Duisburg. Noch immer kann Inge Nowak weder baden noch duschen. Zwar soll die Wanne bald kommen, dafür kämpft die Adler-Mieterin jetzt mit der Bürokratie.

Sieben Monate ohne Badezimmer. Es gibt Albträume, die man zum Glück nur im Tiefschlaf erlebt. Solche Schreckgespenster tauchen allerdings auch am hellichten Tag auf. Und lassen sich so schnell nicht wieder verscheuchen. Zum Beispiel, wenn ein Rohrbruch das Badezimmer flutet und sich die Wohnungsgesellschaft viel Zeit lässt, um den Schaden zu reparieren.

Davon kann Inge Nowak (73), seit über vier Jahrzehnten Mieterin der Wohnungsgesellschaft Adler auf der Brahmstraße 25 in Rumeln-Kaldenhausen, ein leidvolles Lied singen.

Sieben Monate ohne Wanne: Mieterin „nervlich, psychisch und seelisch völlig am Ende“

Wie unsere Zeitung berichtete, war sie „bereits“ nach drei Monaten, Ende Februar, „nervlich, psychisch und seelisch völlig am Ende“, erzählte sie. Nicht wissend, dass sie Ende Juni tatsächlich immer noch ohne Bad dastehen würde.

Sie lebt seit dem 28. November 2023 in ihrer Adler-Wohnung ohne die Chance, zu duschen oder zu baden. Waschlappen und Seife sind angesagt und die Hilfe ihres liebevollen Lebensgefährten. Ab und zu geht sie auch zu einer Bekannten, die in der Nähe wohnt, um zu duschen und sich „mal wieder wie ein Mensch zu fühlen.“ 

Die schwerbehinderte Adler-Mieterin Inge Nowak lebt seit einem Rohrbruch im November 2023 ohne Badewanne.
Die schwerbehinderte Adler-Mieterin Inge Nowak lebt seit einem Rohrbruch im November 2023 ohne Badewanne. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Dabei hat die 73-Jährige Pflegestufe drei und sie ist dringend darauf angewiesen, dass sie problemlos in eine Dusche oder Wanne mit Seiteneinstieg gehen kann. Aber Hilfe von Adler? Bekomme sie überhaupt nicht.

Nach drei Monaten war Inge Nowak sichtbar fertig, sie weinte und sah kein Land mehr. Denn eine Dusche einzubauen, was ihr das Liebste gewesen wäre, dazu war die Wohnungsgesellschaft nicht bereit.

Adler wollte „schnellstmöglich weitere Schritte“ einleiten

„Wir sind im Austausch mit dem Versicherungsunternehmen sowie mit dem Schadensregulierer, um schnellstmöglich weitere Schritte einzuleiten“, hatte die Wohnungsgesellschaft Ende Februar geschrieben. 

Geprüft werde unter anderem der „Einbau von Trocknungsgeräten durch das Sanierungsunternehmen und Einbau einer Badewanne“, schrieb Dobroslawa Pazder von Adler auf unsere Anfrage.

„Schnellstmöglich? Wenn ich so etwas hör‘, kriege ich Schnappatmung und einen Wutanfall“, hatte Inge Nowak schon damals gesagt. Zu dem Zeitpunkt hatte sie bereits achtmal bei der Hausverwaltung versucht, Hilfe zu bekommen. Geschehen war bis zu dem Zeitpunkt überhaupt nichts.

Ende Februar – ein weiterer Versuch bei der Hausverwaltung. Da hört der Lebensgefährte von Mitarbeitern des Unternehmens, dass die Trockengeräte ja längst geliefert worden seien. Da habe ihn die Wut gepackt, denn nichts habe Adler unternommen. „Es werden immer nur Versprechungen gemacht, gehalten wird aber nichts.“

Krankenkasse übernimmt 4000 Euro – wer zahlt den Rest?

Nowak erzählt: „Das ist im Grunde bis zum heutigen Tage so.“ Denn es begann in der Zwischenzeit eine Bürokratie-Odysee, die ihresgleichen suche. Adler wolle den Schaden auf keinen Fall alleine bezahlen, die Krankenkasse der schwerbehinderten Mieterin soll eingeschaltet werden.

