Überschwemmung in Duisburg: Warum das Wasser nicht ablief
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Duisburg. Überflutete Straßen und Keller: Duisburgs Kanalsystem versagte beim Unwetter. Bemessungsgrundlage der Pumpwerke aus den Jahren 1951 bis 2020.
Bis zu 60 Liter pro Quadratmeter gingen am Dienstagabend stellenweise in Duisburg nieder. Das Kanalsystem war dem Starkregen nicht gewachsen. Wo die Grenzen liegen und wie sich die Wirtschaftsbetriebe (WBD) auf weitere sintflutartige Regenfälle einstellen, erklärt Sprecherin Silke Kersken.
Überflutung: Stark versiegelte Flächen in Duisburg besonders gefährdet
„Eine konkrete Grenze ist bei einem sehr lokal und heftig auftretenden Ereignis schwer zu benennen“, so Kersken. „Die Anlagen werden auf einen Bemessungsfall ausgelegt, der sich an der Menge des abzuleitenden Wassers orientiert. Bei einem solchen Starkregen fällt häufig so viel Niederschlag, dass die Bemessungszustände überschritten werden.“
Zusätzlich komme es bereits oberflächlich zu einem Aufstau, weil so viel Wasser fällt, dass es gar nicht den Weg in die Entwässerung findet. „Hier sind stark versiegelte Flächen besonders gefährdet, weil kein Wasser versickern kann.“
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Zusätzlich, so die WBD-Sprecherin, verstopft frisches Laub, das Wind und Regen von den Bäumen reißen, Gullys und Straßenabläufe. Kersken: „So ein starker Niederschlag wie gestern kann allerdings von keinem Kanalnetz sofort aufgenommen werden und führt unweigerlich zu kurzfristigen Überschwemmungen.“
Pumpwerke sind auf die Niederschläge von 1951 bis 2020 ausgelegt
Für den Abtransport des Wassers zu den Kläranlagen sorgen überall im Stadtgebiet Pumpwerke. „Sie sind auf Bemessungszustände ausgelegt, die auf den Niederschlagsdaten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Zeitraum 1951 bis 2020 beruhen“, erläutert Silke Kersken, „die Bemessung erfolgt nach strengen Regeln auf diesen Daten. Der Betrieb ist außerdem genehmigungspflichtig.“
Möglichkeiten, auf Starkregen wie am Dienstag zu reagieren, gebe es kaum, bedauern die Wirtschaftsbetriebe. Zwar gebe es eine ständige 24/7-Bereitschaft, die je nach Wettervorhersage bei Bedarf auch aufgestockt werde. Das sei auch am Dienstag geschehen. „Schwerpunkte von Starkregen-Ereignissen können aber seitens der Wetterdienste bisher kaum vorhergesagt werden.“
Angesichts des Klimawandels liege aber der Fokus auf dem Ausbau der sog. „blau-grünen“ Infrastruktur, so die WBD-Sprecherin: „Wir wollen insgesamt klimaresilienter werden.“ Sie verweist etwa auf konkrete Maßnahmen zur Vergrößerung der lokalen Versickerung und/oder Direkteinleitung in ein Gewässer bei der Erschließung neuer Wohngebiete.
Ausbau von Pumpwerken und Kanälen braucht Zeit
Ein Ausbau des Systems, etwa mit leistungsfähigeren Pumpwerken, braucht Zeit. Bisher gebe es ihn nur auf dem Papier, räumt Kersken ein. „Planerisch wurden die Bemessungsgrundlagen der Regelwerke bereits an die steigende Häufigkeit von Starkregen angepasst.“ Die Planungsanforderungen seien strenger geworden sind.
Auch Schadenspotenzial an der umliegenden Bebauung durch Überflutung sei nunmehr ein Kriterium für die Auslegung der Entwässerungssysteme. Zur besseren Steuerung des Oberflächenabflusses von Straßen stehen seit dem vergangenen Jahr eine Starkregenhinweis- und eine Starkregengefahren-Karte als Planungsinstrumente zur Verfügung.
Ein Starkregen dieser Größenordnung trifft das Stadtgebiet übrigens schon zum zweiten Mal in diesem Jahr, so die WBD auf Nachfrage. Bereits am 2./3. Mai ging eine ähnliche Niederschlagsmenge auf den Duisburger Westen nieder. Die Auswirkungen waren aufgrund der weniger dichten Bebauung allerdings deutlich schwächer als am Dienstag.
>> REGENAGENTUR BERÄT ZU PRIVATER VORSORGE
Die Wirtschaftsbetriebe unterhalten die Regenagentur als Serviceleistung für die Bürgerinnen und Bürger in Duisburg.
Die Beratungsstelle informiert über mögliche Gefahren durch Starkregen und zur grundsätzlichen privaten Vorsorge gegen Starkniederschläge.
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