Duisburg/Oberhausen. Er war in den Iran geflohen. Dort ist die frühere Rocker-Größe Ramin Y. jetzt offenbar getötet worden. Offen ist die Frage, von wem und warum.
Seit dem Sommer 2022 schon verhandelt das Landgericht Duisburg den Fall der Ermordung des Hells Angels Kai M., der von seinen eigenen Rocker-Kollegen getötet worden sein soll. Jetzt ist klar: Restlos geklärt werden wird der Fall wohl nie mehr. Ramin Y., der Mann, der den Duisburger erschossen und die Zerteilung von dessen Leiche in Auftrag gegeben haben soll, ist tot. Das berichten iranische Medien.
Y. hatte sich in den Iran absetzt, als das Netz der Ermittler um ihm immer dichter wurde. Wegen versuchten und vollendeten Mordes war international nach ihm gefahndet worden. Im Iran soll der Mann engen Kontakt zu den mächtigen Revolutionsgarden gehabt und möglicherweise für sie gearbeitet haben. So stand Y. auch im Verdacht, einen Anschlag auf eine Synagoge in Bochum aus dem Ausland heraus koordiniert haben. Der Plan scheiterte, der Brandsatz traf eine Schule. Zwischen Deutschland und dem Iran gab es danach diplomatische Spannungen.
Ramin Y. war Vize-Chef des Charters der Hells Angels in Oberhausen
Y., der aus Mönchengladbach stammt, war früher Boss des Charters der Hells Angels in seiner Heimatstadt und Vize-Chef des Rocker-Clubs in Oberhausen. Kai M. wurde am 10. Januar 2014 in einen Hinterhalt gelockt und erschossen, weil ihn seine Kameraden für einen Verräter hielten. Der Leichnam wurde anschließend zerteilt und im Rhein bei Duisburg und im Rhein-Herne-Kanal an der Stadtgrenze zu Oberhausen versenkt.
Auf die Spur der mutmaßlichen Täter kamen die Ermittlungsbehörden endgültig erst Jahre später dank der Aussage eines Kronzeugen. Mit einer Großrazzia schlug die Polizei daraufhin gegen die Hells Angels zu. Y. war da schon abgetaucht. Im Anschluss meldete er sich via Instagram, postete Fotos von seinem luxuriösen Leben, spottete über die Ermittlungen in Deutschland und gab sich unschuldig.
Fünf Rocker hatte die Staatsanwaltschaft im Mordfall Kai M. angeklagt, inzwischen gibt es nur noch zwei Angeklagte. Die übrigen drei wurden freigesprochen. Ein Ende des Prozesses ist noch nicht absehbar. Bis Anfang Juli gibt es aktuell Verhandlungstermine.
Hintergründe des Todes von Ramin Y. sind noch unklar
Die Hintergründe des Todes sind derzeit noch unklar. Y., der auch die deutsche Staatsbürgerschaft hatte, soll nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim „bei einem persönlichen Konflikt“ ums Leben gekommen sein. Es kursieren aber auch Spekulationen über eine Verantwortung Israels und dessen Geheimdienst Mossad wegen der Kontakte des Rockers zu den Revolutionsgarden. Die Jerusalem Post berichtet, dass Y., der als „Agent“ tätig gewesen sein soll, am Montag „eliminiert“ worden sei. Von offizieller Seite habe es allerdings keine Bestätigung gegeben. Nach Informationen der Bild-Zeitung soll Y. erschossen worden sein. Demnach soll seine Witwe den Toten identifiziert haben.
Y. soll auch bei einer Attacke auf ein damals führendes Mitglied der Bandidos im Jahr 2013 in Oberhausen federführend gewesen sein. Das Opfer hatten mehrere Schüsse getroffen. Auch deshalb wurde Y. gesucht. Auch diese Tat wird wohl nicht mehr restlos aufgeklärt. Y. hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Der Mann wurde 36 Jahre alt. Kai M. lebte 32 Jahre, bis er getötet wurde.
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