Hünxe. Bürgermeister Dirk Buschmann blickt im Jahresgespräch auf Begegnungen in 2024 und auf Projekte, die er in 2025 weiter vorantreiben möchte.
Mit seiner Ankündigung bei der Bürgermeisterwahl 2025 nicht mehr antreten zu wollen, hat Dirk Buschmann viele überrascht. Die kommenden Monate will der Verwaltungschef nutzen, um wichtige Projekte für die Gemeinde voranzubringen. Im Interview mit der NRZ äußert er sich auch zu den Wahlen und zu den Grundsteuern.
Im September haben Sie angekündigt, bei der Bürgermeisterwahl 2025 nicht mehr antreten zu wollen. Welche Reaktionen haben Sie danach erfahren?
Die Reaktionen auf meine Entscheidung, nicht erneut für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren, waren vielfältig und haben mich sehr bewegt. Viele Bürger*innen haben mir für meine Arbeit gedankt und ihre Wertschätzung zum Ausdruck gebracht, während andere meine Entscheidung bedauert, aber auch Verständnis gezeigt haben. Besonders gefreut hat mich die Anerkennung, die ich aus der Bürgerschaft, von Kolleg*innen und politischen Wegbegleiter*innen erfahren habe. Es ist schön zu wissen, dass meine Arbeit in den vergangenen Jahren geschätzt wurde.
Wie bewerten Sie die Entscheidung zur Grundsteuer. Kommt die Gemeinde aus ihrer Sicht in den nächsten Jahren um eine Erhöhung der Grundsteuer herum?
Gemeinsam mit dem Rat haben wir entschieden, die Hebesätze der Grundsteuer A und B auch für 2025 unverändert fortzuführen. Der Grund dafür ist die Rechtsunsicherheit, die durch die Grundsteuerreform entstanden ist. Viele Fragen, etwa zu differenzierten Hebesätzen oder zur Grundsteuer C für baureife Grundstücke, sind noch offen und bedürfen einer gründlichen Klärung. Uns ist wichtig, langfristig eine gerechte und transparente Lösung zu finden, die sowohl rechtlich fundiert als auch für die Bürger*innen nachvollziehbar ist.
Ein zusätzliches Risiko besteht darin, dass die unklare Rechtslage Klagen gegen Grundsteuerbescheide nach sich ziehen könnte. Solche Verfahren würden nicht nur die Verwaltung belasten, sondern auch die Betroffenen selbst. Deshalb halte ich es für klug, hier mit Bedacht vorzugehen.
Dass wir die Hebesätze zunächst unverändert belassen können, liegt an der stabilen finanziellen Lage unserer Gemeinde. Diese basiert auf einer positiven Entwicklung der Gewerbesteuereinnahmen und einer soliden Wirtschaftsführung. Natürlich bedeutet dies Mindereinnahmen – etwa 40.000 Euro bei der Grundsteuer A und 340.000 Euro bei der Grundsteuer B. Dennoch bin ich überzeugt, dass dies der richtige Weg ist, um die Bürger*innen in dieser unklaren Situation nicht zusätzlich zu belasten. 2026 werden wir die Lage erneut bewerten, wenn mehr Klarheit über die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen besteht.
In vielen Gemeinden fehlt Personal. Wie sieht es im Hünxer Rathaus aus? Gibt es viele freien Stellen?
Aktuell haben wir eine offene Stelle im Bereich Klimaschutzmanagement – einem zentralen Zukunftsthema, das in unserer Gemeinde eine immer größere Rolle spielt. Gleichzeitig stellt uns der demografische Wandel vor die Herausforderung, auch zukünftig engagierte Mitarbeitende in allen Bereichen der Verwaltung zu finden. Besonders wichtig wird es sein, Fachkräfte zu gewinnen, die nicht nur steigende Anforderungen meistern, sondern auch moderne IT-Lösungen aktiv einbringen und weiterentwickeln können.
Darüber hinaus suchen wir regelmäßig Nachwuchskräfte, die mit frischen Ideen und Engagement die Verwaltung bereichern. Es ist unser Ziel, Hünxe als attraktiven Arbeitgeber zu positionieren und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das motivierte Menschen anspricht. Denn ohne qualifizierte und engagierte Mitarbeitende könnten wir die zahlreichen Aufgaben und Herausforderungen nicht bewältigen.
Es gab in diesem Jahr eine Reihe von Entscheidungen, die getroffen werden mussten. Gibt es im Rückblick eine Entscheidung, die Sie lieber nicht getroffen hätten?
In der kommunalpolitischen Arbeit gibt es immer Entscheidungen, die man rückblickend anders angehen würde. Ein aktuelles Beispiel ist die Diskussion um die Berücksichtigung kalkulatorischer Zinsen in der Gebührenkalkulation, insbesondere im Bereich der Abwassergebühren. Dieses Thema ist äußerst komplex, da es sowohl finanzielle, rechtliche als auch technische Aspekte umfasst.
