Duisburg. Alarm im Walsumer Bürgerservice: Angriffe auf Mitarbeiter häufen sich, die Polizei findet Messer. Werden Beschäftigte jetzt besser geschützt?
Den neuen Reisepass beantragen, den abgelaufenen Führerschein erneuern, nach dem Umzug die neue Adresse anmelden – all dies und noch viel mehr können Duisburger und Duisburgerinnen im Bezirksamt Walsum erledigen, beim Bürgerservice im dortigen Rathaus. Für die Angestellten wird ihre Arbeit allerdings immer schlimmer und gefährlicher.
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Das betont der Lokalpolitiker Jörg Nikulka vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) nach Gesprächen mit Betroffenen. Er verweist auf Beschimpfungen, Bedrohungen und auf Gewalt durch Kundinnen und Kunden. Mehrfach musste sogar die Polizei anrücken. Deshalb fordert er für den Bürgerservice jetzt einen Sicherheitsdienst.
Gewalt eskaliert im Walsumer Bürgerservice: Mitarbeiter haben Angst
„Die Mitarbeiterinnen haben Angst“, sagt Jörg Nikulka gegenüber der Redaktion. Seit Längerem und immer wieder komme es im Bezirksamt „zu schwierigen und beängstigenden Situationen“ und „zu bedrohlichen Szenarien, wenn Kunden laut und aggressiv werden“. Mehrfach sei zuletzt die Polizei gerufen worden, um eine Eskalation zu vermeiden. Anwohner haben ebenfalls bemerkt, dass sich dort Polizeieinsätze häufen.
Deshalb will Jörg Nikulka die Betroffenen besser schützen. Durch einen Sicherheitsdienst, wie ihn andere Behörden in Duisburg längst einsetzen. Das BSW-Mitglied habe selbst miterlebt, dass die Polizei ins Bezirksamt kommen musste. Dort tagt auch die Bezirksvertretung, zu der Nikulka gehört, und dort finden auch interfraktionelle Vorgespräche zu den Sitzungen statt. Bei einer solchen Gelegenheit hat er die SPD-Fraktion für einen gemeinsamen Antrag gewinnen können.
Die Walsumer Sozialdemokraten waren sofort überzeugt, dass gehandelt werden muss. „Die Mitarbeiter und die Bürger müssen geschützt werden“, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Detlef Frese. Denn Gewalt wartender Kunden untereinander solle ebenso unterbunden werden wie Angriffe auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Forderung nach Sicherheitsdienst
Erreichen will dies der gemeinsame Antrag auf zweierlei Weise: Zunächst soll „umgehend ein Security-Unternehmen beauftragt“ werden, um die Angestellten im Bürgerservice vor Attacken zu schützen „und konfliktreiche Situationen und gefährliche Vorfälle zu vermeiden“. Zusätzlich soll „untersucht und ausgewertet“ werden, so heißt es in dem Dokument weiter, „warum es vermehrt zu konfliktreichen Vorfällen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Bürger-Service-Stationen kommt“.
Dass dieser Antrag in der Bezirksvertretung angenommen wird, davon geht Detlef Frese fest aus. Zumal SPD, Grüne und das BSW (vormals Linke) in dem Stadtteilparlament die Mehrheit bilden und seit der Kommunalwahl 2020 als Kooperation zusammenarbeiten. Tatsächlich er ist zuversichtlich, dass sogar alle Fraktionen zustimmen könnten.
Streit, Gewalt und Polizeieinsätze gibt es nicht nur beim Bürgerservice im Walsumer Rathaus. Insbesondere Duisburger Behörden, wo es um Existenzen geht, wie die Ausländerämter oder das Jobcenter, sind längst auf einen Sicherheitsdienst angewiesen – und in Extremsituationen auf die Hilfe der Polizei.
Umfeld des Walsumer Rathauses mit Kometenplatz lange ein Kriminalitätsschwerpunkt
Das Umfeld des Walsumer Rathauses und der benachbarte Kometenplatz galt ohnehin als Kriminalitätsschwerpunkt. Seit Jahren klagen Hauseigentümer, Anwohner und Geschäftsleute dort über randalierende Kinder und aggressive Jugendliche, über Drogendealer, Vandalismus, Müll und Lärm.
Polizeipräsident Alexander Dierselhues hatte die Situation als „recht drastisch“ eingeschätzt und wollte 2023 sogar mobile Polizeikameras wie nach der Schießerei am Hamborner Altmarkt aufstellen. Da diese vom Innenministerium zwar bestellt, aber nicht geliefert waren, schickte er zunächst Polizistinnen und Polizisten verstärkt rund um den Marktplatz und das Rathaus auf Patrouille. Dabei wurden sie durch das Ordnungsamt unterstützt. Dies war erfolgreich. Sowohl die Polizei als auch Anwohner und Geschäftsleute berichteten anschließend, dass es ruhiger und sicherer geworden sei. Polizeikameras sind aktuell nicht mehr nötig.
2024 bereits 24 Polizeieinsätze im Bürgerservice
Aber zum Bürgerservice an der Friedrich-Ebert-Straße 152 in Aldenrade musste die Polizei allein in diesem Jahr bereits 24 Mal ausrücken. Das teilt Polizeisprecherin Ronja Baerecke am Mittwochmorgen auf Nachfrage mit. Diese Einsätze seien aber nicht alle wegen Bedrohungen gewesen. Manchmal werde der Notruf auch wegen anderer Anlässe gewählt, weil beispielsweise eine verdächtige Person beobachtet wurde.
„Es hat neun Übergriffe gegeben“, präzisiert Ronja Baerecke mit Blick auf die Einsatzberichte und meint damit Vorfälle wie Beleidigungen, Körperverletzungen oder Belästigungen. Oft reicht es demnach, wenn die Polizeibeamten den Tätern einen Platzverweis aussprechen. Doch es kann für die Mitarbeiter im Bürgerservice durchaus gefährlich werden. Denn die Polizisten mussten manchmal auch Messer einkassieren.
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Hin und wieder entschärft sich eine gefährliche Situation jedoch allein dadurch, dass der Notruf gewählt wird. So komme es vor, dass sich die Anrufer kurz darauf nochmal melden und Entwarnung geben. Oder dass Polizistinnen und Polizisten eintreffen und dann schon wieder alle Beteiligten friedlich sind.
Dennoch halten Jörg Nikulka (BSW) und die SPD-Fraktion die Zustände im Bürgerservice für die Mitarbeiter für unhaltbar und wollen ihre Sicherheit schnellstmöglich gewährleistet sehen.
>> Bezirksvertretung Walsum tagt am 29. August
- Der Antrag über den Sicherheitsdienst im Bürgerservice wird in der nächsten öffentlichen Sitzung der Bezirksvertretung Walsum diskutiert und abgestimmt.
- Sie findet am Donnerstag, 29. August, um 16 Uhr im Walsumer Rathaus (Friedrich-Ebert-Straße 151, Sitzungssaal) statt. Zuschauerinnen und Zuschauer sind willkommen.