Hünxe/Dinslaken. Nach möglichen Quellen für Geothermie wollen die Stadtwerke Dinslaken auch in Hünxe suchen. Darum gibt es Widerspruch aus der Nachbarkommune.

Es ist ein ziemlich großes Erkundungsgebiet, das die Stadtwerke Dinslaken unter dem Namen „Dinslaken Geothermie“ erkunden wollen, um Potenziale für Tiefengeothermie und die Wärmenutzung von Grubenwasser zu betrachten. Die entsprechende Karte, die mit dem Antrag der Stadtwerke bei der Bezirksregierung in Arnsberg landete, sieht eine Erkundung vor, die einen großen Teil des Dinslakener Stadtgebiets umfasst.

Quellensuche für Geothermie auf 23 km²

Dazu kommen allerdings noch fast das gesamte Stadtgebiet von Voerde mit Ausnahme des Hafens Emmelsum und eines kleinen Teils von Friedrichsfeld und dazu quasi das gesamte Gemeindegebiet von Hünxe westlich der Autobahn A3 vor dem Wesel-Datteln-Kanal, also die Ortslagen Bruckhausen und Bucholtwelmen.

Damit umfasst die geplante Erkundungszone auf dem Gemeindegebiet eine Fläche von 23 Quadratkilometern, was einem Fünftel des Gemeindegebietes entspricht. „Die Stadtwerke Dinslaken haben das Erlaubnisfeld für Geothermie entsprechend der fernwärmeversorgten Gebiete beantragt“, erklärt Britta Bethe, Pressesprecherin der Stadtwerke.

Nutzung von Lohberger Grubenwasser angedacht

Neben diesem Umstand begründen die Stadtwerke die Größe der beantragten Zone zum einen mit einer benötigten Flexibilität bei den Erkundungsbohrungen. Zudem müsse man eventuell hinderlichen Salzstrukturen ausweichen können. Außerdem sollten Bohrziele räumlich rund zwei Kilometer voneinander getrennt sein, um eine gegenseitige Beeinflussung zu vermeiden. In etwa 4000 bis 5000 Metern Tiefe, so der Antrag der Stadtwerke, könnte man in dem Gebiet auf Temperaturen stoßen, die für die Geothermie genutzt werden könnten. Man geht hier von Temperaturen zwischen 120 und 150 Grad aus.

Dazu sieht der Plan der Stadtwerke auch eine Nutzung des Grubenwassers am Standort Lohberg für das Fernwärmenetz der Stadtwerketochter Fernwärme Niederrhein vor. „Zur Nutzung des Grubenwassers im Fernwärmenetz ist es notwendig, eine Wärmepumpe zur Erhöhnung auf das notwendige Temperaturniveau einzusetzen“, heißt es im Antrag der Stadtwerke. Eine entsprechend Anlage müsste dann also ebenfalls gebaut werden.

Auswirkungen auf die Hünxer Wärmeplanung

Die Pläne der Dinslakener Stadtwerke stoßen bei der Gemeinde Hünxe offensichtlich auf wenig Gegenliebe. Im Ausschuss für Planung, Umwelt und Klimaschutz legte die Verwaltung der Politik eine Vorlage zum Thema vor. „Das Aufsuchen von Geothermie ist Teil einer kommunalen Wärmeplanung, die im Hoheitsbereich der Gemeinde und im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung erfolgt“, heißt es in der Vorlage.

„Die Entscheidung der Gemeinde Hünxe, wie die Wärmeplanung erfolgen soll, würde erheblich beeinflusst und ggf. vorweggenommen, wenn fremde Versorgungsunternehmen die Erlaubnis erhielten, in weiten Teilen des Hünxer Gemeindegebiets erneuerbare Energien zu aufzusuchen und zu gewinnen.“ In der Verwaltung sieht man ein solches Vorhaben als Gefährdung für die kommunale Aufgabe der Daseinsfürsorge.

Entwurf für Hünxer Wärmeplanung in 2025

„Eine der Größe der Gemeinde Hünxe angemessene Versorgung ist nicht mehr realisierbar, wenn erneuerbare Energien in unmittelbarer Nähe auf Gemeindegebiet durch fremde Versorgungsunternehmen gewonnen werden“, heißt es in der Vorlage. Von einer „Existenzbedrohung des kommunalen Versorgungsträgers“ ist die Rede. Und von einem „inakzeptablen Eingriff in den kommunalen Aufgabenbereich Wärmeplanung“.

Die Reaktion aus Hünxe ist angesichts der Tatsache, dass die Kommunale Wärmeplanung noch aufgestellt werden muss, kaum verwunderlich. Auch die Nutzung des Grubenwassers aus Lohberg hatte man bereits für die Zukunft als Möglichkeit in Betracht gezogen. Michael Häsel, Geschäftsführer der Gemeindewerke Hünxe, hatte diese Möglichkeit etwa ins Gespräch gebracht, als es um die Wärmeversorgung der Brömmenkampsiedlung in Bruckhausen ging. Auch hier wollten die Stadtwerke Dinslaken gerne als Fernwärmeversorger einsteigen.

Geothermienutzung aktuell

Die Stadtwerke DInslaken nutzen aktuell noch keine Geothermie-Quellen für ihr Fernwärme-Netz.

Die Erkundungszone geht dabei aber durchaus über die bisherigen Netzausbau hinaus. In Voerde fallen etwa die bisher nicht mit Fernwärme versorgten Rheindörfer und Spellen mit in die Planung. In Hünxe die gesamte Ortslage Bucholtwelmen und Teile von Bruckhausen, die bisher ebenfalls noch nicht ans Fernwärmenetz angeschlossen sind.

Bei den Stadtwerken sind war die Reaktion der Gemeinde Hünxe auf den Antrag noch nicht bekannt. Auch aus Voerde lag dem Unternehmen noch keine Stellungnahme vor. Auch aus Duisburg könnte noch eine Rückmeldung kommen, da das Erkundungsfeld auch Teile von Walsum umfasst.

Nach Ansicht von Experten könnte man gut die Hälfte der Wohnhäuser in Deutschland über Geothermie mit Wärme versorgen. Zudem ließe sich die Energie aus der Erde auch zur Stromerzeugung nutzen.

Schon damals hatte Michael Häsel als Geschäftsführer der Gemeindewerke den Bürgern empfohlen, in Sachen Heizung abzuwarten, bis die Gemeinde einen Entwurf für die Wärmeplanung vorlegt, was in diesem Jahr passieren soll. Dann wäre nämlich absehbar, wo die Kommune zum Beispiel durch Nahwärmenetze kostengünstige Heizungsalternativen für die Bürger plane. Auch solchen Ideen würde ein großflächiger Ausbau mit Fernwärme, die sich aus Geothermie speist, wahrscheinlich eher entgegenstehen.