Duisburg. Erweiterungen, Sanierungen und ganze Neubauten: Eine Milliarde Euro soll in 18 Duisburger Schulen investiert werden. Die komplette Liste.

Robin Eckardt ist ein gefragter Mann. „Die Kölner“, sagt der technische Geschäftsführer der Schulbaugesellschaft Duisburg (SD), als er vor dem Beginn des Gesprächs ein Telefonat beendet. „Sie haben viele Fragen.“ Dass Duisburg bei der Sanierung seiner maroden Schullandschaft mit gleich einer ganzen Reihe von Neubauten in die Offensive geht, spricht sich in der Szene herum. Und das SD-Modell, das die Stadt sich vor drei Jahren von den Düsseldorfer Nachbarn abschaute, macht Schule.

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Lange hatte sich die Stadt beharrlich Forderungen eines Bündnisses von Schulleitern, der Gewerkschaft GEW und Elternvertretern verweigert, dessen Name Programm war: Gute Schulen neu bauen. Mit der SD-Gründung kam ein Paradigmenwechsel, der nicht nur altgediente Schulleiter wie Martina Zilla Seifert (Green Gesamtschule) und Erhard Schoppengerd (Gesamtschule Globus am Dellplatz) erstaunt.

Auch große Sanierungen, wie aktuell an der Grillo-Gesamtschule in Marxloh, übernimmt die Schulbaugesellschaft.
Auch große Sanierungen, wie aktuell an der Grillo-Gesamtschule in Marxloh, übernimmt die Schulbaugesellschaft. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Duisburg möchte bis Ende des Jahrzehnts rund eine Milliarde Euro investieren

„Woher kommt plötzlich das Geld?“, fragen die Pädagogen, die sich wie viele andere ein Berufsleben lang darüber ärgerten, dass selbst einfache Reparaturen und Sanierungen manchmal Jahre dauerten. Nun stehen 19 Projekte, darunter sechs Komplett-Neubauten, auf der To-do-Liste der SD (siehe Liste unten). Die Gesamtinvestitionen werden sich, wenn alle bis zum Ende des Jahrzehnts umgesetzt werden, auf mindestens eine Milliarde Euro belaufen.

„Es gibt einen klaren Zusammenhang mit der Entwicklung des Haushalts der Stadt“, erläutert Thomas Krützberg. Er ist neben Eckhardt SD-Geschäftsführer, stand in den vergangenen zehn Jahren zunächst als Bildungsdezernent, dann zuletzt drei lang Jahren als IMD-Chef in der Verantwortung für die Duisburger Bildungspolitik und die Instandhaltung der Gebäude.

Die Schulbaugesellschaft Duisburg leiten die Geschäftsführer Thomas Krützberg (li.) und Robin Eckardt (r.)
Die Schulbaugesellschaft Duisburg leiten die Geschäftsführer Thomas Krützberg (li.) und Robin Eckardt (r.) © FUNKE Foto Services | Martin Ahlers

Ende der bilanziellen Überschuldung der Stadt ermöglicht Investitionen

„Es hat lange die Haltung gegeben, zunächst alle vorhandenen Schulgebäude zu nutzen und den kurzfristigen Bedarf an Schulraum durch angemietete Klassen-Container zu decken“, räumt Krützberg ein. Die überschuldete Stadt sei dabei Gefangene der Haushaltskrise gewesen: An Neubauten sei schon deshalb nicht zu denken gewesen, weil die Finanzaufsicht den klammen Kommunen nur „unabweisbare“ Investitionen genehmigte.

Durch den Abbau von rund einer Milliarde Altschulden und dem Ende der bilanziellen Überschuldung nach fünf ausgeglichenen Etats in Folge hat sich der Wind gedreht: Die Stadt ist wieder Herrin ihrer Finanzen, kann über Investitionen selbst entscheiden. Schulneubauten sollen trotz Krediten, die dafür aufgenommen werden, nicht in die erneute bilanzielle Falle führen: Sie schaffen städtisches Vermögen, das gegen die Verbindlichkeiten gerechnet wird.

Das ehemalige Gelände der Didier-Werke an der Düsseldorfer Straße/Kulturstraße in Wanheimerort wird für den Bau der zweiten neuen Gesamtschule in Duisburg vorbereitet.
Das ehemalige Gelände der Didier-Werke an der Düsseldorfer Straße/Kulturstraße in Wanheimerort wird für den Bau der zweiten neuen Gesamtschule in Duisburg vorbereitet. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Services | Hans Blossey

Erste Grundsteinlegung für einen Neubau wohl im Frühjahr 2024

„Dennoch steht die Projektliste weiter unter den Vorbehalten des Haushalts und unvorhersehbarer Ereignisse“, sagt Krützberg. Will heißen: Eine dramatische Verschlechterung der Finanzlage würde das Bauprogramm ausbremsen. Aktuell prognostiziert der Kämmerer bis 2027 leichte Überschüsse. Die Reihenfolge der Umsetzung folge nicht zuletzt der Dringlichkeit, erläutert Krützberg: „Wenn sich etwa die Bebauung von 6-Seen-Wedau verzögert, wird dort auch die neue Grundschule später gebaut.“

