Duisburg. Seit Jahren wird darüber gestritten, wie die Bergheimer Mühle genutzt werden kann. Der Projektleiter erklärt die Pläne. Doch es gibt Zweifel.

Rheinhauser dürfen sich freuen: Endlich wird an der Bergheimer Mühle nicht nur wieder gearbeitet, sondern allmählich ist auch ein Ende der Sanierung in Sicht. Doch während die Schindeln aufs Dach gesetzt und bald die neuen Flügel montiert werden, bleibt eine Frage offen: Wie wird die Mühle und das Gelände drumherum künftig genutzt?

Am ehesten wissen die beiden Eigentümer aus Bottrop über die Pläne Bescheid. Maßgeblich beteiligt ist auch Norbert Wonning, der die Sanierung der Mühle koordiniert. Er hält sich im Gespräch jedoch noch bedeckt, „weil vieles gerade noch erarbeitet und beantragt wird“.

Bergheimer Mühle: Projektleiter erklärt die Pläne nach der Sanierung

So viel kann er verraten: „Es ist geplant, neben der Mühle ein neues Gebäude für Seniorenwohnungen und ein weiteres als Demenzstation zu bauen und die Mühle als Zentrum der Anlage zu nutzen.“ Die beiden neuen Gebäude sollen dabei so niedrig gebaut werden, dass sie die Sicht auf das Denkmal nicht behindern.

Für die Neubauten sei ein schmales Grundstück an der Jägerstraße und eins an der Schrootenstraße vorgesehen, beide gehören der Stadt. Die Eigentümer würden derzeit mit der Verwaltung darüber verhandeln, die Grundstücke zu kaufen. Ein Wertgutachten stehe noch aus. Außerdem sei jetzt eine Bauvoranfrage gestellt worden, „ein Ergebnis gibt es noch nicht“, so Wonning. Daher formuliert er noch viel im Konjunktiv.

Ein Blick ins Dach der Bergheimer Mühle, das noch auf dem Boden liegt: Bis Ende des Jahres soll die Sanierung abgeschlossen sein.
Ein Blick ins Dach der Bergheimer Mühle, das noch auf dem Boden liegt: Bis Ende des Jahres soll die Sanierung abgeschlossen sein. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Sollte es so kommen, wie es sich die Eigentümer vorstellen, würde Rheinhausen davon profitieren, findet der Projektleiter: „Dann könnten Senioren ins Wohnheim einziehen und auch dann nah beieinander wohnen, wenn ein Partner krank wird und in die Demenzstation umzieht.“

Das Mühlengebäude könnte als Aufenthalts- und Begegnungsraum für die Senioren genutzt werden. Dass es auch für die Öffentlichkeit begehbar wird, zum Beispiel als Café, will Wonning nicht ausschließen. Darüber müsse der Betreiber entscheiden, und der sei noch nicht gefunden. Er ist aber sicher: „Ein Restaurant wird dort auf keinen Fall eröffnen, dafür liefen die Gastronomiebetriebe in der Vergangenheit zu schlecht.“

Seit 2017 wird über die Zukunft der Mühle gestritten

Komplett neu ist die Idee mit der Wohnanlage rund um die alte Mühle nicht. Der Werkverein Gelsenkirchen, der zur Diakonie gehört und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen betreibt, wollte einst zwei- bis dreigeschossige Gebäude auf dem Gelände bauen und sie für ein soziales Wohnprojekt nutzen.

Die Bewohner des Stadtteils hörten von diesem Konzept erstmals im Dezember 2017 bei einer Bürgerversammlung im evangelischen Gemeindehaus „Auf dem Wege“ – und sie protestierten lautstark. Denn der Werkverein wollte auch die Wiese zwischen Peschmannstraße und Mühle bebauen – darauf findet aber zum Beispiel das beliebte Folkfestival statt, das tausende Besucher anlockt. Zudem sollten die Gebäude höher werden als jetzt geplant.

