Duisburg. Der Ironman in Duisburg führt zu großen Straßensperrungen. Warum Anwohner der viel befahrenen Moerser Straße darüber ausgesprochen froh sind.

Rund 2000 Fahrräder sausen durch Duisburg, Straßen sind gesperrt, viele Menschen stehen am Rand und jubeln – und obwohl der Trubel des Ironmans fast direkt vor der Haustür von Heike und Otto Neuendorf herrscht, freuen sich die beiden auf einen gemütlichen Sonntag. „Bei solchen Veranstaltungen ist es an der Straße fast ruhiger als unter der Woche“, meint Otto Neuendorf.

Das Ehepaar wohnt an der Moerser Straße in Hochemmerich fast direkt hinter dem Kreisverkehr zur Brücke der Solidarität. Beziehungsweise: Ihr Haus liegt zwar in der engen Parallelstraße Zu den Gärten, doch nur eine schmale Baumreihe trennt diese von der Moerser Straße. Und die gehört zu den am stärksten befahrenen Straßen der Stadt.

Ironman in Duisburg: So freuen sich Anwohner auf das Sportevent

Am Sonntag wird sie für den Ironman gesperrt, genauso wie beim Rhein-Ruhr-Marathon, der auch bei den Neuendorfs entlangführt. Für die beiden Rentner werden solche Tage zum Fest, wenn statt der 45-Tonner mal nur Räder, Inlineskater oder Läufer über die Moerser Straße schleichen.

Die Moerser Straße in Duisburg-Rheinhausen zählt zu den Straßen mit dem meisten Verkehr in der Stadt.
Die Moerser Straße in Duisburg-Rheinhausen zählt zu den Straßen mit dem meisten Verkehr in der Stadt. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

„Wenn das Polizei-Motorrad mit der Durchsage kommt, gehts direkt in den ersten Stock“, erzählt die 64-Jährige. Von dort können sie nämlich perfekt vom Fenster aus auf die Radstrecke schauen – eine Lücke in der Baumreihe machts möglich. „Dann staunen wir, wie schnell die hier vorbeifahren.“

Gleichzeitig sammeln sich jede Menge Zuschauer ein paar Häuser weiter an der Kreuzung zur Fährstraße, wie die beiden aus den Vorjahren wissen. „Die jubeln den Sportlern zu, während die sich hier oft ihre Getränke greifen“, weiß Heike Neuendorf.

Ärger über Sportlärm? Von wegen: „Schön, dass es solche Veranstaltungen gibt“

Manche Anwohner der Ironman-Strecke dürften genervt davon sein, den ganzen Tag Sportlärm zu hören, weite Umwege in der Stadt fahren zu müssen und nicht vor der Haustür parken zu können. Davon ist bei den Neuendorfs keine Spur: „Es ist schön, dass es solche Veranstaltungen gibt bei den ganzen Negativschlagzeilen“, meint der 66-Jährige.

Das Park-Problem haben sie schon oft gelöst, indem sie ihr Auto einfach zwei Straßen weiter abstellten. „Einmal sind wir am Tag des Marathons sogar in den Urlaub gefahren, das hat auch funktioniert“, erklärt er. Man könne sich gut auf die Einschränkungen einstellen: „Es werden ja rechtzeitig Schilder aufgestellt und Sperrungen angekündigt.“

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Auch mit den Zuschauern am Straßenrand hätten die beiden nie Probleme: „Da gibt es nur friedliche Fans, die mit ihren Fähnchen am Rand stehen.“ Sie würden wenig Müll hinterlassen, und kurz nach dem Rennen komme sowieso das Kehrfahrzeug.

Mit Fußballfans sei das oft eine andere Sache, wie sie früher erlebten, als sie noch in Wannheimerort nahe der MSV-Arena wohnten: „Da standen schon die Polizeipferde auf unserem Hof, weil sich wieder Fans verirrt hatten“, meint Otto Neuendorf.

Moerser Straße und Brücke der Solidarität: 70 Dezibel Lärm am ganzen Tag

Warum sich die beiden Rentner und ihre Ohren so auf eine Straßensperrung freuen, merkt jeder, der mal unter der Terrasse in ihrem Garten sitzt. Überall grün, Blumenkübel über Blumenkübel, ein Eichhörnchen flitzt fast bis zum Tisch und verschwindet dann im dichten Waldstück hinterm Haus. Hier lebt es sich wie auf dem Land, würden einem die vielen Lkw auf der anderen Hausseite nicht ständig in den Ohren dröhnen.

