Duisburg. Große Opernleidenschaft und tausendfacher Applaus für die stimmliche Strahlkraft der Interpreten. So verlief der Abend vor Duisburgs Stadttheater.
Bang hatten die Fans der Duisburger Philharmoniker die letzten Tage auf die Wettervorhersagen geschaut: Mal waren während, dann kurz vor dem Konzert Regenschauer angekündigt worden. Diese blieben aber zum Glück aus und dank sommerlicher Temperaturen strömten die Besucher in Scharen zum Haniel Klassik Open Air auf dem König-Heinrich-Platz.
Duisburger Philharmoniker: Liebe, Eifersucht, Düsternis, Tod
Moderator Götz Alsmann stellt Oberbürgermeister Sören Link als „junge aufstrebende Kraft aus dem kommunalpolitischen Bereich“ vor und begrüßt gemeinsam mit ihm und Julia Heitmann, Sprecherin vom Sponsor Haniel das Publikum. Heitmann lobt die „tolle Kulisse und schöne Musik!“
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Sören Link bezeichnet den Abend als „Riesenchance für die Klassik“ und dankt der Firma Haniel für die Standorttreue und dafür, dass es nicht nur um Profit gehe, sondern Haniel der Stadt etwas zurückgebe. Moderator Götz Alsmann zeigt sich von seiner aufgedrehten Seite und fasst den Inhalt aller Opern mit den vier Begriffen „Liebe, Eifersucht, Düsternis, Tod“ zusammen.
Mozarts Musik fehlt unter freiem Himmel die Arena-Atmosphäre
Dabei ist Alsmann Laune euphorischer als die Klänge, mit denen der Abend beginnt, denn Mozart verströmt noch nicht die Arena-Atmosphäre, die ein Open-Air-Konzert benötigt. Auch wenn Dirigent Vitali Alekseenok einige dramatische Akzente setzt, sind „Don Giovanni“ und „Cosi fan tutte“ für eine Großveranstaltung dieser Art zu feinsinnig. Das gilt auch für den von Christoph Schneider wunderschön gespielten langsamen Satz aus Mozarts Klarinettenkonzert und David Fischers großartig gesungene todtraurige Lenski-Arie aus Tschaikowskys „Eugen Onegin“.
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Große und raumgreifende Opernleidenschaft, auf die das Publikum wartet, wird dann mit Ausschnitten aus Giuseppe Verdis „Il Trovatore“, „La Traviata“ und „Nabucco“ entfacht. Besonders drei Interpreten reißen das Publikum mit: Sopranistin Liana Aleksanyan stürzt sich mit dramatischer Leidenschaft in ihre Rollen, und Tenor Eduardo Aladrén glänzt mit stimmlicher Strahlkraft. Bariton Bogdan Baciu beeindruckt mit großem und fülligem Bariton in diversen Schurken-Rollen.
Opernfans sitzen mit Klappstühlen bis auf die Königstraße
Vier Kameras filmen das Geschehen auf der Bühne, und übertragen es auf die beiden Großleinwände seitlich der Bühne, sodass auch die Besucher in den hinteren Reihen des Platzes das Gefühl haben nah dran zu sein. Da werden die Sänger, Dirigent Alekseenok und die Musiker der Philharmoniker in wechselnden Großaufnahmen gezeigt. Das ist auch nötig, denn die erhöhten Rasenflächen sind restlos belegt, und viele Zuschauer sitzen auf der Terrasse des City-Palais. Selbst vor dem Forum auf der anderen Seite des Platzes haben es sich einige Opernfans auf Klappstühlen gemütlich gemacht.
Marialy Pacheco und Olvido Ruiz: Karibische Klänge im Duisburger Sommer
Für Abwechslung sorgt die aus Kuba stammende Pianistin Marialy Pacheco, die das Duisburger Publikum schon aus dem Neujahrskonzert 2023 kennt. Bei den sommerlichen Temperaturen des Open-Air-Konzerts dürfte sie sich noch heimischer gefühlt haben und heizt mit ihren Musikern dem Publikum mit drei Nummern weiter ein. Ihr flinkes Klavierspiel und das von Schlagzeuger Miguel Altamar befeuern sich gegenseitig. Sängerin Olvido Ruiz begeistert das Publikum mit ihrer samtweichen Stimme.
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Bisher gab es zum Finale immer ein großes Feuerwerk. Um die CO2-Emissionen zu senken wird diesmal darauf verzichtet und der Abend klingt mit dem „Imperial March“ von John Williams aus „Krieg der Sterne“ aus. Das Publikum bedankt sich nach fast drei Stunden mit tausendfachem Applaus.
>> KLASSIK-FANS DÜRFEN SICH AUF WAGNER UND VERDI FREUEN
- Der aus Weißrussland stammende Vitali Alekseenok kam 2022 als Kapellmeister an die Rheinoper.
- Mit Beginn dieser Spielzeit übernimmt er als Nachfolger von Axel Kober den Posten des Chefdirigenten, den er bis zum Ende der Intendanz von Christoph Meyer im Sommer 2027 innehaben wird.
- In der kommenden Saison dirigiert er in Duisburg Wagners „Das Rheingold“, Verdi „La Traviata“ und Tschaikowskys „Eugen Onegin“.