Bayreuth/Duisburg. Zwei Duisburger Philharmoniker spielen bei den legendären Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth. Warum sie die Strapazen auf sich nehmen.
Mit dem Cellisten Friedmann Dreßler und dem Fagottisten Carl-Sönje Montag wirken auch in diesem Jahr zwei Duisburger Philharmoniker im Orchester der Bayreuther Festspiele mit. Anstatt gewöhnlicher Urlaubsfreuden verbringen die beiden die sechswöchige Saisonpause im engen, verdeckten Orchestergraben des Festspielhauses mit langen, sich oft über sechs Stunden hinziehenden Mammut-Opern Richard Wagners.
Wobei, nicht so ganz: Spielfreie Tage lassen auch Zeit für entspannende Freizeitaktivitäten. Und da die Musiker meist in Ferienwohnungen mit Familienanschluss wohnen, ergeben sich auch außerhalb der Proben und Aufführungen viele Gelegenheiten zu herzlichen menschlichen Kontakten. Die Werke Wagners, die die Duisburger Philharmoniker als Orchester der Deutschen Oper am Rhein bestens kennen, mit anderen interessanten Dirigenten und Besetzungen zu erarbeiten und zu erleben, motiviert einige Musiker, trotz der Anstrengungen alljährlich zum Grünen Hügel zu pilgern.
Duisburger Philharmoniker können in Bayreuth „in Zivil“ spielen
Cellist Friedmann Dreßler hat sich vom Bayreuther Wagner-Virus bereits bei seinem Debüt vor 30 Jahren infizieren lassen und ist heuer zum 18. Mal dabei. Fagottist Carl-Sönje Montag wurde im vergangenen Jahr zum ersten Mal eingeladen und fühlte sich als „Neuling“ von den Kollegen sogleich bestens aufgenommen. Erleichterung bei den oft hochsommerlichen Temperaturen verschafft den beiden die besondere Kleiderordnung im Orchestergraben.
Da das Orchester für das Publikum unsichtbar agiert, können sie Frack und Fliege zu Hause lassen und in legerer Freizeitkleidung musizieren. In der Zeit vom 25. Juli bis zum 28. August hat Montag 18 Aufführungen mit dem Nibelungen-Ring, „Tristan und Isolde“ und dem „Fliegenden Holländer“ zu absolvieren. Sein Kollege Friedmann Dreßler ist sogar im „Tannhäuser“, dem Tristan, dem Holländer und dem „Ring“ an 22 Tagen beschäftigt. Die mitunter noch anstrengenderen Proben im Vorfeld nicht mitgerechnet.
Duisburger Philharmoniker: Dem Bayreuther Bazillus anheimgefallen
Warum man sich das in jedem Jahr aufs Neue antut, was übrigens auch für viele Besucher der langen Vorstellungen auf harten Holzstühlen in brütender Sommerhitze gilt, lässt sich rational sicher nicht erklären. Montag, der sich fest vorgenommen hat, sich vom Bayreuther Mythos und manchem bizarren Kult nicht einnebeln zu lassen, hat schnell kapitulieren müssen. „Ich bin kaum angekommen, da habe mir schon eine der Wagner-Figuren Ottmar Hörls besorgt.“ Und ob Friedmann Dreßler durch seine Geburtsstadt Dresden das Wagner-Gen mit der Geburt empfangen hat, bleibt Spekulation. Weniger die Tatsache, dass er als begeisterter und begabter Komponist und Arrangeur Wagner-Musik mit einigem Erfolg für verschiedene Ensembles verarbeitet hat.
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Hinzu kommt der Erfahrungszuwachs durch Dirigenten unterschiedlichster Profile. Seine ersten Bayreuther Eindrücke hat er Legenden wie James Levine und Daniel Barenboim zu verdanken. In Zeiten, in denen man sich Frauen am Pult des Festspielorchesters nicht vorstellen konnte. Das hat sich geändert. In diesem Jahr werden sechs der acht präsentierten Werke von Frauen dirigiert. Für Dreßler wie auch für Montag kein Problem. Dreßler: „Mich interessiert nicht, ob ein Mann, eine Frau oder sonst wer am Pult steht. Mich interessiert, ob und was die Person kann und zu sagen hat.“ Und so wird der Bayreuther Bazillus nicht nur „unsere“ beiden Philharmoniker weiterhin im Bann halten. Ganz nach ihrer Devise: „Einmal in Bayreuth, immer wieder in Bayreuth.“