Duisburg. Die älteste Mühle der Stadt wird erneuert. Ein ganzer Stadtteil verfolgt gespannt die Sanierung des Denkmals und kann jetzt auf ein Ende hoffen.

Seit Monaten steht Duisburgs älteste Mühle kopflos im Bergheimer Wohngebiet. Doch Anwohner und Passanten erkennen immer wieder, dass sich etwas bewegt auf dem kleinen Hügel, entdecken Transporter vor dem Absperrzaun und Handwerker dahinter. Gerade steht ein Kleingerüst an der Turmhaube, und siehe da: Die uralten grauen Schindeln sind futsch, der abgetrennte Kopf wird frisiert.

Es ist nicht die einzige Baustelle an einem Wahrzeichen des Stadtteils. Auch der Wasserturm ist eingerüstet und größtenteils von einer Plane bedeckt. Dort arbeiten die Netze Duisburg als Eigentümerin daran, das höchste Gebäude im Bezirk Rheinhausen instand zu halten.

Bergheimer Mühle: Bewohner des Stadtteils warten seit Jahren auf Sanierung

Noch wichtiger dürfte vielen Menschen im Stadtteil aber die Sanierung der Bergheimer Mühle sein, denn darauf warten sie seit Jahren. Die Mühle steht seit 2010 leer, rottete lange vor sich hin und wurde 2019 sogar eingezäunt, um Teilnehmer des Folkfestivals auf der Mühlenwiese zu beschützen. Wie morsch das 230 Jahre alte Bauwerk ist, zeigte sich 2021 und 2022, als Flügelstücke vom Drehkreuz abbrachen.

So sah die Bergheimer Mühle noch im September 2023 aus: Das Mühlengebäude war eingerüstet und komplett verpackt.
So sah die Bergheimer Mühle noch im September 2023 aus: Das Mühlengebäude war eingerüstet und komplett verpackt. © FUNKE Foto Services | Karl Banski

Bald soll die Mühle wieder so aussehen, wie sie die Bergheimer kennen: Mit einem Dach auf dem Mauerwerk, vier Flügeln am Drehkreuz und ohne lästigen Bauzaun, der den Blick auf das altehrwürdige Gebäude versperrt. Das verspricht zumindest Norbert Wonning, der die Sanierung im Auftrag der Eigentümer koordiniert.

Projektleiter erklärt: „Mühle wird detailgetreu nachgebaut“

Er erklärt: „Die Mühle wird detailgetreu nachgebaut, deswegen wird das Dach auch weiterhin komplett aus Holz bestehen.“ In der Haube wurden neue Fenster verbaut und zwei morsche Eichenbalken ausgetauscht. Gerade werden imprägnierte Holzschindeln montiert, „die aus Österreich kommen und extra für Bergheim angefertigt wurden“. In sechs Wochen sei die Haut aus neuen Schindeln fertig überzogen.

Auch die neuen Flügel sind eine Maßanfertigung, und zwar aus Holland. „Dort hat man das Monopol an diesen historischen Mühlen“, meint Wonning. Daher übernimmt auch eine Spezialfirma aus den Niederlanden die Arbeiten am Dach. „Die war schwer zu bekommen, deswegen lag das Dach auch länger unberührt auf dem Boden.“

Sind die Flügel einmal angebracht, werde das Dach auf den Turm gesetzt, indem der Balkenkranz im Dach mit dem Betonkranz im Mauerwerk verbunden wird. Der Projektleiter verspricht ein Spektakel: „Das Dach wiegt nachher 3,5 Tonnen, dafür muss ein riesiger Kran anrücken.“ Eine Hoffnung der Bergheimer muss er aber zerschlagen: „Drehen wird sich an der Mühle nichts mehr, die Flügel bleiben starr.“

Bergheimer Mühle: Denkmalbehörde erklärt Details zur Sanierung

Seit 1985 ist die Mühle ein Denkmal der Stadt Duisburg, deswegen wird die Denkmalbehörde über jeden Handgriff am Gebäude informiert. So kann die Stadt auch weitere Details zur Sanierung erklären: „Neben dem Mauerwerk wurden auch der Traufbereich, Gesimse, Ornamente, Rundbögen, Lisenen und Schrägflächen gereinigt“, sagt Sprecher Falko Firlus.

