Duisburg. Die Hochhaussiedlung in Hochheide soll schöner werden, doch mehrere Projekte sind nun auf Eis gelegt. Für ein Problem gibt es „gar keine Lösung“.

Alles soll schöner und besser werden im Duisburger „Problemviertel“ rund um die Weißen Riesen. Das ist nicht nur eine Wunschvorstellung der Anwohner in Hochheide, sondern ein Vorhaben der Stadt. Schließlich ist die Hochhaussiedlung offiziell ein Sanierungsgebiet und Teil des Städtebauförderprogramms „Soziale Stadt“.

Mit welchen Maßnahmen das Wohnquartier erneuert werden soll, steht ausführlich im „Integrierten Stadtentwicklungskonzept“, kurz: ISEK. Das Konzept wird regelmäßig aktualisiert, über eine neue Fassung stimmt der Rat der Stadt Duisburg am 23. September ab. Bei einem Blick in die Beschlussvorlage fällt jedoch auf: Die Stadt hat einige Projekte in Hochheide verworfen oder erst einmal auf Eis gelegt.

Quartiers- und Bildungszentrum in Duisburg-Hochheide: Warum der Umbau scheitert

Gestrichen ist zum Beispiel der Plan, ein Quartiers- und Bildungszentrum (QBZ) an der Hanielstraße zu bauen. Ursprünglich war vorgesehen, das alte Gemeindehaus an der Hanielstraße 13 zu sanieren, zu erweitern und stärker mit dem benachbarten Familienzentrum inklusive Kita zu verbinden.

Direkt neben dem Roten Riesen in Duisburg-Hochheide liegt das alte Gemeindehaus an der Hanielstraße. Ursprünglich sollte es zu einem Quartiers- und Bildungszentrum erweitert werden.
Direkt neben dem Roten Riesen in Duisburg-Hochheide liegt das alte Gemeindehaus an der Hanielstraße. Ursprünglich sollte es zu einem Quartiers- und Bildungszentrum erweitert werden. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Der Bungalow beheimatet bislang die Tagesgruppe „Sankt-Josef“ und den Kinder- und Jugendtreff „HoHoHei“. Außerdem wird er vom Ortsteilarbeitskreis Kinder und Soziales, vom Familienzentrum und für einige Kurse genutzt. Das Gebäude sei dafür aber zu klein, zu alt und nicht barrierefrei, hieß es 2022. Deswegen waren gut drei Millionen Euro vorgesehen, um den Bestand zu sanieren. Sanierung und Erweiterung hätten sogar über sechs Millionen Euro gekostet.

Im aktualisierten Handlungskonzept taucht das Projekt QBZ Hanielstraße plötzlich nicht mehr auf. In der Beschlussvorlage steht erklärt, warum die Umsetzung nicht gesichert sei: Eine Machbarkeitsstudie habe ergeben, dass der Bedarf für das Zentrum zwar gegeben ist, „es jedoch kurzfristig keinen Träger und Bauherrn gibt“.

Sportanlage Rheinpreußenstraße: Förderung bleibt aus

Auch die Modernisierung der Sportanlage an der Rheinpreußenstraße taucht im ISEK 2024 nicht mehr auf. Die Anlage ist an den Fußballverein SV Haesen/Hochheide verpachtet, wird aber ebenfalls von Schulen für den Sportunterricht oder für Sportfeste genutzt.

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Ziel war es, den Sportplatz auch abseits des Vereins- und Schulsports für den Ortsteil zu öffnen und Jugendliche anzulocken. Dazu sollten die Sanitäranlagen im alten Umkleidetrakt saniert und ein Anbau samt Aufenthaltsraum errichtet werden. Außerdem sollten das große Spielfeld und die 400-Meter-Laufbahn zu einem Kunstrasenplatz mit Kunststofflaufbahn umgebaut werden. Geschätzte Kosten: gut drei Millionen Euro.

Doch nun wird der Umbau „bis auf weiteres zurückgestellt“, weil Kunstrasenplätze nicht mehr gefördert werden, heißt es in der aktuellen Vorlage. „Nachdem die Neubau-Förderung von Kunstrasenplätzen mit umweltfreundlichem Füllmaterial in den letzten Jahren noch möglich war, hat das Ministerium dies nun ausgeschlossen.“ Sollte die Finanzierung wieder gesichert sein, werde das Projekt erneut geprüft.

Bürgermeister-Bongartz-Platz und Marktplatz: Umbau erst mal verschoben

Erst einmal verschoben und damit ebenso nicht mehr im ISEK 2024 zu finden, sind die beiden Umbau-Projekte am Bürgermeister-Bongartz-Platz und am Marktplatz.

Der Bürgermeister-Bongartz-Platz ist vielen Anwohnern ein Dorn im Auge, weil es dort immer wieder Ärger mit Müll und Vandalismus gibt. Zudem ist der Platz unübersichtlich und die Einfahrt über die Moerser Straße unsicher – so steht es im Handlungskonzept von 2022. Ähnliches gilt für den Marktplatz an der Kreuzung Moerser Straße/Kirchstraße, der hauptsächlich als Parkplatz dient.

