Duisburg. Assistenzhunde können Leben retten. Trotzdem dürfen sie in viele Museen und Arztpraxen nicht hinein. Die Stadt wagt einen neuen Schritt.

„Hunde sind hier verboten!“ – das hören Manja Maserati und Hannah Reuter im Alltag oft. Dabei sind sie auf ihre Assistenzhunde angewiesen. Im Notfall können die Vierbeiner Leben retten. Und eigentlich hat der Gesetzgeber auch schon vorgesorgt: Seit 2021 darf Menschen, die auf einen Assistenzhund angewiesen sind, nicht der Zutritt zu öffentlichen Einrichtungen verweigert werden.

Und doch passiert es immer wieder. Die Stadt Duisburg setzt jetzt ein Zeichen und hat sich der Kampagne „Assistenzhundfreundliche Kommune“ des Vereins Pfotenpiloten angeschlossen. Was sich jetzt in Duisburg verändert.

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Duisburg heißt Assistenzhunde in allen städtischen Gebäuden willkommen

Ab sofort sind Assistenzhunde in allen städtischen Gebäuden willkommen. Darauf aufmerksam machen „Assistenzhund willkommen“-Aufkleber an den Eingangstüren. Außerdem werden alle Hausordnungen überprüft: Hundeverbote werden durch den Zusatz „außer Assistenzhunde“ ergänzt. Die Stadt hofft, im weiteren Verlauf auch nicht-städtische Einrichtungen wie den Einzelhandel zur Teilnahme an der Kampagne zu bewegen.

Maserati und Reuter, beide vom Verein Pfotenpiloten und auf Assistenzhunde angewiesen, freuen sich, dass auch Duisburg sich der Aktion anschließt. „Es ist wichtig, ein sichtbares Zeichen zu setzen“, so Reuter. Oberbürgermeister Sören Link bekräftigt: „Es ist wichtig, dass wir Bürgerinnen und Bürger unterstützen, die auf einen Assistenzhund angewiesen sind. Damit ermöglichen wir ihnen eigenständig Zugang zu allen städtischen Gebäuden, um zum Beispiel notwendige Behördengänge zu erledigen.“

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Die Aktion sorge außerdem für Aufmerksamkeit, außerdem gebe sie Menschen, die auf einen Assistenzhund angewiesen sind, das Gefühl, willkommen zu sein. Reuter ergänzt, dass es auch im Interesse aller Beteiligten sein sollte, dass Assistenzhunde überall Zutritt haben – schließlich will niemand, dass ein Notfall passiert, der mit Hund möglicherweise hätte verhindert werden können.

Assistenzhunde sind individuell auf ihre Menschen angepasst

Denn tatsächlich ist ein Assistenzhund für einige sowas wie eine Lebensversicherung. Blindenführhunde dürften die meisten schon einmal gesehen haben, Warn- und Anzeigehunde hingehen sind eher selten. Sie erkennen medizinische Warnsignale rechtzeitig und können so Menschen mit Diabetes oder bestimmten Herzerkrankungen auf sich anbahnende Notfälle aufmerksam machen.

Darum sind Assistenzhunde vorm Rathaus in Duisburg.
Manja Maserati mit Assistenzhündin Mascha, OB Sören Link, Inklusionsbeauftragte Elisabeth Koal und Dr. Hannah Reuter mit Assistenzhündin Daika (v.l.) stellen die Kampagne „Assistenzhundfreundliche Kommune“ vor. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Maserati benötigt einen solchen Hund. Sie hat eine seltene Herzkreislauferkrankung, ihre Kardio-Assistenzhündin Mascha gibt ihr ein Zeichen, wenn ihr Zustand kritisch wird. Solche Situationen erkenne die Hündin sogar schneller als medizinische Geräte, erzählt Maserati. Außerdem bringt die Hündin ihr ihre Medizin – findet sie sogar in der chaotischen Handtasche –, sie kann einen Notruf absetzen und Sanitätern die Tür öffnen.

Diesen wichtigen Job kann ein Assistenzhund aber nur ausführen, wenn er auch jederzeit bei seinem Besitzer bleiben darf – ohne Diskussion. Welche Orte in Duisburg ab sofort ganz offiziell Assistenzhunde willkommen heißen, können Hundebesitzer auch in der DogMap auf map.pfotenpiloten.org einsehen. Die Karte listet Orte weltweit, in denen Assistenz- oder sogar alle Hunde erlaubt sind. In Duisburg zählen zum Beispiel das Rathaus, das Gesundheitsamt und alle Bezirksämter dazu. Auch einige Geschäfte sind schon als assistenzhundfreundlich gekennzeichnet, darunter etwa der Discounter Penny und die Dm-Filiale in der Innenstadt.

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>> Was ist überhaupt ein Assistenzhund?

  • Assistenzhunde werden als Welpen ausgewählt. Sie müssen besondere Eigenschaften erfüllen: körperlich gesund, freundlich, gelassen, friedlich und arbeitsfreudig.
  • Im Alter von etwa 1,5 Jahren beginnt die Ausbildung zum Assistenzhund, angepasst auf die individuellen Bedürfnisse ihres Menschen.
  • Assistenzhunde erkennt man an Halstüchern und Kenndecken mit entsprechender Aufschrift, Blindenführhunde haben außerdem weißes Geschirr. Seit 2023 gibt es auch ein offizielles Kennzeichen für geprüfte Assistenzhunde.