Duisburg-Rheinhausen. Probleme mit der Adler Group reißen nicht ab: Nach einem Wasserschaden zahlte eine Duisburgerin die Miete nicht – und bekam Post vom Inkassobüro.
Die Wohnung von Wilma Shearer ist ramponiert. Am 13. Juni wird die 86-Jährige Mieterin in der Brahmsstraße 18 in Rheinhausen von Wassertropfen geweckt, die auf ihrem Rücken landen. Das war frühmorgens. Kurz drauf kann von Tropfen keine Rede mehr sein. Ein Schwall von Wasser schießt über Stunden durch die Decke und setzt die Wohnung unter Wasser.
Mal wieder ist der Besitzer die Adler Group. „Ich habe an dem Morgen sofort den Notdienst von Adler angerufen, insgesamt dreimal bis 9.30 Uhr“, erzählt die Mieterin. „Immer wurde betont, dass sofort jemand rauskommt. Das ist aber nicht geschehen. Es hätte um 7 Uhr sofort abgestellt werden können, aber stattdessen lief das Wasser unaufhaltsam.“ Eine Mieterin versucht, den Wasseranschluss abzustellen, der lässt sich aber nicht bewegen, schildert Wilma Shearer. Stunden vergehen, in denen sich der Wasserfall nicht aufhalten lässt.
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Dann ruft sie die Feuerwehr, die es schafft, im Keller den Haupthahn abzudrehen. „Von Adler kam niemand.“ Danach stellt Adler Geräte zum Trocknen auf, die feuchten Tapeten werden runtergerissen. Seitdem wohnt die 86-jährige in einer Wohnung, die dringend renoviert werden muss. „Es sind alle Räume betroffen. Küche, Diele, Bad, Schlaf- und Wohnzimmer.“ Geschehen aber ist bisher nichts. Deshalb zahlt sie zwei Mieten nicht. „Man kann doch nicht Geld kassieren und die Geschädigten dann in einer solchen Wohnung sitzen lassen.“
Adler Group schickte Mieterin aus Duisburg-Rheinhausen eine Mahnung
Am 23. Juli, also sechs Wochen nach dem Wasserschaden, bekommt sie von einem Inkassobüro die Aufforderung, bis zum 27. Juli die einbehaltenen Gelder zu zahlen. Dann folgt ein zweiter Brief von einer anderen Stelle mit derselben Mahnung, erzählt die Mieterin. Am 25. Juli sei ein Hausmeister vor Ort gewesen, der alles angesehen und aufgenommen hat. Entstanden sein soll der Schaden durch unsachgemäßes Hantieren mit einem Warmwassergerät in der Wohnung über ihr, erzählt die 86-Jährige.
Vor mindestens zwei Wochen schreibt ihr die Adler Group, dass sie sich mit einer Firma in Verbindung gesetzt hat, die ein Angebot machen soll. Die Firma werde auf sie zukommen. Da sich aber bis zum 3. August nichts getan hatte, schreibt Wilma Shearer der Firma eine Mail, um zu hören, wann es denn weitergeht. „Die Firma rief sofort zurück und erklärte, dass sie erst am Freitag, 28. Juli, von Adler informiert worden sei, die Fotos vom Schaden vorliegen habe und nun ein Angebot machen werde.“
Adler Group: Probleme in Duisburg-Rheinhausen sind bekannt
Genau an diesem 28. Juli schickt Adler Antworten auf die Fragen unserer Zeitung. „Die Probleme in unserem Objekt Duisburg-Rheinhausen sind uns bekannt und wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung. Die vom Wasser verursachten Schäden werden zeitnah beseitigt; wir haben ein Unternehmen vor Ort beauftragt und warten auf die Übersendung der Angebote zur Wiederherstellung. Sobald diese vorliegen, werden diese mit der Versicherung abgestimmt und kurzfristig veranlasst.“
Was die Weitergabe von Mietforderungen an ein Inkassounternehmen angehe, so erfolge diese automatisch, sobald Mieterinnen oder Mieter trotz mehrfacher Zahlungsaufforderung von Unternehmensseite nicht reagierten, also weder die Forderung beglichen noch einen Einwand dagegen geltend machten. „Wir werden die Einzelheiten des konkreten Vorgangs prüfen und haben das Mahn- und Inkassoverfahren daher vorerst ausgesetzt“, schreibt Adler unserer Zeitung am 28. Juli.
Miet-Ärger in Duisburg-Rheinhausen: Auch Balkon macht Probleme
Am Donnerstag, 3. August, erreicht Wilma Shearer das zweite Mahnschreiben mit der Aufforderung, unverzüglich die beiden Mieten bis zum 6. August zu bezahlen. Das Haus Brahmsstraße 18 hat im Augenblick noch ein weiteres Problem. In der Nachbarwohnung der 86-Jährigen knallte vor einigen Wochen plötzlich der Putz des oberen Balkons hinunter auf den darunter liegenden Balkon. Verletzt wurde zum Glück niemand. Jetzt guckt man auf einem beachtlich großen Stück auf den nackten Beton. Seitdem ist der untere Balkon mit Flatterband abgesperrt.
>>> ADLER GROUP: VIELE HÄUSER IN DUISBURG-RHEINHAUSEN MARODE
- Die Adler Real Estate geriet im Juni 2023 heftig in die Negativ-Schlagzeilen. Die Gesellschaft ist Teil der Adler Group, einem der größten Immobilien-Entwickler in Deutschland. Viele Häuser der Group in Rheinhausen sind marode, immer wieder kommt es zu Rohrbrüchen, Putz bröckelt ab, die Schäden sind vielfältig. Mieter fühlen sich bei Problemen im Stich gelassen.
- Im Juni durchsuchten die Staatsanwaltschaft Frankfurt und das BKA 21 Objekte von Real Estate. Es geht unter anderem um den Verdacht der Falschbilanzierung und Marktmanipulation. Durchsucht wurden Geschäftsräume, Wohnungen und eine Rechtsanwaltskanzlei in unterschiedlichen Städten: In Berlin, Düsseldorf, Köln und Erftstadt.
- Auch in Österreich, den Niederlanden, Portugal, Monaco, Luxemburg und Großbritannien wurden BKA und Staatsanwaltschaft in Bezug auf das Unternehmen aktiv.