Duisburg. Beschäftige fordern bei den Verkaufsverhandlungen der Sana-Kliniken mehr Transparenz. Die Geschäftsführung macht jetzt ein wichtiges Versprechen.
Für mehr Transparenz in den Verhandlungen mit den Johannitern haben am Dienstag Beschäftigte der Sana-Kliniken demonstriert. „Wir wollen wissen, was hier passiert“, so der Betriebsratsvorsitzende Helmut Böckeler.
Schon vor Beginn der Kundgebung hatte sich die Geschäftsführung bewegt, in den Gespräche über den Einstieg der Johanniter ins ehemalige städtische Klinikum könnte es schon bald ein Ergebnis geben. Am kommenden Mittwoch sind die rund 1600 Beschäftigen zu einer Betriebsversammlung eingeladen.
Betriebsrat will über Zukunft der Duisburger Sana Kliniken mitreden
Seit Beginn der Gespräche vor fast einem Jahr nehmen Vertreter der Johanniter das Haus am Kalkweg unter die Lupe. Dass es seither weder eine Unterrichtung über den Stand noch das Ziel der Verhandlungen gab, kritisieren Betriebsrat und Gewerkschaft Verdi, die zum Protest am Dienstag aufrief. Zu einer kurzen Kundgebung kam auch eine Abordnung der Uniklinik Essen, solidarische Grüße brachte Dieter Lieske für den Vorstand des DGB-Stadtverbands.
„Auf unsere Nachfrage haben wir von der Geschäftsführung gehört, es gebe keine Informationen, solange die Verträge nicht unterzeichnet sind“, sagt Helmut Böckeler. Es gehe um die Erfüllung von drei Forderungen, betonte Gewerkschaftssekretär Frowin Jaspers: „Keine Kündigungen, der Erhalt von Tarifbindung und Mitbestimmung.“
Neue Geschäftsführerin hat Duisburg-Erfahrung
Dazu gab es nun erste Zusagen von Ines Grunewald, die seit Montag, 15. Januar, als neue Co-Geschäftsführerin neben Jasmin Schmelmer die Duisburger Sana Kliniken führt. Die 63-Jährige, bislang in gleicher Funktion in der Remscheider Sana-Klinik tätig, ist mit dem Haus am Kalkweg aus ihrer Tätigkeit in der Regionalgeschäftsführung des Konzerns bereits vertraut. Von 2008 bis 2011 war sie bereits drei Jahre lang als Sana-Vertreterin in der Geschäftsführung des damals noch mehrheitlich städtischen Klinikums tätig.
Grunewald äußerte sich am Dienstag nicht persönlich, ließ aber über eine Sana-Sprecherin mitteilen, mit dem Betriebsrat habe man „einen gemeinsamen Informationsweg vereinbart“. Alle Gremien und Organe der Klinik sowie die Stadt Duisburg als 1%-Gesellschafter würden „fortlaufend und umfassend über den Fortgang der Gespräche informiert“. Auch Belegschaft und Öffentlichkeit in Duisburg werde Sana „über weitere Details des Fortgangs und den Abschluss der Gespräche umgehend informieren.“
Sana gibt Bestandsgarantie für das Klinikum am Kalkweg
Erste Zusagen habe die neue Geschäftsführerin in einem ersten Gespräch gemacht, berichtet Helmut Böckeler: Sana gebe eine Bestandsgarantie für den Standort, schließe Kündigungen aus, das kirchliche Arbeitsrecht werde auch bei einem Einstieg der Johanniter keine Anwendung am Kalkweg finden. Der Ausschluss von Kündigungen sei dabei angesichts des Fachkräftemangels im Gesundheitswesen wenig überraschend, bemerkt Verdi-Sekretär Jaspers.
Auch er hatte zuvor mit Ines Grundwald gesprochen. „Das ist ein gutes Zeichen, aber wir lassen uns nicht einlullen“, so Jaspers. An Vereinbarungen über die künftigen (gemeinsamen) Struktur der Sana-Kliniken und des Johanniter-Hauses in Rheinhausen „wollen wir beteiligt werden“.
Ob denn, wie vermutet, eine Übernahme der Anteilsmehrheit durch die Johanniter ansteht, sei nicht beantwortet worden, sagt Helmut Böckeler: „Es heißt: Die Gesellschaft bleibt die Gesellschaft.“ Beim Betriebsratsvorsitzenden, seit 20 Jahren im Amt, weckt das Erinnerungen an die Jahre vor der Übernahme der Mehrheit durch Sana bis 2015: Da war der Klinik-Konzern zwar am Klinikum beteiligt, investierte aber nicht.
KLINIKUM BRAUCHT GELD UND WIRTSCHAFTLICHES KONZEPT
- Das Sana Klinikum Duisburg, gebaut in den 1970er Jahren, muss weiter saniert werden. Den Bedarf beziffert der Betriebsrat auf eine Summe zwischen 120 und 140 Millionen Euro.
- Außerdem braucht das Haus angesichts der NRW-Klinikreform in NRW ein wirtschaftlich tragfähiges Konzept für die Zukunft.
- Seit der Übernahme der Mehrheit durch Sana in 2014/15 schreibt das Haus Verluste, die sich bis Ende 2022 auf 57,5 Millionen Euro beliefen (wir berichteten). Für das Jahr 2023 wird ein Defizit von rund 18 Millionen Euro erwartet.