Duisburg. Die Wirtschaftsbetriebe öffneten die Pforten der Kanalisation. Wie sich Duisburger mit städtischer Förderung gegen Starkregen rüsten können.

Eine seltene Gelegenheit nutzten am Wochenende 40 Bürgerinnen und Bürger auf Einladung der Wirtschaftsbetriebe Duisburg (WBD). Sie stiegen bei strahlendem Sonnenschein hinab in das unterirdische Regenrückhaltebecken „In der Donk“ in Rumeln-Kaldenhausen. Ziel der kostenlosen Führung war es, Informationen über den Umgang der WBD mit Starkregenereignissen zu vermitteln.

Der Bereichsleiter für die Abwasserreinigung und den Kanalbetrieb, Max Weißbach, holt die Duisburger mit seinen Begrüßungsworten mit ins Boot. „Die Wirtschaftsbetriebe sind auf die Unterstützung der Duisburger Bevölkerung angewiesen, um den Schutz vor den Folgen von Starkregen voranzutreiben“, sagt er. Die WBD habe deshalb vor zwei Jahren eine Regenagentur gegründet, die Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer informieren soll, welche geförderten Maßnahmen für sie infrage kommen.

Kanäle in Duisburg: „Wir müssen mehr Regenwasser in der Stadt halten“

Es geht um Flächenentsiegelung, Dachbegrünung, Zisterneneinbau und Versickerungsanlagen. „Wir müssen mehr Regenwasser in der Stadt halten, verdunsten und zur Kühlung nutzen. Es macht wenig Sinn, so viel von dem relativ sauberen Regenwasser gemeinsam mit dem Schmutzwasser in die Mischwasserkanalisation abfließen zu lassen“, erklärt Weißach den Gästen. Die Gruppe hat einen guten Blick auf das oberirdische, hufeisenförmige Regenversickerungsbecken, das mit allerlei Gräsern naturnah bewachsen ist. Mittendrin steht ungerührt ein bewegungsloser Graureiher, der die Anlage scheinbar als gedeckten Mittagstisch zu schätzen weiß.

Durch diese hohle Gasse muss es kommen: Ein Mitarbeiter der Duisburger Wirtschaftsbetriebe zeigt die Pumpe für Regenwasser.
Durch diese hohle Gasse muss es kommen: Ein Mitarbeiter der Duisburger Wirtschaftsbetriebe zeigt die Pumpe für Regenwasser. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Was an Niederschlägen nicht oberirdisch versickert werden kann, fließt ins unterirdische Becken, zu dem der Weg durch einen der bekannten, runden Kanaldeckel führt. In Kleingruppen steigen die Gäste in weiße Einmalanzüge, Gummistiefel und Gurtzeug. Helm, Handschuhe und das butterbrotdosenförmige Selbstretter-Set mit Sauerstoffreserve für Notfälle werden angelegt. Die Gruppenführer tragen zusätzlich ein Multigasgerät, das die Gaskonzentration misst.

In der Duisburger Kanalisation stinkt es nicht – zumindest manchmal

Mit einem Drahtseil gegen Absturz gesichert, steigt eine weiß verpackte Gestalt nach der anderen vorsichtig die kleinen u-förmigen Tritte in den engen Schacht hinab. Unten weitet sich der Raum zu einem der 136 Regenbecken, die die WBD betreiben. Es ist überraschend sauber. Das kommt nicht von ungefähr, wie Arbeitsgruppenleiter Lars Bittger, erläutert. „Es dauert neun Tage, ein solches Becken vom Schlamm zu reinigen, der sich hier absetzt“, sagt er, „aber wir haben für die Führungen natürlich ein Becken gewählt, das turnusmäßig gerade gereinigt wurde.“

Ein bisschen gruselig, aber unverzichtbar: Die dunklen Weiten der Duisburger Kanalisation.
Ein bisschen gruselig, aber unverzichtbar: Die dunklen Weiten der Duisburger Kanalisation. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Auf Geruchsbelästigung angesprochen, schüttelt ein direkter Anwohner, der an der Führung teilnimmt, den behelmten Kopf. Tatsächlich rieche man die Anlage im Umfeld zur Erleichterung der Nachbarschaft gar nicht, sagt er. Hier wird das Niederschlagswasser aus den Regenkanälen des Trennsystems in einem Einzugsgebiet von 21 Hektar gesammelt und behandelt, bevor es in Richtung Aubruchsgraben weitergeleitet wird. Dabei sind 12,2 Hektar des Einzugsbereiches versiegelte Fläche.

Mit dem Roboter durch die Duisburger Kanalisation

Wer von hilfreichen Händen aus dem Regenrückhaltebecken zurück an die Oberfläche und aus dem Gurtzeug gehievt wurde, der schaut sich gern eines der 135.000 Euro teuren Kanalreinigungsfahrzeuge an, mit denen die WBD unter Hochdruck ihre 1500 Kilometer Kanalstrecken reinigen und durchspülen. Dabei werden auch Einzelfragen geklärt. „Warum rumpelt es immer so doll im Haus, wenn der Kanal durchgespült wird?“ will eine Teilnehmerin wissen. „Vielleicht sitzt die Dachentlüftung Ihres Rohrleitungssystems zu“, vermutet der Fachmann.

Wo es nötig ist, einzugreifen, zeigt die hochauflösende Kamera eines TV-Inspektionsfahrzeugs. „Bis zu 500 Meter weit kann ich den Kanal abfahren, so weit reicht das Kabel“, sagt der Fachmann an Bord und zeigt der Gruppe auf seinem Bildschirm, wie gründlich er in die unterirdische Röhre gucken kann. Bei seiner optischen Untersuchung dokumentiert er Rissbildungen, Verstopfungen, eindringendes Wurzelwerk und Befall durch Schadnager. „Die Ratten fressen sich durch die Muffen der Rohre, wenn sie einen Ansatzpunkt finden und dahinter entsteht ein Hohlraum“, erklärt er. Die Befunde werden dann in Schadensklassen eingeteilt und nach Dringlichkeit abgearbeitet.

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„Die Regenagentur informiert sie gerne, wie sie ihr Haus gegen Überschwemmung bei Starkregen sichern können und welche Förderangebote es gibt, mit denen sie zum Regenmanagement der Zukunft beitragen können“, gibt Max Weißbach den Teilnehmenden mit auf den Heimweg.

>> Neue Duisburger Regenagentur bietet Beratung an

  • Darüber hinaus hält das Programm „Förderung vom Maßnahmen der naturnahen Regenwasserbewirtschaftung“ jährlich 500.000 Euro bereit, die Duisburger Grundstückseigentümer nutzen können, um sich innovative Baumbewässerung (Rigolen), Entsiegelung und Versickerungsanlagen bzw. Zisternen zuzulegen. 
  • Schon ein hydrologisches Gutachten, das vor der Verwirklichung einer Versickerungsanlage nötig ist, wird mit 50 Prozent der Kosten gefördert. Entsteht die Anlage tatsächlich, werden auch die restlichen 50 Prozent übernommen.
  • Bei der Umsetzung einer Dachbegrünung können bis zu 80 Prozent der Kosten von den WBD übernommen werden. Nähere Informationen gibt es bei der Regenagentur der WBD, 0203 283 80 99 und im Internet unter regenagentur-duisburg.de.