Duisburger Ratssaal hängen nur Bilder von Männern. Diese Frauen könnten dort nun verewigt werden.

Die Bildergalerie im Ratssaal des Duisburger Rathauses wird von Männern dominiert: Kaiser und Reichskanzler hängen dort in Öl verewigt, Militärs und Oberbürgermeister, Professoren und Honoratioren – aber keine einzige Frau. Im Auschuss für Gleichstellung fand jetzt ein Antrag der Grünen, das zu ändern, eine breite Mehrzeit quer durch die Fraktionen.

„Duisburg hat den Vorkämpferinnen der Gleichstellung viel zu verdanken“

Das Motto des Internationalen Frauentages „Wir machen Frauen sichtbar“ müsse auch für das Rathaus gelten, begründete Ingrid Fitzek (Grüne), den Prüfantrag an die Verwaltung. Die soll nun prüfen, wie am Burgplatz in gebührender Form jenen Frauen die Aufmerksamkeit und Anerkennung ihrer Heimatstadt zuteil werden kann, die als „historischen Vorkämpferinnen uns Frauen den Weg geebnet haben. Duisburg hat ihnen viel zu verdanken“.

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Die Verdienste dieser Pionierinnen, so fand auch die Mehrheit des Ausschusses, sei eher einer Anerkennung wert als die der deutschen Kaiser Wilhelm I und Friedrich III, Reichskanzler Otto von Bismarck oder des Generalfeldmarschalls Helmuth von Moltke, die alle keinen Bezug zur Stadt haben. Keine Erinnerung finde sich an Frauen aus der der Duisburger Kommunalpolitik, zum Beispiel Marie Arning und Hedwig Averdunk, frühe weibliche Stadtverordnete, die nach der Einführung des Frauenwahlrechts 1918 gewählt wurden.

Doris Freer, die langjährige Gleichstellungsbeauftragte der Verwaltung, hat viel zu den Pionierinnen der Duisburger Kommunalpolitik recherchiert.
Doris Freer, die langjährige Gleichstellungsbeauftragte der Verwaltung, hat viel zu den Pionierinnen der Duisburger Kommunalpolitik recherchiert. © FUNKE Foto Services | Stephan Eickershoff

Parteien platzierten Frauen lange nur auf den hinteren Listenplätzen

Die Idee zum Antrag wurde geboren bei einer Rathaus-Führung zum Internationalen Frauentag, die Doris Freer organisierte. Sie war langjährige Gleichstellungsbeauftragte der Verwaltung. Die Historikerin und Germanistin hat schon vor Jahren zu den Frauen in der Duisburger Kommunalpolitik geforscht.

Auch zur jüngsten Aussstellung „Frauen zeigen Gesicht“ in der Cubus Kunsthalle trug sie mit ihren Recherchen zu Emanzipation und Gleichstellung in Duisburg bei. Die Biografie von Hedwig Averdunk (1881 - 1974) ist ihr Beitrag zum Projekt Frauen/Ruhr/Geschichte (https://www.frauenruhrgeschichte.de/biografien/hedwig-averdunk/).

Doris Freer erinnert darin an die „parteiübergreifende, durchweg schlechtere Platzierung von Frauen auf den hinteren Listenplätzen“, auch für Hedwig Averdunk reichte Listenplatz 9 der DVP (Deutsche Volkspartei) 1919 nicht zum Einzug in den Stadtrat. Der Duisburger General-Anzeiger kommentierte, dass „die Parteien nicht sehr galant gegen ihre Damen waren, sondern sie ziemlich ins Hintertreffen votiert haben“.

Dr. Nazan Şirin von der grünen Ratsfraktion in Duisburg ist Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses.
Dr. Nazan Şirin von der grünen Ratsfraktion in Duisburg ist Vorsitzende des Gleichstellungsausschusses. © Grüne | Bündnis 90/Die Grünen

Öl-Porträt muss nicht sein – Bild im abgelegenen Gang darf nicht sein

Erst 1924 errang die Oberstudienrätin des späteren Frau-Rat-Goethe-Gymnasiums ein Mandat und setzte sich fortan stark für kommunale Frauenpolitik ein. Die Arbeitsgemeinschaft der Duisburger Frauenverbände kritisierte scharf, dass nur fünf von 63 Stadtverordneten Frauen waren: „Wir erwarten auf das Bestimmteste, dass die Parteien sowohl Kandidatinnen an aussichtsreicher Stelle der Listen bringen, als auch die Gesamtliste viel stärker mit Frauennamen durchsetzen, als das bisher geschehen ist.“

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„Die Erinnerung an weibliche demokratische Vorreiterinnen ist gleichermaßen bestärkend und mahnend, dass Gleichstellung kein Selbstläufer ist, sondern dass wir sie umsetzen müssen“, betont Dr. Nazan Şirin (Grüne). Es brauche dazu aber nicht zwingend ein Öl-Porträt im Ratssaal, auch eine Büste oder ein Bild etwa im Mercator-Zimmer, das für Empfänge genutzt wird, könne angemessen sein.