Inge Nowak lebt in einer Wohnung an der Brahmsstraße in Rumeln-Kaldenhausen. Sie duscht bei Bekannten, weil die Hausverwaltung ihre Wanne nicht repariert.
Inge Nowak lebt in einer Wohnung an der Brahmsstraße in Rumeln-Kaldenhausen. Sie duscht bei Bekannten, weil die Hausverwaltung ihre Wanne nicht repariert. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Die will zunächst einen Kostenvoranschlag vorgelegt bekommen. Ein Handwerker wird beauftragt, der allerdings eine Abschlagzahlung vorab von 70 Prozent auf die erforderlichen 5240,70 Euro für die Arbeiten haben will. Das teilt er am 15. April der Krankenkasse von Inge Nowak mit. Noch im April gibt die Kasse die Zusage, dass sie maximal 4000 Euro übernimmt.

Was aber ist mit den 1240 Euro, die übrig bleiben? „Adler hat mir gesagt, dass sie jetzt mit ihrer Versicherung sprechen müssen, ob die das übernimmt“, schildert die Mieterin. Wieder vergehen Wochen, in denen Inge Nowak weiterhin keine Dusche und kein Bad hat. 

Wanne soll bald kommen: Wie Adler die Verzögerung begründet

Die Situation wird immer schlimmer, zumal die 73-Jährige überhaupt nicht mobil ist, um „mal eben“ wieder irgendwo zu betteln, duschen zu dürfen. Inge Nowak vermutet, dass Adler vor Ort in Duisburg den Beginn der Arbeiten hinauszögert als Quittung für so viele Beschwerden. 

„Die Verzögerung entsteht ausschließlich aufgrund der Lieferzeiten bei den Handwerkern, worüber wir Frau Nowak auch schriftlich informiert haben. Wir verstehen, dass die Situation für unsere Mieterin sehr belastend ist und bedauern die Unannehmlichkeiten.“

Immobilienunternehmen Adler

Am 11. Juni schreibt Adler dieser Zeitung: „Wir haben umgehend alle notwendigen Freigaben für die Bestellung und den Einbau der begehbaren Badewanne erteilt. Die Verzögerung entsteht ausschließlich aufgrund der Lieferzeiten bei den Handwerkern, worüber wir Frau Nowak auch schriftlich informiert haben. Wir verstehen, dass die Situation für unsere Mieterin sehr belastend ist und bedauern die Unannehmlichkeiten.“

Mittlerweile hat sich das Handwerksunternehmen bei der 73-Jährigen gemeldet und erklärt, dass die Wanne bestellt worden ist. Nach sieben Monaten. Jetzt heißt es für die geplagte Mieterin: „nur noch“ warten, bis die Wanne eintrifft. „Ich hoffe, das der Handwerker dann auch Zeit hat, die Wanne einzubauen.“

+++ Folgen Sie der WAZ Duisburg auch auf Instagram +++

>> „Adler Group“ verwaltet viele Objekte im Bereich „bezahlbarer Wohnraum“

  • Das Immobilienunternehmen Adler hat seinen Hauptsitz in Luxemburg, die über 500 Tochtergesellschaften sind aber hauptsächlich in Deutschland tätig. Geschäftsstellen mit Mieterempfang gibt es unter anderem in Oberhausen, Duisburg und Berlin.
  • Die Adler-Gruppe besitzt und verwaltet nach eigenen Angaben rund 25.000 Mietwohnungen. Rund 71 Prozent davon befinden sich in Berlin, etwa 28 Prozent in NRW.
  • „Der überwiegende Teil der Objekte fällt in das Marktsegment des bezahlbaren Wohnraums“, schreibt Adler auf der Internetseite des Unternehmens. Im ersten Quartal 2024 habe die monatliche Durchschnittsmiete 7,63 Euro pro Quadratmeter betragen. Die Leerstandsquote liegt insgesamt bei 1,7 Prozent, so Adler.