Duisburg. Hohe Qualität: Kunst aus den Vorstandszimmern und Fluren des Haniel-Konzerns fünf Monate in der Küppersmühle im Duisburger Innenhafen.
Diese Kunst konnte bislang nur sehen, wer bei Haniel in Ruhrort arbeitet oder bei dem 1756 dort gegründeten Unternehmen zu Gast war. Jetzt tritt die Sammlung der Firma ihr erstes Auswärtsspiel an. Im Museum Küppersmühle, nur vier Kilometer und doch eine Welt weit entfernt. Und sie punktet mit – erlesener Qualität. Yves Kleins „Planetarische Erde“ hängt ja sonst im Flur der Rechtsabteilung. Das Pigment leuchtet nun blauer denn je von der himmelhoch weißen Museumswand, auch 62 Jahre nach Entstehung des Werks.
Haniel sammelt, gemessen an der Geschichte des Unternehmens, noch gar nicht so lange: seit 1983. Der Beschluss fiel nicht nur, um diejenigen, die bei Haniel arbeiten, mit Kunst zu inspirieren; man wollte auch den „Geist“ des Unternehmens, das gerade wieder einmal dabei war, sich neu zu erfinden, nach außen hin repräsentieren. Und legte , auf Anraten des renommierten Kunstsammlers Christian Graf Dürckheim, der jahrzehntelang im Haniel-Aufsichtsrat saß, den Schwerpunkt auf das „Informel und sein Umfeld“. Also auf abstrakte Nachkriegskunst, vor allem deutsche. In ihrem antifaschistischem, freiheitlichen Geist, in ihrer Experimentierfreude wollte sich Haniel wiedererkennen: „Der eigene Weg“, das ist der Titel der Ausstellung.
Die Kunstsammlung von Haniel umfasst 300 Werke
Die mittlerweile 300 Werke umfassende Sammlung wächst beständig weiter. Auch um jüngere Kunst wie den „Apotheker-Traum“ des britischen Tigerhai-Bändigers Damien Hirst aus vier Glasvitrinen mit Präparaten von Firmen des Mischkonzerns Haniel. Oder um Malerei von Katharina Grosse. Die drei „Abstrakten Bilder“ von Gerhard Richter, die es bei Auktionen jeweils gut und gern auf zweistellige Millionensummen bringen könnten, habe man aber noch zu einem Zeitpunkt gekauft, als „Richter erschwinglich war“, sagt Jutta Stolle, die bei Haniel lange Zeit für die Sammlung zuständig war. Die Kunst zähle zwar zum „Betriebsvermögen“ von Haniel, beziffern mochte sie es kurz vor Beginn der Ausstellung in der Küppersmühle aber nicht.
K.O.Götz, Gerhard Richter, Lucio Fontana, Yves Klein, Emil Schumacher
Hingeben kann man sich dort allemal dem unglaublichen Schwung der Ölfarben in einem späten K.O. Götz („Schwung“), dem Glühen der Rot-Varianten von Rupprecht Geiger, den wunderlichen Rätseln, die ein Wols in seinen virtuos ausgeführten Phantasie-Explosionen immer wieder aufgibt. Auf der martialisch aufgeschlitzten Lucio-Fontana-Leinwand in galligem Grün verheilt die Narbe nur langsam, Emil Schumacher bringt einmal mehr die Farben zum Beben, bei Otto Piene eröffnen sie weite Räume.
Der viel zu früh gestorbene Peter Brüning ist genauso vertreten wie Blinky Palermo. Es gibt Art Brut, es gibt aber – vielsagend – nichts von dem, was in der Gründungszeit der Sammlung Anfang der 80er Furore gemacht hat, weder die neoexpressionistischen „Neuen Wilden“ (drei frühe Baselitz wird man nicht wirklich dazu zählen) oder Beuys, keine Konzeptkunst und keine Bildhauerei. Es sollte ja alles bei Haniel an den Wänden hängen.
Ein wenig werden mit der Sammlung Haniel in der Küppersmühle, wo die wohl bedeutendste Sammlung zur deutschen Nachkriegskunst weltweit zu Hause ist, Eulen nach Athen oder Kunstschätze nach Duisburg getragen. Aber Küppersmühlen-Chef Walter Smerling sieht auch hier nur Gutes: „Man kann die einzelnen Werke, die man hier sieht, in unserer Sammlung weiter vertiefen, wo den jeweiligen Künstlern ganze Räume gewidmet sind.“
Ausstellungsdauer, Öffnungszeiten, Eintrittspreise, Katalog
„Die Sammlung Haniel – Der eigene Weg“. Bis 5. Mai 204. Museum Küppersmühle, Philosophenweg 55, 47051 Duisburg. Geöffnet: Mi 14-18 Uhr, Do-So 11-18 Uhr. Eintritt: Ausstellung 6 €, erm. 3 €; gesamtes Haus 12 €, erm. 6 €. Kinder bis 16 frei. Begleitprogramm unter https://museum-kueppersmuehle.de/news/veranstaltungen Ein Katalog soll im Januar im Kölner Wienand Verlag erscheinen.