Duisburg. Personell lief eine Außenstelle des Jugendamtes Duisburg fast leer. Redaktion erhielt anonyme Hinweise zu den Problemen. So reagiert die Stadt.

  • Weil die Personalnot so groß war, musste das Jugendamt eine Außenstelle des ASD praktisch schließen.
  • Anonyme Hinweisgeber sorgen sich darum, dass Fällen von Kindeswohlgefährdung nicht schnell genug nachgegangen werden könnte.
  • So reagiert die Stadt auf den Personalmangel und die Vorwürfe.

Wenn Land unter ist, weil immer mehr Fälle zu bearbeiten sind, zugleich aber immer mehr Kollegen krank werden, dann können städtische Mitarbeiter die weiße Fahne hissen und eine Überlastungsanzeige schreiben. Mitarbeiter des Allgemeinen Soziale Dienstes (ASD) des Jugendamtes in Duisburg-Rheinhausen mussten im September dazu greifen. Denn von mehr als 14 benötigten Mitarbeitern war nur einer im Dienst.

Mit Überlastungsanzeigen können Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes zum einen dem Arbeitgeber signalisieren, dass die Arbeit nicht mehr ordnungsgemäß erfüllt werden kann, zum anderen ist es der Versuch, sich vor Haftungsansprüchen zu schützen, die daraus entstehen könnten.

Personalnot beim ASD: Anonyme Hinweise fürchten Kindeswohlgefährdung

Anonyme Hinweisgeber hatten der Redaktion geschrieben. Sie trieb die Sorge um, dass Fälle von Kindeswohlgefährdung durch die Personalnot nicht zeitnah bearbeitet werden könnten und dass die Stadt womöglich erst handele, wenn einem Kind Leid zugefügt wurde.

Falko Firlus, Pressesprecher der Stadt, betont jedoch, dass man nach dieser Anzeige „umgehend Entlastungsmaßnahmen beschlossen und umgesetzt“ habe. Der personelle Engpass sei durch eine erhöhte Anzahl krankheitsbedingter Ausfälle und Urlaub entstanden. Aus Gründen der Personalfürsorge und -sicherheit habe die betroffene Mitarbeitende für die Woche aus einer anderen Außenstelle heraus gearbeitet. Fälle seien auf andere Außenstellen verteilt worden.

Das Jugendamt betont, dass „die Aufgaben und explizit die Bearbeitung von Kinderschutzfällen auf alle Mitarbeiter der übrigen zehn Außenstellen aufgeteilt wurden und nicht liegen geblieben sind“. Eine Liste mit „kritischen“ Fällen sei von der Außenstelle Rheinhausen an die anderen Außenstellen übergeben worden. Eine Erreichbarkeit (telefonisch und per E-Mail) sei durchgehend gewährleistet gewesen und jeder Meldung zu einer möglichen Kindeswohlgefährdung sei der ASD „selbstverständlich nachgegangen!“

Stadtsprecher Falko Firlus betont, dass allen Meldungen zu einer möglichen Kindeswohlgefährdung „selbstverständlich nachgegangen“ werde.
Stadtsprecher Falko Firlus betont, dass allen Meldungen zu einer möglichen Kindeswohlgefährdung „selbstverständlich nachgegangen“ werde. © Zoltan Leskovar | Stadt Duisburg/Zoltan Leskovar

Fallzahlen steigen beim ASD kontinuierlich

Schon zuvor war die Außenstelle Rheinhausen nicht auskömmlich besetzt, schreibt Firlus. Von 14,5 Planstellen waren im September 4,5 Stellen offen. Zum 1. Oktober sei eine Neueinstellung geplant, so dass sich die fehlenden Stellenanteile weiter reduzieren. Zudem habe man die Besetzung vakanter Stellen für diese Außenstelle priorisiert. Bis dahin wird wohl weiterhin auf der Kontaktliste des ASD „rotierende Leitung“ in Rheinhausen stehen und ein N.N. bei der Vertretung.

Gesamtstädtisch steigen die Fallzahlen bei Angeboten wie Trennungs- und Scheidungsberatung oder Hilfen zur Erziehung kontinuierlich. Nach Angaben von Falko Firlus gab es 9429 Nachfragen in 2022. Im Jahr darauf sei der Bedarf um 1,78 Prozent gestiegen auf 9597.

Planmäßig sind 169 Mitarbeitende im ASD beschäftigt. Aktuell seien allerdings 16 Stellen offen, somit sind 87 Prozent der Stellen besetzt. Die vakanten Stellen in Kombination mit einem Anstieg bei den Fallzahlen ergeben „leider auch eine erhöhte Falldichte“.

16 Stellen sind beim ASD in Duisburg offen: Stadt wirbt mit Zulagen

Die Neubesetzung werde aktiv beworben. Um die Stellen attraktiver zu machen, gebe es für die ASD-Fachkräfte eine außertarifliche Zulage für den Sozial- und Erziehungsdienst von monatlich 180 Euro brutto sowie eine Fachkräftezulage von 250 Euro brutto für Vollzeitkräfte.

Im Rahmen einer Personalbemessung seien dem ASD vor zwei Jahren 24,5 Stellen zusätzlich zugewiesen worden. Um die Einarbeitung zu erleichtern, sei außerdem ein neues Konzept entwickelt worden.

15 Werkstudierendenstellen sollen im ASD bei Verwaltungstätigkeiten helfen und Fachkräfte entlasten, außerdem wurden zehn Stellen für Jahrespraktikanten der Sozialen Arbeit eingerichtet. Zusätzlich haben demnach drei dual Studierende in diesem Jahr ihre Arbeit im Jugendamt Duisburg aufgenommen.

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>>DER ALLGEMEINE SOZIALE DIENST DES JUGENDAMTES DUISBURG

  • Zu den Aufgaben des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) gehört die Beratung in schwierigen Lebenslagen, die Begleitung von Familien durch Hilfen zur Erziehung sowie die Überprüfung von Kindeswohlgefährdungsmeldungen.
  • Die ASD-Außenstelle in Rheinhausen ist eine von elf Außenstellen, die sich sozialräumlich im Stadtgebiet verteilen. Die räumlich anschließenden Außenstellen sind in Homberg, Mitte und Süd.

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Dieser Artikel wurde erstmals am 1. Oktober veröffentlicht.