Duisburg. Wegen ihrer behinderten Tochter Anna (3) sind Luisa und Stephan aufs Auto angewiesen. Doch das ist nach dem Duisburger Unwetter ein Totalschaden.
Totalschaden: So lautet das Fazit des Gutachters. Das Auto von Luisa (28) und Stephan (29) hat das starke Unwetter, das Mitte August über Duisburg hinweggezogen ist, nicht überstanden. Für die beiden Meidericher ein besonders schwerer Verlust, denn: ihre kleine Tochter Anna, gerade einmal dreieinhalb Jahre alt, ist aufgrund ihrer geistigen Behinderung nicht in der Lage, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Die vielen Eindrücke überfordern das Kind im Autismus-Spektrum mit Wahrnehmungsstörung.
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Die junge Familie ist daher dringend auf ein Auto angewiesen. Für Arzt- und Therapietermine müssen sie regelmäßig nach Oberhausen und nach Essen. Einen neuen Wagen können Luisa und Stephan sich aber auf die Schnelle nicht leisten. Deswegen haben sie einen Spendenaufruf gestartet – und werden dafür angefeindet.
Totalschaden nach Unwetter in Duisburg: „Man fühlt sich allein gelassen“
„Irgendwo ist natürlich jeder auf sein Auto angewiesen“, sagt Luisa. Und, keine Frage, das starke Unwetter sei für viele sehr überfordernd gewesen. Aber sie fühlt sich allein gelassen, hat das Gefühl, die Leute zeigen kein Verständnis für ihre schwierige Situation.
Verwandte und Freunde haben sie und ihr Mann in Duisburg und Umgebung nicht. Besonders dankbar ist sie daher ihrem Nachbarn, einem Familienvater, der der jungen Familie zeitweise sein Auto zur Verfügung stellt. Arzttermine habe sie trotzdem absagen müssen. Immerhin: Mit Versicherung und Werkstatt sind Luisa und Stephan zufrieden.
„Dass es sowas in Duisburg gibt, damit habe ich nicht gerechnet.“
Den Schaden habe sie direkt am Tag nach dem Unwetter bei der Versicherung gemeldet. Dass das Auto nicht mehr zu retten sei, habe sie sich schon gedacht, als sie am Abend zuvor knietief im Regenwasser stand. Ein Blick unter die Motorhaube bestätigte das – überall Schlamm und Wasser. „Es war wirklich schlimm“, erzählt Luisa. Die Abschleppkosten seien glücklicherweise durch die Versicherung gedeckt gewesen – sonst hätte das auch noch einmal 500 Euro gekostet. Geld, das die Familie nicht hat.
Anfeindungen nach Spendenaufruf
Dazu kommt: Die Versicherung übernimmt zwar den Schaden, aber da das Auto noch nicht vollständig abbezahlt war, geht das Geld wahrscheinlich vollständig an das Kreditinstitut. Den VW könne die Familie zwar noch verkaufen – aber wer will schon ein Auto mit Totalschaden? Und selbst wenn: für ein neues Auto würde das Geld wahrscheinlich nicht reichen.
Deswegen haben Stephan und Luisa einen Spendenaufruf auf der Plattform GoFundMe gestartet. Ziel: 4500 Euro. Eigentlich wollten sie diesen Weg nicht gehen. „Irgendwo bettelt man ja nach Geld“, sagt Luisa. „Wenn wir das Geld hätten, würde ich den Spendenaufruf sofort beenden. Wir wollen uns nicht bereichern“, macht sie außerdem klar. „Das gespendete Geld wird ausschließlich für ein familientaugliches Fahrzeug genutzt“, schreibt sie auch auf der Spendenseite.
Negative Kommentare habe es trotzdem schon gegeben. Sie könnten ja auch einfach mit Bus und Bahn fahren, heißt es meistens. Dabei erklärt Luisa im Spendenaufruf, wieso das eben nicht geht.
Wohnort der Familie war besonders stark vom Unwetter betroffen
Luisa macht ihre Situation außerdem noch aus einem anderen Grund öffentlich: Sie will anderen Familien Mut machen. Niemand müsse sich schämen, auf Hilfe angewiesen zu sein. Was sie anderen rät: sich vorsorglich über Zusatzversicherungen für Hochwasser- und Starkregenereignisse informieren.
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Die Gelderblomstraße in Obermeiderich, an der Luisa mit ihrer Familie wohnt, war besonders von dem starken Unwetter betroffen. Keller liefen teilweise bis zur Decke mit Wasser voll. Luisa erzählt: „Hier steht alles auf der Straße. Nachbarn räumen jetzt nach und nach ihre Keller aus. Auch im Hausflur hatten wir viel Wasser.“ Das mache sich jetzt auch im Geruch bemerkbar.
Wer für die Familie spenden möchte, findet den Spendenaufruf auf GoFundMe unter „Familientaugliches Auto nach Hochwasserschaden“.