Duisburg. Sie hat es wieder getan: Eine Duisburgerin fährt mit dem Eezy-Ticket Bahn, aber der VRR will kein Geld haben – die Details und Reaktion.
Erinnern Sie sich noch an die Duisburgerin, die 2023 mit dem Eezy-Ticket aus Versehen umsonst mit der Bahn gefahren ist? Wir berichteten damals. Jetzt hat sie es schon wieder „geschafft“ – aber diesmal auf eine andere Art und Weise. Die Frau nutzt ab und zu diesen E-Tarif, über den in ganz NRW Fahrten im ÖPNV nur per App gebucht und per Luftlinienkilometer abgerechnet werden.
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Am Montag, 10. Juni, hatte sie sich mit ihrem Handy am Duisburger Hauptbahnhof bei „eezy“ eingecheckt, war mit einer U79-Bahn bis zur Musfeldstraße in Hochfeld gefahren und hatte dort vergessen, sich auszuloggen. Am nächsten Morgen wollte die Duisburgerin dies nachholen. Sie öffnete die App und sofort erschien diese Nachricht: „Du hast die maximale Fahrzeit von 420 Minuten überschritten. Du wirst jetzt ausgecheckt. Falls du deine Fahrt fortsetzen willst, musst du dich erneut einchecken.“
Schon wieder: Duisburgerin fährt trotz Eezy-Tickets umsonst mit der Bahn
Unter „Meine Tickets“ schaute die Frau gespannt nach, wie teuer die letzte Bahntour nun war. Und siehe da: Zu ihrer Überraschung muss sie gar nichts zahlen. Der Grund: Als Startpunkt ist der Hauptbahnhof vermerkt und als Ziel ebenso, anstatt der Musfeldstraße. So geht das System offenbar davon aus, dass gar keine Fahrt stattgefunden hat. Am Montag, 29. April, war dies der Duisburgerin genau so schon mal passiert. Kosten auch damals: 0 Euro.
Die Redaktion fragt wieder beim Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) nach. Dort ist ein Kompetenzcenter angesiedelt, das auch für „eezy“ zuständig ist und das entsprechende technische Know-how besitzt. So teilt der VRR mit, dass in den aktuellen Fällen das Tracking bei der Fahrt jeweils unterbrochen beziehungsweise unterbunden wurde. Demnach gab es nach dem Einchecken über die App keinen weiteren Tracking-Punkt, der auf eine Reise hindeutete und eine Identifikation einer Fahrt ermöglichte.
Dafür könne es zwei Ursachen geben: Von Nutzerseite wurde die App beendet und damit ein Tracking unterbunden, oder das Smartphone hat die App beendet – zum Beispiel, weil andere Apps sehr viel Leistung erforderten. Diese Annahme wird laut VRR noch einmal dadurch unterstützt, dass die Nachricht zum Überschreiten der maximalen Fahrtdauer erst am Morgen auftauchte, als die App wieder aktiviert wurde. Dies sei dann auch der Zeitpunkt, an dem sich die App auschecken konnte, weil sie offenbar vorher beendet wurde.
VRR: Tarifbestimmungen wurden nicht eingehalten – aber...
Der VRR betont: Grundsätzlich wurden damit die Tarifbestimmungen nicht eingehalten. Das System entscheide in solchen Fällen aber im Zweifel für die Kunden. „Die jeweiligen Verantwortlichen der Ticketshops können in Wiederholungsfällen natürlich anders darauf reagieren und Kunden beispielsweise sperren, würde der Verdacht einer betrügerischen Motivation nahe liegen“, so der VRR weiter. „Gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen haben wir die Entwicklungen im Blick und ergreifen Maßnahmen, um Missbrauch zu verhindern.“
Die Frage, wie viele solcher 0-Euro-Fahrten es seit der Einführung des flächendeckenden und verbundübergreifenden elektronischen Tarifs für Bus und Bahn am 1. Dezember 2021 gegeben hat, beantwortet der VRR allerdings nicht. Offen bleibt auch, wie viele davon genauer untersucht beziehungsweise hinterfragt worden sind.
Keine Zahlen zu 0-Euro-Fahrten
Die Zahlen wären laut VRR in Bezug auf mögliche Fehler oder Betrug nicht aussagefähig, denn es gebe mehrere Gründe, warum es zu 0-Euro-Fahrten kommt – zum Beispiel auch, wenn der Tagesdeckel für einen dynamischen 24-Stunden-Zeitraum erreicht wird. Für diesen Zeitraum werde der Gesamtpreis für die Summe aller Fahrten bei eezy.nrw auf maximal 32,70 Euro begrenzt.
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Der Verkehrsverbund verweist noch darauf, dass das Eezy-Ticket gemäß Tarifbestimmungen maximal 420 Minuten gültig sei. Dies sei unabhängig davon, ob das System einen Check-out durchführe. Nur die Abrechnung erfolge dann noch nach dem Auschecken – zumindest in der Regel.
Eine andere Lücke im System ist offenbar geschlossen
Immerhin: Die Lücke im System, die dazu führte, dass die Duisburgerin 2023 mit dem Eezy-Ticket aus Versehen umsonst Bahn fuhr, hat der VRR offenbar inzwischen geschlossen. Damals hatte sie sich in Hochfeld unweit ihres Zuhauses an der Haltestelle Musfeldstraße eingeloggt und war mit der Bahn in die Duisburger City gefahren.
An der Steinschen Gasse verließ sie die Bahn und vergaß, sich auszuloggen. Erst über vier Stunden später, als die Duisburgerin längst wieder zu Hause war, fiel ihr dies auf. In der Annahme, dass es für sie jetzt richtig teuer wird, klickte sie zum Ausloggen hektisch auf die ihr vorgeschlagene Zielhaltestelle: Musfeldstraße – also dort, wo sie Stunden zuvor eingestiegen war.
Damit aber waren Start- und Zielpunkt wieder identisch und das System ging erneut davon aus, dass gar keine Fahrt stattgefunden hatte. Kosten: 0 Euro. Der VRR kündigte daraufhin ein System-Update an, das anscheinend erfolgreich war. Jedenfalls berichtet die Duisburgerin, dass die Fahrt bei identischer Start- und Endhaltestelle nun erkannt und berechnet werde – allerdings nur, wenn sie sich selbst ein- und dann ausloggt.
>> VRR: ZAHLEN ZUM EEZY-TARIF
- Wie der VRR mitteilt, gab es 2023 laut NRW-weitem Reporting 2.431.251 Fahrten über alle Eezy-Tarife in NRW. 2024 sind es bis Ende Mai demnach 1.402.963 Fahrten. 2022 hatte es in NRW 775.000 Fahrten mit dem E-Tarif gegeben.
- Seit Einführung von „eezy“ vor gut zweieinhalb Jahren haben sich 287.107 Kunden in der VRR-App registriert.
- Jedoch könne der Vertriebsdienstleister Transdev laut VRR nicht sagen, ob diese Personen in der App ausschließlich den Eezy-Tarif nutzen oder auch andere Online-Tickets dort kaufen.