Düsseldorf. Riesige Luxusbusse sind out: Immer mehr Menschen träumen vom Urlaub in beengten Wohnwagen – mit Kochnische, aber wenig Komfort.

Die Suche nach einem preiswerten Haus auf Rädern führt in Halle elf zu Martin Steffens. Der 48-Jährige steht im grauen Poloshirt vor einem von ihm entworfenen Gefährt, das die Campingszene aufmischen soll. Die rosafarbene Kompaktbehausung bietet Schlafraum für zwei Erwachsene sowie einen Kochbereich mit Herdplatte und Minikühlschrank. Aufrecht sitzen geht, stehen nicht. Der Kleinstwohnwagen wiege nur 600 Kilo, berichtet Steffens in rheinischem Singsang. „Sogar ein VW Polo mit Anhängerkupplung kann den ziehen. Man braucht nicht mal einen speziellen Führerschein“, schwärmt der Start-up-Unternehmer aus dem Kreis Düren. Rund 15.000 Euro kostet Steffens‘ fahrbares Zelt. Endlich ein Anhänger, den sich normalverdienende Campingenthusiasten leisten können.

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Immer mehr Deutsche verreisen im eigenen Schlafwagen. Gut 52.700 Reisemobile wurden zwischen Januar und Juli neu zugelassen, meldet der Caravaning Industrie-Verband (CIVD) – fast zehn Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Es gibt nur ein Problem: Noch viel mehr Wohnwagenfans würden sich gerne so ein Teil gönnen, finden es aber zu teuer. Pandemie und Inflation haben die Preise nach oben getrieben, in den vergangenen Jahren war kaum ein neues Wohnmobil für unter 50.000 Euro zu haben. Nun steuern die Händler auf bezahlbare Modelle um.

Camping-Urlauber wollen alltagstaugliche Fahrzeuge

Wer erleben will, wie simpel das mobile Wohnen sein kann, muss in diesen Tagen nach Düsseldorf fahren. Der „Caravan Salon“, die laut Veranstalter weltgrößte Messe ihrer Art, lockt gerade Camper aus halb Europa an den Rhein. Staunend scharen sie sich um Monsterbusse, die in fast jeder der 16 Messehallen thronen, und schütteln den Kopf über luxuriöse Blickfänger, die mehr Platz bieten als manche Singlewohnung. Die Preise: sechsstellig. Auffallend viele der 778 Düsseldorfer Aussteller haben realisiert, dass die Kunden zwar neugierig sind auf solche Giganten, sie aber nicht kaufen. „Der Trend geht zur Alltagstauglichkeit. Unsere typische Zielgruppe sind Eltern Anfang/Mitte 40 mit Kindern“, sagt Markus Rechenberger (46) von Campersland, einer sächsischen Firma, die gebrauchte VW-Transporter aufrüstet.

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Martin Steffens, der Rheinländer mit dem rosa Wohnwägelchen, erzählt, wie er zum Geschäftsmann wurde. Als Schreinermeister ist er handwerklich geschickt. „Ich bin selbst Camper und war früher immer mit Zelt unterwegs. Es nervte mich, dass ich es jeden Tag ab- und aufbauen musste. Also habe ich während der Coronazeit einen Prototypen gebaut, nur für mich selbst. Als ich damit in den Pyrenäen unterwegs war, wurde ich ständig darauf angesprochen. So entstand die Idee, den Anhänger seriell herzustellen und zu verkaufen.“ Seine Firma SMO Overland richtet sich an jüngere Kunden, an Einsteiger in die Campingszene. „Für Festivals sind die Anhänger perfekt geeignet“, sagt Steffens, und: „Der 80-Liter-Wassertank reicht sogar aus, um zu zweit ein Wochenende abgeschieden in den Bergen zu verbringen.“

Martin Steffens zeigt das von ihm entworfenen Gefährt mit aufklappbarer Kochnische.
Martin Steffens zeigt das von ihm entworfenen Gefährt mit aufklappbarer Kochnische. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Aussteiger träumen vom Vanlife

Natürlich geht es noch einfacher. Die vielleicht günstigste Campingoption besteht darin, ein Zelt auf dem Auto aufzuschlagen. Die italienische Firma Fiamma etwa präsentiert ein Dachzelt, in dem bis zu drei Personen schlafen können. Es kostet knapp 2500 Euro und kann auf allen Fahrzeugen mit Dachreling installiert werden.

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Überhaupt wird das sogenannte Vanlife immer beliebter – also das Aussteigerleben im Wohnmobil, das vor allem junge, freiheitsliebende Menschen anziehend finden und in sozialen Netzwerken feiern. Neuere Vans bieten auf minimalem Raum alles, was Camper wollen: einen Kompaktwaschraum mit Dusche, Einzelbetten im Heck sowie eine Küche. Knapp 70.000 Euro verlangt der Schleswig-Holsteiner Hersteller Hobby für seinen „Prestige Van“. Die Nachfrage nach Wohnanhängern hingegen ist laut CIVD im ersten Halbjahr 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Warum das so ist, erklärt Markus Rechenberger, der Sachse, so: „Die Leute wollen nur noch ein Fahrzeug besitzen. Sie wollen einen relativ kleinen Wagen, den sie nicht nur im Urlaub nutzen können, sondern auch zum Einkaufen.“

Martin Steffens ist dennoch überzeugt, dass er mit seiner Manufaktur für preisbewusste Abenteurer eine Marktlücke entdeckt hat. Er bietet seine Miniatur-Caravans nicht nur in der Standard-, sondern auch in einer Offroad-Variante mit Geländebereifung in Tarnfarbengrün an. Wobei alle Sparwilligen sich ernsthaft fragen sollten, ob es wirklich ein eigenes Wohnmobil sein muss. 67 Urlaubstage müsste man im Jahr auf Rädern verbringen, hat eine Buchungsplattform ausgerechnet. Wer weniger Urlaub habe, sei besser beraten, sich einen Camper für die Ferien zu mieten.