Drei Jahre nach seinem Start bei der SD wird Robin Eckhardt wohl im Frühjahr 2024 zur ersten Grundsteinlegung einladen: In Röttgersbach entsteht die erste von zwei neuen Gesamtschulen. Dann folgt die Abtei-Grundschule – in Hamborn hat ein Streit mit der Autobahngesellschaft den Baustart um fast ein Jahr verzögert. Weit gediehen sind auch die Pläne für die Ersatzneubauten der Erich-Kästner- und Green-Gesamtschule sowie für die neue Gesamtschule, die auf dem einstigen Didier-Gelände in Wanheimerort gebaut wird.

Jede der vier Gesamtschulen wird voraussichtlich gut 120 Millionen Euro kosten. Vermeintlich hohe Planungskosten in Höhe von jeweils 10 Millionen Euro seien tatsächlich der Arbeitsweise der SD geschuldet, erläutert Robin Eckardt: „Eigentlich müsste es Projekt-Entwicklungskosten heißen.“ Bezahlt werden aus diesem Budget sämtliche Leistungen bis zum Bauantrag: Gutachten, möglicher Flächenerwerb, Bodenuntersuchungen, die Leistungen der SD-Planer und der beauftragten Architekten.

Erhebliche Bauschäden: Für die Erich-Kästner-Gesamtschule in Homberg ist ein Ersatz-Neubau an der Baumstraße geplant.
Erhebliche Bauschäden: Für die Erich-Kästner-Gesamtschule in Homberg ist ein Ersatz-Neubau an der Baumstraße geplant. © FFS-NW | Hans Blossey

SD-Geschäftsführer Robin Eckardt hofft auf sinkende Baupreise

Bewährt habe sich die Vergabe an einen Generalplaner für Schulbauten, berichtet Eckardt: „So entstehen ganzheitliche Lösungen, an denen auch die Schulen beteiligt werden können.“ Ein Zeitfresser bliebe das öffentliche Vergaberecht, das europaweite Ausschreibungen vorsieht: „Die allein dauern 16 Monate.“

In der Baukrise die Schulbau-Offensive zu starten, sei ein Vorteil für Duisburg, vermuten die SD-Geschäftsführer. Mit der Beseitigung der Material-Engpässe und leeren Seiten in den Auftragsbüchern der Baufirmen dürften auch die zuletzt exorbitant gestiegenen Preise nachgeben.

SD: ACHT PROJEKTLEITER BETREUEN FAST 20 SCHULBAUPROJEKTE

  • Die Schulbaugesellschaft hat ihre Tätigkeit nach der Gründung schnell ausgeweitet. Aus ursprünglich vier Projekten wurden schnell fast 20, die von acht Projektleitern in den Büros am Philosophenweg 23-25 (Innenhafen) betreut werden. Zwei weitere Baufachleute sollen im kommenden Jahr eingestellt werden.
  • Formal ist die SD Auftragnehmer des Immobilienmanagements IMD, sie finanziert sich aus den Projekt- und Managementkosten sowie einer Managementgebühr in Höhe von drei Prozent, die für die die erbrachten Leistungen erstattet werden.

SCHULBAUGESELLSCHAFT: DAS SIND DIE PROJEKTE

  • Gesamtschule Nord (Röttgersbach, Neubau)
  • Gesamtschule Mitte-Süd (Wanheimerort, Neubau)
  • Erich-Kästner-Gesamtschule (Homberg, Ersatzneubau)
  • Green-Gesamtschule Körnerplatz (Rheinhausen, Ersatzneubau)
  • Gemeinschaftsgrundschule 6-Seen-Wedau (Neubau)
  • Kath. Abtei-Grundschule Jägerstraße (Hamborn, Neubau)
  • Grundschule Werthauser Straße (Rheinhausen, Ersatzneubau)
  • Förderschule Hitzestraße (Wanheimerort, Ersatzneubau)
  • Theodor-König-Gesamtschule (Beeck, Erweiterungsbau)
  • Theodor-König-Gesamtschule (Beeck, Sanierung Bestand)
  • Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesamtschule (Hamborn, Erweiterungsneubau)
  • Heinrich-Heine-Gesamtschule (Rheinhausen, Erweiterung)
  • Sekundarschule Justus-von-Liebig (Hamborn, Erweiterung)
  • Gesamtschule Emschertal (Hamborn, Erweiterung)
  • Sekundarschule Am Biegerpark (Wanheim, Erweiterung)
  • Elly-Heuss-Knapp Gymnasium (Marxloh, Erweiterung)
  • Herbert-Grillo-Gesamtschule (Marxloh, Sanierung/Erweiterung)
  • Grundschule Am Knappert (Rahm, Erweiterung, Turnhalle)
  • Grundschule Albert-Schweitzer-Straße (Huckingen, Turnhalle)
  • Kultur- und Freizeitzentrum Augustastr. 48 (Homberg, Umbau)