Die Folkfestspiele ziehen tausende Besucher an, so auch im Mai 2024. Die Wiese vor der Mühle wurde einst an die Gemeinde verpachtet, um das Event zu sichern.
Die Folkfestspiele ziehen tausende Besucher an, so auch im Mai 2024. Die Wiese vor der Mühle wurde einst an die Gemeinde verpachtet, um das Event zu sichern. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Um das Festival und weitere Veranstaltungen zu sichern, verpachtete die Stadt die Wiese an die Gemeinde. Die Bebauung der Grünfläche war damit vom Tisch, auch die Sanierung der Mühle geriet ins Stocken.

Projektgruppe wollte Mühle mit Leben füllen, ging aber im Streit auseinander

Seitdem ist viel passiert. Es bildete sich eine Projektgruppe aus dem Architekten Friedrich Porbeck, dem Rheinhauser Stadtplaner Dieter Recksiegel und Reiner Schäfer, der 2017 die Pläne des Werkvereins präsentiert hatte und fortan als Bevollmächtigter der Eigentümer arbeitete.

Die Gruppe knüpfte Kontakte zur Stadt, zu möglichen Investoren und Betreibern und ließ die Idee wieder aufleben, Wohneinrichtungen für Demenzkranke auf benachbarten Grundstücken der Mühle zu bauen. Die Stadt erteilte einen positiven Bescheid auf eine Bauvoranfrage, die Pläne wurden konkreter – bis die Projektgruppe und Eigentümer 2023 im Streit auseinandergingen.

Stadtplaner kritisiert die Pläne: „Für Gebäude bleibt kaum Platz“

Stadtplaner Dieter Recksiegel spricht heute von einem „völligen Zerwürfnis mit den Eigentümern“. Er bezeichnet den Plan, die Gebäude auf den beiden Grundstücken neben der Mühle zu bauen, als „sportlich“, denn: „Das Grundstück an der Schrootenstraße hat einen sehr schwierigen Zuschnitt und ein starkes Gefälle, das an der Jägerstraße ist nur 13 Meter breit. Mit den entsprechenden Seitenabständen bleibt für das Gebäude kaum Platz.“

Recksiegel bezweifelt, dass die Eigentümer einen Betreiber für das Wohnprojekt finden werden. Er und seine Kollegen von der ehemaligen Projektgruppe hätten es selbst versucht: „Wir sind über die Dörfer gerannt und haben nach Betreibern gesucht, aber nie jemanden dafür gefunden.“

Projektleiter ist optimistisch: „Gehe davon aus, dass wir einen Betreiber finden“

Projektleiter Norbert Wonning ist ganz anderer Meinung: „Ich gehe davon aus, dass wir einen Betreiber finden, der die beiden Gebäude und auch die Mühle übernimmt.“ Er und die Eigentümer seien mit mehreren Interessenten im Gespräch.

Vorerst tritt er aber auf die Euphoriebremse: „Wenn alles gut geht, wird sich frühestens in zwei Jahren etwas auf dem Gelände tun. Die Mühle wird die Öffentlichkeit also erst mal nicht betreten können.“

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>> 230 Jahre altes Bauwerk: Bergheimer Mühle steht seit 2010 leer

  • Die Bergheimer Mühle ist nicht nur die größte Mühle der Stadt, sondern mit 230 Jahren auf dem Buckel auch die älteste. Die Turmwindmühle wurde 1794 erbaut, hatte aber schon zwei Vorgängerbauten aus 1724 und 1595, wie auf einer Tafel am Gebäude steht.
  • Die Windmühle war bis 1930 in Betrieb, wurde im Zweiten Weltkrieg beschädigt und danach wiederhergestellt. Außerdem wurde sie als Gastronomie genutzt, zuletzt als italienisches Restaurant. 2010 zog der Betreiber aus, seitdem steht die Mühle leer.
  • Eigentümer sind inzwischen zwei Unternehmer aus Bottrop. 2018 hatten sie die Mühle für 380.000 Euro zum Verkauf angeboten. Seitdem wird über die Nutzung gestritten.