Duisburg. Ein Projekt, das ein Duisburger „Problemviertel“ verbessern soll, wird bald eingestellt. Anwohner sind enttäuscht. Doch es gibt Hoffnung.

Ein Problem-Hochhaus im Stadtteil macht ständig Schlagzeilen, seine Anwohner kämpfen gegen Müll, Ungeziefer und Leerstände – und künftig müssen Menschen aus Duisburg-Hochheide auch noch ohne das Projekt auskommen, das alles verbessern sollte: Das Ortsteilmanagement wird bald eingestellt, das Quartiersbüro an der Moerser Straße 245 schließt.

„Weil das Land für das kommende Jahr keine Fördermittel gewährt hat, kann das Ortsteilmanagement Homberg-Hochheide mit dem Quartiersbüro ab dem Jahreswechsel nicht mehr fortgeführt werden“, erklärt Maximilian Böttner, Sprecher der Stadt, und er ergänzt: „Das bedauern wir sehr.“

Quartiersbüro Hochheide schließt: Warum plötzlich das Geld fehlt

Das Ortsteilmanagement ist nun schon lange eine wichtige Anlaufstelle für Geschäftsleute, Ehrenamtler und Anwohner in Hochheide und bezog im Mai 2016 die Räume an der Moerser Straße. Seitdem wird es zu 80 Prozent aus dem Bund-Länder-Programm „Sozialer Zusammenhalt“ gefördert. 20 Prozent der Kosten zahlt die Stadt.

Rolf Martin und Brigitte Karhoff vom Quartiersbüro Hochheide im Dezember 2020: Zum Jahreswechsel 2025 wird das Ortsteilmanagement eingestellt.
Rolf Martin und Brigitte Karhoff vom Quartiersbüro Hochheide im Dezember 2020: Zum Jahreswechsel 2025 wird das Ortsteilmanagement eingestellt. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Nun habe die Bezirksregierung Düsseldorf den Förderantrag für 2025 aber neu eingestuft, in der Förderkategorie B, sagt Stadtsprecher Böttner. „Das bedeutet, dass die beantragten Maßnahmen dem Sinn nach zwar förderfähig sind, aus Budgetgründen jedoch keine Förderung erhalten.“ Und finanziell alleine stemmen kann die Stadt das Projekt anscheinend nicht.

Quartiersbüro: Zukunft des Ladenlokals und der Mitarbeiter ist unklar

Die Wohnbund-Beratung NRW aus Bochum (WBB) steuert das Ortsteilmanagement in Hochheide und hat das Ladenlokal angemietet, in dem früher das Geschäft „Bastelfuchs“ zu finden war. Der Mietvertrag läuft zum Jahresende aus, erklärt die Stadt Duisburg. „Eine Nachnutzung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht bekannt.“

Aktuell arbeiten nach Angaben der Stadt ein WBB-Mitarbeiter und eine externe Quartiersarchitektin für das Projekt. Die Verwaltung könne keine Angaben dazu machen, wie es für die Mitarbeiter weitergeht, wenn das Büro schließt. Die WBB aus Bochum äußert sich gegenüber der Redaktion gar nicht zum Projektende und verweist auf die Stadt Duisburg.

Quartiersmanagement sollte Aufwertung des Stadtteils begleiten

Seit über zehn Jahren will die Stadt das „Problemviertel“ rund um die Weißen Riesen in Hochheide umkrempeln und die Situation für Anwohner und Gewerbetreibende verbessern. 2013 erarbeitete die Verwaltung dafür ein „Integriertes Handlungskonzept“. Zwei Jahre später wurde das Areal in die Städtebauförderung aufgenommen und zum Sanierungsgebiet erklärt.

Im Handlungskonzept hielt die Stadt zum Beispiel die Ziele fest, Hochhäuser abzureißen, neue Freiflächen zu schaffen, die Ladenstadt und Teile der Moerser Straße wiederzubeleben und die Mieterstruktur des Gebiets zu verbessern. Das Konzept wurde mehrmals weiterentwickelt, über eine aktualisierte Version stimmt der Rat der Stadt am 23. September ab.

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Das Quartiersmanagement wurde dazu ins Leben gerufen, diese Sanierung vor Ort zu begleiten, Anwohner, Vereine und ansässige Firmen zu vernetzen und sie an der Erneuerung des Viertels zu beteiligen. So organisierte das Büro mehrere Infoveranstaltungen zum Sachstand bei den Hochhaus-Sprengungen und beim Bau des Stadtparks. Das Ladenlokal ist dabei eine Anlaufstelle für Hochheider, die Fragen klären oder sich beschweren wollen.

Durch das Projekt seien im Quartier „formelle aber auch informelle Strukturen entstanden“, meint Stadtsprecher Böttner. Bei vielen Bürgern sei außerdem ein ehrenamtliches Engagement gewachsen, „das wir selbstverständlich sehr gerne erhalten und unterstützen möchten“.

Ehrenamtler sind enttäuscht: „Dann bleiben wir auf der Strecke“

Ehrenamtler aus Hochheide sind durchaus enttäuscht über das Aus des Quartiersmanagements. „Im Büro konnten wir uns immer melden, wenn wir wieder Probleme mit Müll hatten oder Unterstützung bei einer Aktion brauchten“, sagt Uwe Schock, der sich beim Nachbarschaftstreff „Hochheide Fresh“ engagiert.

Uwe Schock engagiert sich beim Nachbarschaftstreff „Hochheide Fresh“ und ist enttäuscht darüber, dass das Quartiersbüro bald schließt.
Uwe Schock engagiert sich beim Nachbarschaftstreff „Hochheide Fresh“ und ist enttäuscht darüber, dass das Quartiersbüro bald schließt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Er bedauert vor allem, dass damit auch Rolf Martins Zeit im Quartiersbüro endet: „Er hat es super geleitet, war immer für uns da und hat sich bei allen Problemen sofort gekümmert.“ Uwe Schock befürchtet, dass nun der direkte Draht zur Stadt abbrechen könnte: „Dann läuft es wieder wie in den Jahren davor. Keiner antwortet auf unsere Fragen und wir bleiben auf der Strecke.“

Wenn es nach der Stadt geht, soll das Ende des Projekts nicht endgültig sein. Denn in der Vorlage des neuen Entwicklungskonzepts, über die der Rat im September abstimmt, ist ein Quartiersmanagement fest eingeplant – „als Anlaufstelle, Vermittler und Kümmerer vor Ort“. Außerdem soll ein neuer „Zentrenmanager“ seine Arbeit aufnehmen, um die Ladenstadt zu stärken. Beide Projekte sollen von 2026 bis 2030 laufen und insgesamt 2,37 Millionen Euro kosten.

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>> Fördermittel gesichert: Initiative „Hochheide Fresh“ behält ihr Ladenlokal

  • Während das Ortsteilmanagement Homberg-Hochheide im kommenden Jahr nicht mehr finanziell gefördert wird, sind Fördermittel für den Nachbarschaftstreff „Hochheide Fresh“ gesichert.
  • Die Initiative bietet Sprechstunden und Treffs im Ladenlokal am Bürgermeister-Bongartz-Platz an. Bis Ende 2024 seien die Räume aus Fördermitteln des Verfügungsfonds angemietet, sagt Stadtsprecher Böttner.
  • Für 2025 dürfe die Verwaltung „Mittel aus einem Förderbescheid für Haus- und Hofmaßnahmen in Teilen für die Anmietung des Ladenlokals“ nutzen.