Bis zu 12,3 Millionen Fahrzeuge im Jahr rollen am Haus der Neuendorfs vorbei, 14,7 Millionen zudem über die Brücke der Solidarität, die nur einen Steinwurf entfernt liegt. Das zeigt der aktuelle Entwurf des städtischen Lärmaktionsplans.

Neben Autos und Motorrädern sind hier besonders viele Lkw unterwegs, die zwischen der A40 und dem Logport hin- und herfahren. Dadurch wird es laut. Sehr laut. Das Zuhause der Rheinhauser wird den ganzen Tag mit knapp 70 Dezibel Verkehrslärm beschallt, wie die Lärmkarte des NRW-Verkehrsministeriums angibt.

Brücke im schlechten Zustand: „Wir hören im Winter jeden Lkw“

Als Heike und Otto Neuendorf 2009 in die Nähe der Moerser Straße zogen, sei es noch nicht so schlimm gewesen: „Früher war das hier eine richtig ruhige Ecke, aber Jahr für Jahr wird der Verkehr mehr“, sagt die 64-Jährige. Das merken sie und ihr Mann auch, wenn es sich morgens und nachmittags in Rheinhausen mal wieder staut.

Ein Problem sei der Zustand der Brücke der Solidarität: „Im Winter hören wir jeden einzelnen Lkw, der über die Dehnungsfugen beim Brückenübergang oder über Schlaglöcher fährt“, meint Heike Neuendorf. Sie scherzt: „Wenn die mal abgerissen wird, wohnen wir hier im Kurort.“

Sowohl der Rhein-Ruhr-Marathon als auch der Ironman führen über die Brücke der Solidarität und entlang der Moerser Straße. (Archivbild)
Sowohl der Rhein-Ruhr-Marathon als auch der Ironman führen über die Brücke der Solidarität und entlang der Moerser Straße. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Hinzu kommt, dass auf der Moerser Straße nachts gerne gerast werde, manchmal würden Jugendliche sogar Rennen veranstalten. Deswegen schließt das Ehepaar immer die Fenster – „und wir haben schon dreifach verglaste Fenster und unser Schlafzimmer zur Rückseite“.

Doch am schlimmsten sei schlicht die Masse an Fahrzeugen, die die Moerser Straße als Verbindung von Stadtmitte und Westen sowie A40 und Logport nutzt.

Anwohner über Straßensperrung: „Endlich war mal Ruhe“

Deswegen wünschen sich die beiden Rentner eine Tempo-30-Beschränkung, zumindest nachts. Schön wäre auch, wenn ihr Straßenteil mit dichteren Pflanzen von der Hauptverkehrsstraße getrennt wird, oder aus ihrer Sicht noch besser: eine Lärmschutzwand.

Aber so ganz genießen können sie die Zeit im Garten nur, wenn der Verkehr vor dem Haus komplett ruht. Und so sind die Neuendorfs wohl zwei der wenigen Menschen, die über die Baustellen-Sperrung der Moerser Straße Mitte August sagen: „Es war so schön, endlich war mal Ruhe vor unserem Haus.“

>> Ironman in Duisburg: So ist der Ablauf am Sonntag

  • Zum vierten Mal findet der Ironman 70.3 am Sonntag, 1. September, in Duisburg statt. Rund 2000 Teilnehmer werden beim Triathlon erwartet.
  • Die Athleten schwimmen erstmals im Innenhafen und starten zwischen 8 und 9.15 Uhr.
  • Danach gehts für sie mit dem Rad 88 Kilometer durch die Stadt. Die Strecke führt vom Innenhafen über Hochfeld, Rheinhausen, Homberg und Baerl nach Moers und wieder zurück.
  • Den Abschluss macht eine 21,1 km lange Laufstrecke durch die Innenstadt mit einem Schlenker nach Duissern.
  • Die Veranstalter erwarten, dass die schnellsten Sportler das Ziel zwischen 11.30 und 12.30 Uhr erreichen. Die Siegerehrung vor dem Rathaus ist für 18.30 Uhr geplant.
  • Viele Straßen in Duisburg werden am Sonntag gesperrt und einige Buslinien werden umgeleitet. Die Details zu den Einschränkungen können Sie hier nachlesen.