Der neue Stationsbericht des VRR gibt vielen S-Bahn-Stationen in Düsseldorf ein negatives Zeugnis. Besonders die Barrierefreiheit sei schlecht.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat seinen Stationsbericht für das Jahr 2020 veröffentlicht. Es ist bereits die 14. Evaluation der Haltestellen im Verbund. Die Düsseldorfer Stationen schneiden, wie auch der gesamte VRR-Raum, eher negativ ab. In der Landeshauptstadt scheint es besonders an Barrierefreiheit zu mangeln.

Die Ergebnisse im Bericht basieren erstmals auf einem neuen Bewertungssystem, das sich stärker als bisher am Bedarf der Nahverkehrskunden orientiere, so der VRR. Betrachtet wurden die Aufenthaltsqualität, die Fahrgastinformation und die Barrierefreiheit an den 294 Stationen im VRR. Bei rund 60 Prozent aller Haltepunkte fielen die Bewertungen eher negativ aus: Die VRR-Profitester stuften sie in den beiden untersten Kategorien als „entwicklungsbedürftig“ oder „nicht tolerierbar“ ein.

15 Station in den unteren Kategorien

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In Düsseldorf zeichnet sich ein ähnliches Bild. 15 der 25 S-Bahn-Stationen, also ebenfalls 60 Prozent, fallen in die unteren beiden Kategorien. Als „nicht tolerierbar“ wurden Volksgraten und Oberbilk eingestuft. In die höchste Bewertungsstufe schafften es nur der Hauptbahnhof, Flughafen und Flughafen Terminal. In die zweite Stufe „ordentlich“ wurden Derendorf, Rath, Bilk, Eller Süd, Reisholz, Garath und Hellerhof einsortiert. Die übrigen 13 Stationen sind „entwicklungsbedürftig“. „Für Fahrgäste ist es entscheidend, dass ein Haltepunkt sauber und gut ausgestattet ist, dass die Fahrgastinformationssysteme reibungslos funktionieren und dass sie barrierefrei bis zum Zug gelangen“, erklärt Ronald Lünser, Vorstandssprecher des VRR. Entsprechend bewerteten die VRR-Tester die Haltepunkte nach der „Aufenthaltsqualität“, „Fahrgastinformation“ und „Barrierefreiheit“. Sehr schlechte Bewertungen der Note „unzureichend“ für die Aufenthaltsqualität erhielten die S-Bahnhöfe Eller und Wehrhahn. Die Fahrgastinformation in Benrath ist ebenfalls „unzureichend“.

Das verbreitetste Problem in Düsseldorf scheint die Barrierefreiheit zu sein. Hier erhielten ganze sieben Stationen die schlechteste Note: Angermund, Völklinger Straße, Volksgarten, Eller Mitte, Friedrichstadt, Gerresheim und Oberbilk. Dass so viele Düsseldorfer S-Bahnhöfe schlechte Noten erhalten, sei enttäuschend und zeige Handlungsbedarf aufseiten des Bundes und des Landes, sagt Christian Rütz, CDU-Ratsherr und Vorsitzender seiner Fraktion in der Bezirksvertretung (BV) 8. „Auch erst vor kurzem sanierte Stationen wie der Bahnhof Eller dürfen nicht gleich wieder durch Graffiti und Defekte unattraktiv werden. Wir haben vor diesem Hintergrund mit einem einstimmig beschlossenen Antrag von CDU und Grünen die Bahn gebeten, mit der BV 8 über Verbesserungen ins Gespräch zu treten.“

Politiker sieht Kriterien kritisch

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Auch hinterfragt Rütz das Bewertungssystem des VRR. Der Verbund müsse sich fragen lassen, ob die neuen Bewertungskategorien die Situation nicht zu positiv dastehen lassen. „So erhält der S-Bahnhof Eller bei der Barrierefreiheit die Note ‚hervorragend‘, obwohl dort nur zahlreiche Stufen zu der Bushaltestelle des Metrobusses und der Bus-Endhaltestelle der Rheinbahn führen, weil ein zweiter Aufzug vom S-Bahnsteig zu der Südseite der nicht überquerbaren Vennhauser Allee fehlt.“ Für den von Land und Bund angekündigten barrierefreien Umbau des S-Bahnhofs Eller Mitte macht der Unionspolitiker Druck. „Die Situation dort für Mobilitätseingeschränkte ist untragbar.“ Für die Mobilitätswende sei es wünschenswert, dass der Umbau nicht erst zum Ende des Bewilligungszeitraums der Fördermittel im Jahr 2027 oder noch später erfolgt.

Fahrgastverband Pro Bahn fordert Bahnhofsoffensive

Der Fahrgastverband Pro Bahn begrüßt das neue Bewertungsschema, welches die Fahrgastperspektive durch Qualitätskriterien stärker berücksichtigt (Barrierefreiheit, Sauberkeit, Schaden, Information): „Das neue Bewertungsschema trifft den Raum Düsseldorf & Umgebung besonders hart. Weil Aufenthaltsqualität als zusätzliches Kriterium hinzu kommt, stehen S-Bahn-Stationen in Düsseldorf schlechter da als zuvor. Denn in dieser Kategorie schneiden fast sämtliche Düsseldorfer S-Bahn-Stationen unterdurchschnittlich ab. Wehrhahn und Eller sind besondere Ausreißer in der Grusel-Liste. In der Gesamtbewertung fallen Oberbilk und Volksgarten durch fehlende Barrierefreiheit negativ auf.“

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Abhilfe könne das neues Landesprogramm MOF2, sowie das 1000-Bahnhöfe-Programm der Bundesregierung, sowie der RRX-Ausbau schaffen, so Pro Bahn. Der Fahrgastverband PRO BAHN fordert eine Bahnhofsoffensive, die in die Fläche wirkt und auch kleineren Stationen Perspektiven für Verbesserungen in Aussicht stellt.