Der Bürgermeister-Bongardtz-Platz in Hochheide fällt immer wieder durch Ärger mit Müll und Vandalismus auf, an Silvester kommt es hier auch zu Krawallen. (Archivbild)
Der Bürgermeister-Bongardtz-Platz in Hochheide fällt immer wieder durch Ärger mit Müll und Vandalismus auf, an Silvester kommt es hier auch zu Krawallen. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Daher sollte der Bürgermeister-Bongartz-Platz so umgebaut werden, dass die Parkflächen klar gegliedert sind und ein Übergang zum geplanten Stadtpark Hochheide entsteht. Gleichzeitig sollte der Marktplatz zugunsten der Radfahrer und Fußgänger, aber auch als Verkehrsknotenpunkt für den ÖPNV umgebaut werden. Für beide Projekte waren insgesamt gut zehn Millionen Euro angesetzt.

Bis 2026 sollte der Bongartz-Platz, bis 2027 der Marktplatz umgestaltet werden. Jetzt werden die Projekte aber erst einmal hinten angestellt, weil sie „einer umfangreichen Analyse und Vorplanung durch die Verwaltung sowie Gesprächen mit Eigentümern im Umfeld“ bedürfen, heißt es. Beide Vorhaben sollen stattdessen auf einen späteren Förderzeitraum verschoben werden.

Neues Projekt: Das ist für den Fußweg Lauerstraße/Ottostraße geplant

Neben den abgesagten oder verschobenen Projekten hat die Stadt aber auch eine neue Maßnahme ins ISEK 2024 aufgenommen: „Der Fußweg zwischen Lauerstraße und Ottostraße soll zukünftig als attraktive Fuß- und Radverbindung zwischen dem Stadtpark Hochheide und der Kreuzung Lauerstraße ausgebaut werden.“

Der Bereich soll ökologisch aufgewertet und die Aufenthaltsqualität erhöht werden, lautet das Ziel der Maßnahme. Sie soll bis 2028 umgesetzt werden. 350.000 Euro hat die Stadtverwaltung dafür einkalkuliert.

Was wird aus dem Weißen Riesen an der Ottostraße 58 bis 64?

Bemerkenswert an der neuen ISEK-Fassung ist, dass das mittlerweile deutschlandweit bekannte Problem-Hochhaus – die Ottostraße 58 bis 64 – zwar im Konzept auftaucht. Die Probleme wie ständige Mieter- und Eigentümerwechsel sowie zunehmende Mängel am Gebäude werden auch zumindest angeschnitten. Konkrete Lösungen oder Maßnahmen für den Weißen Riesen stehen aber nicht im 25-seitigen Konzept.

Das Gebäude an der Ottostraße 58 bis 64 ist mittlerweile ein deutschlandweit bekanntes Problemhochhaus. (Archivbild)
Das Gebäude an der Ottostraße 58 bis 64 ist mittlerweile ein deutschlandweit bekanntes Problemhochhaus. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Volker Herold

„Der Umgang mit der Immobilie Ottostraße 58-64 wird zurzeit durch die Verwaltung geprüft und Handlungsoptionen [werden] abgewogen“, heißt es kurz und knapp. Es gebe jetzt eine Arbeitsgruppe Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit (SOS), „die sich vor allem der Müllproblematik im Bereich der ‚Weißen Riesen‘ annimmt“. Ansonsten würden förderfähige Maßnahmen im Anschluss an das ISEK 2024 präsentiert.

Planungsamt: Für Weißen Riesen gebe es „bisher gar keine Lösung“

Dass es bisher wohl nur grobe Ansätze für die Probleme an der Ottostraße 58 bis 64 gibt, zeigte sich auch in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl, bei der das Handlungskonzept zur Diskussion stand. Lea Hoffmann vom städtischen Planungsamt räumte ein: „Wir haben bisher gar keine Lösung, sonst hätten wir sie ins Konzept aufgenommen.“

Martin Offergeld, Sachgebietsleiter im Amt für Stadtentwicklung, ergänzte: „Die Probleme dort sind so vielfältig, dass sie auf sehr hoher Ebene besprochen werden müssen.“ Maßnahmen, um dort alle Probleme zu lösen, würden den Zeit- und Kostenrahmen des ISEK „bei weitem übersteigen“. Und: „Dafür braucht man viel politische Kraft und sehr viel Geld.“

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>> Entwicklungskonzept: So soll das „Problemviertel“ erneuert werden

  • Seit mehr als zehn Jahren plant die Stadt Duisburg, die Hochhaussiedlung in Hochheide zu erneuern. Bereits 2013 ließ die Verwaltung ein Integriertes Handlungskonzept erarbeiten. 2015 wurde die Siedlung als Sanierungsgebiet ausgewiesen und ins Förderprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen.
  • Zunächst konzentrierte sich das Konzept für Hochheide auf den Abriss von drei Weißen Riesen (zwei wurden bereits gesprengt) und den Bau des Stadtparks. 2022 beschloss der Rat der Stadt ein neues Entwicklungskonzept, das weitere Maßnahmen enthielt.
  • Das ISEK 2024 sieht nun vor, bis 2030 über 25 Millionen Euro in Maßnahmen zu investieren, die die Zustände im Stadtteil verbessern sollen. Die Stadt geht davon aus, dass 80 Prozent der Kosten von Fördermitteln gedeckt werden.
  • Zu den Maßnahmen zählt zum Beispiel, dass Spielplätze, Schulhöfe und das Jugendzentrums „Juzo“ an der Ottostraße umgestaltet werden. Mehrere Kreuzungen sollen umgebaut und der Stadtpark mit dem Ortsteil vernetzt werden. Leerstehende Ladenlokale sollen anders genutzt und Beratungsangebote für Bürger und Bürgerinnen geschaffen werden.