Duisburg. Eine Gewitterzelle hat sich über Duisburg entladen. Menschen standen hüfthoch im Wasser. Mann erlitt eine Platzwunde. Wo es besonders heftig war.
Eine Gewitterzelle hat sich am Dienstagabend plötzlich über Duisburg entladen. Schnell war klar: Das Ausmaß des Unwetters war schlimmer als zunächst prognostiziert.
Ab 18.15 Uhr entluden sich die Unwetterwolken. Innerhalb von circa 30 Minuten gingen ungewöhnlich große Regenmengen herab. Und die trafen vor allem den Innenstadtbereich, Ruhrort und Meiderich. Die A59 wurde hier komplett überspült. Autos kamen nicht mehr vorwärts. Die Autobahnpolizei sperrte die Fahrbahn in Fahrtichtung Dinslaken vom Kreuz Duisburg bis zum Kreuz Duisburg-Nord.
Innerhalb von 15 Minuten gingen laut Feuerwehr etwa 1400 Notrufe bei der Leitstelle ein.
Unwetter über Duisburg: Mann wird durch Hagelkorn verletzt
An der Gelderblomstraße in Obermeiderich liefen die Keller zum Teil fast bis zur Decke mit Wasser voll. Fotos zeigen, wie die Menschen auf der Straße bis zur Hüfte im Wasser stehen. Aus Sicherheitsgründen stellten die Stadtwerke dort den Strom ab. Sämtliche Abwassersysteme seien am Abend kurzzeitig überlastet gewesen, berichtet Stadtsprecherin Susanne Stölting. „Das Wasser konnte nicht abfließen und hat sich an vielen Stellen, so auch in der Innenstadt, entsprechend gestaut.“
In der Fußgängerzone – unter anderem am Kuhtor – sammelte sich schnell eine erhebliche Wassermenge an. Und die stürzten dann in die Abgänge zur U-Bahn. Auf einem Video ist ein Wasserfall zu sehen, der in die U-Bahnhaltestelle König-Heinrich-Platz hinabstürzt. Das Wasser erreichte selbst das zweite Untergeschoss der Haltestelle. Die DVG schaltete die Fahrstühle aus. Die Auswirkungen waren natürlich auch auf den ÖPNV groß: So konnte die Linie 903 zwischenzeitlich nicht fahren.
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In einigen Vierteln kam zu Starkregen, Blitz und Donner auch noch Hagel hinzu. „Hier in Ruhrort hat Hagel viele Autos beschädigt. Die Hagelkörner waren ziemlich groß“, berichtete ein Augenzeuge schon am Dienstagabend. Anwohner sprachen später von Hagelkörnern „so groß wie Tischtennisbälle“. Ein Mensch ist laut Feuerwehr so schwer von einem Hagelkorn getroffen worden, dass er eine Platzwunde am Kopf davontrug.
Bis 3 Uhr arbeiteten die nimmermüden Retter 340 Einsätze ab. Sie wurden dabei vom Technischen Hilfswerk (THW) unterstützt. In fast allen Fällen ging es um vollgelaufene Keller und überspülte Straßen. „Wir rechnen aber noch mit weiteren Anrufen, wenn erstmal alle im Keller waren“, ergänzte Susanne Stölting am Mittwochvormittag.
Wasserschäden in der Innenstadt: Lokale am Kuhtor betroffen
Zu diesem Zeitpunkt liefen bereits die Aufräumarbeiten. Die Schwerpunkte lagen nach Angaben der Wirtschaftsbetriebe Duisburg in Meiderich und Laar. Die Kräfte sammelten Laub und Äste auf Straßen und Gehwegen ein und räumten Gullys frei. An den Stufen zur U-Bahn-Haltestelle König-Heinrich-Platz klebten am Mittwochmorgen noch viele Blätter an den Stufen, die am Vorabend von den Wassermassen mitgetragen wurden. Ansonsten erinnern nur noch kleine Pfützen im Abgang an das Unwetter.
Auch am Kuhtor laufen die Aufräumarbeiten. „Aufgrund eines Wasserschadens ist die Filiale geschlossen“, steht auf einem Schild der Targobank an der Untermauerstraße. Im Erdgeschoss habe das Wasser gestanden, der Teppichboden ist durchnässt. Um einen Kurzschluss zu vermeiden, haben die Mitarbeiter die Geldautomaten vom System genommen.
Ein Haus weiter steht Satilmis Savi. Auch den Betreiber des Restaurants La Savi haben die Wassermassen überrascht. „Der Keller ist voll gelaufen“. Er zeigt ein Bild, auf dem leere Plastiktonnen durch das Geschoss schwimmen. Mehrere Regale wurden beschädigt, Gewürze und Servietten muss er entsorgen. Doch er spricht vom „Glück im Unglück“: Das Restaurant blieb weitestgehend verschont. Der Pavillon an der Kuhstraße, wo seine Gäste Platz nehmen, stand jedoch unter Wasser. Zusammen mit seiner Frau, seinem Kellner und Koch habe er mitten im Platzregen noch die Gullys rund um das Lokal von Unrat und Blättern befreit, damit das Wasser besser ablaufen kann. Noch am Mittwoch werde seine Versicherung den Schaden begutachten.
DWD gab vorab eine Unwetterwarnung für Duisburg heraus
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte nach der Warnung vor extremer Hitze für Dienstagabend bis 19.30 Uhr kurzfristig eine Unwetterwarnung für Duisburg herausgegeben. Darin hieß es, dass die Gewitter von Süden aufzogen. „Dabei werden orkanartige Böen mit Geschwindigkeiten bis 105 km/h sowie heftiger Starkregen zwischen 40 l/m² und 60 l/m² pro Stunde und Hagel erwartet“, so der Wortlaut der Warnung.
>>Absage im Sommerkino
Wegen des Unwetters sagten die Verantwortlichen des Sommerkinos im Landschaftspark die Vorstellung von „Napoleon“ am Dienstagabend aus Sicherheitsgründen ab.
Bereits am Mittwochmittag war das Gelände wieder aufgeräumt. „Jetzt freuen wir uns auf die letzten Spieltage bis zum 18. August und hoffen auf einen großartigen Abschluss der Veranstaltung“, teilten die Veranstalter mit.