Eisen und Metallteile wie Anker und Nägel wurden aus der Fassade entfernt, weil sie verrostet waren und das Mauerwerk beschädigt hatten. Alte Fugen wurden ausgehüllt, durch Musterflächen beprobt und neu geschlossen. Ebenso wurden neue Ziegel beprobt und an die Bestandsziegel angepasst. „Vorhandene Risse im Mauerwerk wurden fachgerecht geschlossen“, meint Firlus.

Nicht ausgetauscht werden übrigens die Fenster und Türen der alten Mühle, wie der Stadtsprecher sagt: „Diese werden lediglich nach Zustand aufgearbeitet und gestrichen.“

Fördermittel sind befristet: Bis Ende des Jahres muss Sanierung fertig sein

Nach dem Plan der Stadt soll die Sanierung der Mühle bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Projektleiter Norbert Wonning klingt jedoch optimistischer: „Ich denke, dass wir schon im Oktober fertig sein werden.“

Projektleiter Norbert Wonning ist optimistisch, die Sanierung der Mühle im Oktober abschließen zu können.
Projektleiter Norbert Wonning ist optimistisch, die Sanierung der Mühle im Oktober abschließen zu können. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

So oder so gibt es einen Stichtag, bis zu dem zumindest das Äußere des Gebäudes erneuert sein muss: der 31. Dezember 2024. Bis dahin ist der Zuwendungsbescheid des Landes NRW befristet. Den Großteil der Sanierung zahlen zwar die beiden Eigentümer der Mühle – zwei Unternehmer aus Bottrop. Doch das Land bezuschusst das Projekt. Wie hoch die Fördersumme ist, will Wonning nicht verraten.

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Chaos im Inneren der Mühle: „Da werden noch einige Container Müll herausgeholt“

Die Bergheimer Mühle soll nicht nur von außen wieder schick gemacht werden. Im Inneren tobt das Chaos, wie der Projektleiter verrät: „Die Restaurantbetreiber haben die Mühle damals verlassen, ohne groß aufzuräumen.“ So stünden noch immer alte Bierkästen, Töpfe und Möbel im Gebäude. Auch die Zapfanlage sei noch verbaut. „Davon ist nichts mehr zu gebrauchen.“

Die Innenarbeiten würden nicht finanziell vom Land gefördert und müssten daher nicht bis Ende des Jahres fertig sein. Dennoch will Wonning diese Baustelle parallel zur Dach- und Mauerwerksanierung anpacken: „Das Innere wird komplett entkernt, auch der Keller wird überarbeitet, die Heizungs- und Sanitäranlagen müssen überholt werden. Da werden noch einige Container Müll herausgeholt.“

Wie die Mühle genutzt werden könnte, wenn sie fertig ist, lesen Sie hier: Das sind die Pläne für die Bergheimer Mühle

>> Bergheimer Mühle: Bezirksvertreter freuen sich auf das Sanierungsende

  • Bezirksvertreter aus Rheinhausen freuen sich schon auf das Endergebnis, so zum Beispiel CDU-Fraktionschef Ferdi Seidelt: „Bis Ende des Jahres wird die Mühle endlich wieder in ihrem alten Glanz erstrahlen, daran hat lange keiner geglaubt.“
  • Durch die Sanierung werde das Gebäude „wieder zu einem einzigartigen Denkmal der Mühlenkunst“, erklärt der stellvertretende Bezirksbürgermeister.
  • Für die Menschen im Stadtteil gehe ein Herzenswunsch in Erfüllung, meint Jörg Schormann, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Bergheim: „Jedem Bergheimer tat es weh, die Mühle vor sich hin rotten zu sehen. Umso glücklicher sind wir, wenn sie restauriert ist.“
  • Viele würden sich darauf freuen, die Mühle wieder betreten zu können – „darauf warten wir seit vielen Jahren“.