„Besonders beeindruckt hat mich ein Treffen mit einer ukrainischen Familie, die in Hünxe eine neue Heimat gefunden hat.“
Gemeinsam mit den politischen Akteuren arbeiten wir daran, die Kalkulationsgrundlagen transparenter zu machen, dabei jedoch die gesetzlichen Vorgaben und die Interessen der Bürger*innen gleichermaßen zu berücksichtigen. Auch wenn solche Diskussionen anspruchsvoll sind, bin ich froh, dass ich in diesen Prozessen auf die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Rat der Gemeinde zählen kann. Gemeinsam suchen wir nach tragfähigen Lösungen, die für die Menschen vor Ort nachvollziehbar sind.
Wenn Sie auf 2024 zurückblicken, welche Begegnung mit einer Person, welches Ereignis hat Sie besonders beeindruckt?
2024 war geprägt von vielen besonderen Momenten. Besonders beeindruckt hat mich ein Treffen mit einer ukrainischen Familie, die in Hünxe eine neue Heimat gefunden hat. Trotz aller Herausforderungen strahlten sie Lebensfreude und Zuversicht aus. Solche Begegnungen zeigen, wie wichtig Solidarität und Zusammenhalt in unserer Gemeinde sind.
Ein weiteres Highlight war das herausragende ehrenamtliche Engagement, das Hünxe so lebendig und stark macht. Ob in der Jugendarbeit, im Sport oder bei kulturellen und sozialen Projekten – ohne die vielen engagierten Bürger*innen und die enge Zusammenarbeit mit den Vereinen wäre all das nicht möglich. Dafür möchte ich allen herzlich danken.
Welche Projekte stehen für das Jahr 2025 aus Sicht der Gemeinde ganz oben auf der Liste? Gibt es ein Projekt, das Sie bis zum September auf jeden Fall noch umsetzen möchten?
Die Weiterentwicklung der Ortskerne in Hünxe, Bruckhausen und Drevenack bleibt ein wichtiges Ziel. Wir wollen diese Bereiche attraktiver, barrierefreier und verkehrsberuhigter gestalten. Ebenso stehen der Ausbau der Schul- und Sportzentren sowie die Förderung unseres Wirtschaftsstandortes auf der Agenda. Es geht darum, bestehende Arbeitsplätze zu sichern und neue Unternehmen für Hünxe zu gewinnen.
„Für die Bundestags- und Kommunalwahl hoffe ich auf eine hohe Wahlbeteiligung und ein klares Bekenntnis zu demokratischen Werten.“
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Digitalisierung der Verwaltung. Mithilfe moderner Technologien wie Chatbots und KI-gestützten Prozessen möchten wir die Kommunikation zwischen Bürger*innen und Verwaltung einfacher und effizienter gestalten. Bis Oktober werde ich daran mitwirken, diese Projekte weiter voranzutreiben und unsere Gemeinde zukunftsfähig aufzustellen.
Bei der Europawahl hat die AfD in einigen Hünxer Wahlbezirken stark abgeschnitten. Welche Hoffnungen haben Sie für die Bundestagswahl am 23. Februar und für die Kommunalwahl im September?
Die Ergebnisse der Europawahl in einigen Wahlbezirken zeigen, dass es wichtig ist, den Dialog mit den Bürger*innen weiter zu stärken – vor allem mit jenen, die sich von der Politik nicht ausreichend vertreten fühlen. Für die Bundestags- und Kommunalwahl hoffe ich auf eine hohe Wahlbeteiligung und ein klares Bekenntnis zu demokratischen Werten. Unsere Demokratie lebt von Engagement und Mitgestaltung, und ich wünsche mir, dass Hünxe auch weiterhin für ein starkes, solidarisches Miteinander steht.
Was werden Sie machen, wenn der neue Bürgermeister der Gemeinde Hünxe im Amt ist?
Nach dem Ende meiner Amtszeit möchte ich meine Erfahrungen und Kompetenzen weiterhin sinnvoll einbringen. Ich bin offen für neue berufliche Herausforderungen – sei es in beratender Funktion, in Projekten oder in anderen verantwortungsvollen Aufgaben. Gleichzeitig möchte ich prüfen, wie ich mich ehrenamtlich engagieren kann, um der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Ich sehe dies als Chance, neue Wege zu gehen und weiterhin aktiv zu bleiben – für Hünxe oder auch in einem anderen Kontext.
Zum Abschluss möchte ich allen Bürger*innen in Hünxe herzlich danken – für Ihre Unterstützung, Ihr Vertrauen und Ihr Engagement. Gemeinsam haben wir 2024 viel erreicht, und ich bin sicher, dass wir auch 2025 erfolgreich gestalten werden. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesundes, zufriedenes und erfolgreiches neues Jahr. Lassen Sie uns weiterhin zusammenarbeiten, um unsere Gemeinde lebenswert und zukunftsfähig zu machen. Alles Gute und einen guten Start ins neue Jahr!