Duisburg. Duisburgs Sana-Kliniken wollen ihr Defizit doch ohne neuen Gesellschafter reduzieren. Pläne beinhalten einen Millionen-Neubau und Einschnitte.
Der Sana-Konzern gibt seinen Duisburger Kliniken die Chance, sich am eigenen Schopf aus dem wirtschaftlichen Sumpf zu ziehen. Geschäftsführung und Belegschaft arbeiten aktuell an einem Konzept, das in den nächsten drei Jahren die Chance auf einen wirtschaftlichen Betrieb des einst städtischen Klinikums belegen soll. Ein Einstieg der Johanniter am Kalkweg ist offenbar vorerst vom Tisch.
Konzern steht hinter dem Plan für die Duisburger Sana-Kliniken
Durch den Rückhalt der Münchner Konzernführung sei die Zukunftsangst des vergangenen Frühjahrs einer „tollen Aufbruchstimmung“ gewichen, berichtet Ines Grundewald, sie ist seit Jahresbeginn Geschäftsführerin. „Die nächsten drei Jahre werden eng und hart, aber wir können es schaffen“, ist die Berlinerin sicher.
Ein Konzept, das aus der Krise führen soll, werde gerade mit den Chefärzten diskutiert. Zum Ziel sagt die Geschäftsführerin nur soviel: „Wir müssen uns in den nächsten drei Jahren weit von diesen Defiziten bewegen.“ Gleichwohl sei das keine „Galgenfrist“ für das Haus. Sana plane stets in Drei-Jahres-Perioden, unterjährig könne eine Neujustierung erfolgen.
Wedau-Kliniken: Statt Maximal-Versorger künftig Spezial-Versorger
Vom Anspruch eines Maximal-Versorgers verabschiedet sich Sana unter dem Druck der NRW-Klinikreform und jahrelangen Defiziten, die im vergangenen Jahr 30 Millionen Euro überstiegen. „Wir wollen uns künftig als Spezial-Versorger am Krankenhausmarkt behaupten“, kündigt Grunewald an.
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Drei Säulen tragen das medizinische Konzept: das Eltern-Kind-Zentrum, das neurovaskuläre Zentrum und die Altersmedizin. Außerdem bleibt der Kalkweg Standort der Notfall-Versorgung und wird weiterhin die internistische, chirurgische und kardiologische Grundversorgung seiner Patienten gewährleisten.
Einschnitte in der Unfallchirurgie, Onkologie und Kardiologie
„Wir sind sehr zufrieden mit dem, was uns zugewiesen wurde“, sagt Ines Grunewald trotz der Lücken, die die Klinikreform ins künftige Portfolio reißt: Einschnitte in der Unfallchirurgie, Onkologie und Kardiologie waren erwartbar, einige Leistungen wurden mit Blick auf deutlich höhere Fallzahlen bei den Mitbewerbern gar nicht erst beantragt.
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Die Geschäftsführerin kündigt eine klare Ausrichtung des Hauses auf die medizinischen Schwerpunkte und die genehmigten Fallzahlen an: „Wir rechnen genau aus, wie viele Betten wir mit wie viel Personal betreiben können und müssen. Wir fragen uns, wie viele Fachärzte und Chefärzte wir als Spezialversorger brauchen, ob wir Sekretariate und Ambulanzen organisatorisch zusammenfassen können.“
Förderantrag für Neubau der Kinder- und Jugendklinik
Gleichzeitig gelte es, sich auf die eigenen Stärken zu fokussieren. Dazu plant Sana einen Neubau für Kinder- und Jugendklinik, Geburtshilfe und Kinder-Intensivstation. „Wir haben einen Fördermittel-Antrag über 100 Millionen Euro gestellt und hoffen, dass er bewilligt wird“, erklärt Ines Grunewald.
Ein erstes Zeichen für ihr „Mutter-Kind-Projekt“ wollen die Sana-Kliniken bereits im November setzen: Dann soll der fünfte Kreißsaal des Hauses in Betrieb gehen. Die besondere Kompetenz für die Betreuung von Früh- und Mehrlingsgeburten sei nur ein Grund, warum es „das Haus verdient, auch künftig eine wichtige Rolle in der Duisburger Klinik-Landschaft zu spielen“, betont Ines Grunewald.
Auch das alte Bauprogramm, dessen Umsetzung bisher über das Parkhaus nicht hinaus kam, werde man wieder aufgreifen. „Zum Neubau des Ärztehauses sind wir mit Projektentwicklern im Gespräch.“ Sinn mache es, stationäre und ambulante Leistungen zu verzahnen.
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Sanierung muss weitergehen, Digitalisierung steht am Anfang
Für die Sanierung der Bestandsgebäude habe man nun ebenfalls „einen klaren Plan, für den der Konzern Mittel zur Verfügung stellt“, betont Grunewald. Es gebe nunmehr eine gute Zusammenarbeit mit der Bauordnung der Stadt. Bis Brandschutz-Arbeiten abgeschlossen und Brandwachen verzichtbar sind, werde aber noch einige Zeit vergehen. Der gesamte Sanierungsbedarf des Klinikums wird auf eine deutlich dreistellige Millionensumme beziffert.
Die Digitalisierung des Klinikums ist ein weiteres drängendes Thema. Hier stehen Sana, wie anderen Trägern auch, Fördermittel zur Verfügung. Die Umsetzung sei „ein Konzernthema“, heißt es. Bis auf Weiteres dürfen Patienten über den Papierkrieg staunen, der schon bei der Aufnahme zu bewältigen ist.
>> „FLIRT“ MIT JOHANNITERN: „WIR BLEIBEN IM GESPRÄCH“
- Seit Anfang 2023 hatten Sana und die Johanniter über eine „strategische Partnerschaft“ zwischen ihren beiden Kliniken am Kalkweg und in Rheinhausen verhandelt. Im vergangenen Dezember kündigten beide Träger „in Bälde“ ein Ergebnis an, das aber bisher nicht verkündet wurde.
- Zur Frage, ob ein Einstieg der Johanniter nunmehr vom Tisch ist, äußert sich Ines Grunewald nicht eindeutig. Auch nach der Erteilung der finalen Bewilligungsbescheide zum künftigen medizinischen Angebot der Häuser Ende 2024 werde es „weiter viel Bewegung und Kooperationen geben“, vermutet die Sana-Geschäftsführerin.
- „Wir sind weiter in Gesprächen und tun alles, um zu kooperieren“, sagt sie zu einer möglichen Zusammenarbeit mit dem linksrheinischen Mitbewerber. Unterstützung beim Bemühen, die Sana-Kliniken wieder wirtschaftlich auf Kurs zu bringen, sei willkommen: „Ich würde es gern mit jemandem zusammen machen. Aber wenn niemand da ist, mache ich es allein.“