Duisburg. Eine Firma hat Schrottimmobilien in Marxloh übernommen und komplett saniert. Entstanden sind attraktive Wohnungen. Ein Blick hinter die Kulissen.

„Wir hatten zwei Alternativen: alles neu machen oder abreißen“, sagt Thilo Vetter, Vermietungsleiter bei Grand City Property (GCP). Das Wohnungsunternehmen hat sich dafür entschieden, den Gebäudekomplex in Marxloh aufwendig zu sanieren. Mit Erfolg: Schon kurz nach Vermietungsstart ist die Hälfte der 16 Wohnungen in den ehemaligen Schrottimmobilien an der Hagedorn-/Rolfstraße vergeben.

Rückblende: Die Taskforce Problemimmobilien hatte die beiden Immobilien 2019 beziehungsweise 2020 nach einem Ortstermin für unbewohnbar erklärt und geräumt. GCP hat die Häuser erst danach in die Verwaltung übernommen. Ihr Zustand sei katastrophal gewesen, sagt Vetter.

Grand City Property hat zwei Duisburger Schrottimmobilien zu neuem Leben erweckt

„Jede einzelne Wohnung war voll mit Müll und Möbeln, im Hinterhof hat sich der Unrat zwei Meter hoch gestapelt“, erzählt er. Wasser gab es keines mehr, auch keinen Strom: „Wir haben eine Leitung entdeckt, die von einer Laterne ins Haus geführt hat. Offenbar haben die ehemaligen Bewohner sich so mit Strom versorgt.“

GCP-Mitarbeiterin Paulina Haraburda zeigt Interessanten die frisch renovierten Wohnungen.
GCP-Mitarbeiterin Paulina Haraburda zeigt Interessanten die frisch renovierten Wohnungen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Also wurde erst einmal eine Firma damit beauftragt, die Häuser leerzuräumen. Damit war das Müllproblem aber noch nicht gelöst. Immer wieder wurde nachts ein Tor aufgeknackt, durch das Sperrmüll aufs Grundstück geschüttet wurde. Erst extra Sicherungsmaßnahmen machten dem Spuk ein Ende.

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Was anfangs auch etwas beschwerlich war: Da das Haus als Schrottimmobilie deklariert war, durften GCP-Mitarbeiter und Handwerker wochenlang nur in Begleitung des Ordnungsamtes ins Haus. Die Mühen haben sich augenscheinlich gelohnt. Seit Juni hat die GCP die Freigabe der Stadt in der Tasche. Wer in eine der noch freien Mietwohnungen einziehen möchte, muss nur seine Möbel aufstellen und einmal durchwischen.

Das renovierte Treppenhaus des Hauses. Wenn alle Mieter eingezogen sind, werden kleine Umzugsschäden beseitigt.
Das renovierte Treppenhaus des Hauses. Wenn alle Mieter eingezogen sind, werden kleine Umzugsschäden beseitigt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Tatsächlich haben wir jedes Teil mindestens einmal angefasst“, sagt der Vermietungsleiter. Die Liste der Maßnahmen ist lang, quasi alles ist nagelneu: Heizungsanlage, Elektroinstallation, Dächer und Schornsteine, Haustür- und Klingelanlagen. Balkone und Treppenhaus wurden saniert, der Innenhof aufgehübscht und mit einem neuen Müllplatz ausgestattet.

Jedes Badezimmer verfügt über ein Fenster.
Jedes Badezimmer verfügt über ein Fenster. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die Grundrisse der Wohnungen wurden teils geändert

GCP hat teilweise den Grundriss der Wohnungen verändert und zum Beispiel zwei kleine Wohnungen zusammengelegt. Thilo Vetter erklärt: „Bei der Ausstattung haben wir uns für einen höheren Standard entschieden.“ In der Tat überzeugen die Wohnungen: Sie sind hell und freundlich, mit Eichen-Laminat ausgestattet, die Küche und das Bad mit großen, modernen Fliesen. Alle Bäder verfügen über ein Fenster und eine gehobene Ausstattung mit Hänge-WC und Handtuchheizung.

Einzig die Zustände in den Nachbarhäusern trüben den guten Eindruck. Betritt man den Balkon einer der Wohnungen und schaut in den gemeinsamen Hinterhof der beiden Eckhäuser, zeigt sich wieder das Bild, das man in Marxloh so oft antrifft. In den Nachbarhöfen liegt Müll, die von GCP neuerrichtete Trennwand hat schon erste Blessuren. „Da hat jemand auf der anderen Seite gekokelt, die Schäden stammen wahrscheinlich von einem Grill“, vermutet Vetter.

Der Zaun ist schon in Mitleidenschaft gezogen. Der Vermietungsleiter vermutet, dass die Nachbarn mit einem Grill gekokelt haben.
Der Zaun ist schon in Mitleidenschaft gezogen. Der Vermietungsleiter vermutet, dass die Nachbarn mit einem Grill gekokelt haben. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Was das Unternehmen insgesamt in die Häuser investiert hat, will es nicht verraten. „Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir keine konkreten Investitionssummen nennen“, schreibt Pressesprecherin Teresa Staill. Hat GCP eine Strategie, um die Mieterinnen und Mieter zu gewinnen, die sich ein Vermieter wünscht? „Wir treffen alle Bewerber zu einem persönlichen Gespräch und können uns dabei ein eigenes Bild machen“, sagt Vetter. Die Wohnungen kosten etwa 7,50 Euro – das ist mehr als durchschnittlich im Stadtteil verlangt wird.

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Die Wohnungen sind zwischen 59 und 94 Quadratmetern groß. Eine 62 Quadratmeter große Erdgeschoss-Wohnung kostet 713 Euro warm. „Uns ist wichtig, eine ausgewogene Mieterschaft zu haben“, so Vetter. An der Hagedornstraße/Rolfstraße sei das gelungen. Es wären sogar Menschen aus anderen Stadtteilen in die Häuser nach Marxloh gezogen.

Die Fassade hat das Unternehmen übrigens als Letztes gestrichen. „Wir wissen, dass wenn schon Leute in einem Haus wohnen, hat man nicht so schnell Graffiti an den Wänden“, erklärt der Vermietungsleiter. Auch diese Strategie scheint aufzugehen: Die Fassade erstrahlt noch in marklosem, leicht abgetöntem Weiß.

>> Daten und Fakten: Das ist Grand City Property

  • GCP vermietet und verwaltet Wohnungen in ganz Deutschland. Hauptsitz des Unternehmens ist in Berlin.
  • Laut Vetter besitzt GCP in Duisburg rund 2000 Wohnungen. Sie sind über das ganze Stadtgebiet verteilt, zum Beispiel in Bruckhausen, Laar, Meiderich, Rheinhausen, Rahm und Hüttenheim. Momentan bietet GCP auf der Internetseite 22 freie Wohnungen an.