Hünxe. Die Zahlen zu Gewalttaten gegen Frauen sind bedrückend. Alle Fraktionen in Hünxe wollen mehr Einsatz bei diesem Thema. Das sind ihre Forderungen.
- 360 Frauen und Mädchen sterben jährlich durch Frauenmorde. Fast eine Frau am Tag.
- Auch bei Sexualstraftaten und Gewalt in Partnerschaften gegen Frauen sind die Zahlen erschreckend.
- Die Gemeinde Hünxe fordert bessere Maßnahmen und mehr Mittel für Prävention, Bekämpfung und Hilfe für Opfer.
Die Zahlen, die sich im Antrag der im Rat der Gemeinde Hünxe vertretenen Fraktionen finden, ist erschreckend: Aus dem aktuellen Lagebild zu Gewalttaten gegen Frauen des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend haben die Ratsmitglieder sich die neusten Zahlen besorgt.
938 Frauen und Mädchen in Deutschland waren im vergangenen Jahr Opfer eines versuchten oder gelungenen Frauenmordes (Femizid). 360 Frauen starben dabei. „Das ist ein Opfer an fast jedem Tag im Jahr!“, heißt es in dem Antrag der Fraktionen, das Thema auf die Tagesordnung des Hünxer Gemeinderates zu bringen. 4360 Frauen wurden Opfer von Sexualstraftaten – jeden Monat. Und über 11.000 Frauen erfuhren Gewalt in der Partnerschaft. „Die Zahlen sind erschreckend. Und sie sind beschämend“, lautet das Urteil der Hünxer Politik.
Kein wichtigeres Thema für die Politik
„Wenn jeden Tag eine Frau stirbt, dann kann es nichts Wichtigeres geben, als etwas dagegen zu tun“, sagte Heike Kohlhase, Sprecherin der Grünen. „Wir haben hier in Hünxe erst kürzlich erlebt, dass eine Frau umgebracht worden ist.“ Eine Anspielung auf den Mord an einer Imbiss-Besitzerin in Drevenack, für den der Ehemann im Dezember verurteilt wurde. Sie forderte daher ein, eine ergänzende Resolution im Gemeinderat zu verabschieden.
Konkret spricht sich der Rat der Gemeinde Hünxe mit der Resolution für die Einrichtung eines weiteren Frauenhauses im Kreis Wesel aus. Zudem wird eine signifikante Erhöhung der Mittel für die Präventionsarbeit der Frauenberatungsstellen im Kreis gefordert. Ebenfalls sollen Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen gemäß den Verpflichtungen der Istanbul-Konvention umgesetzt werden. Außerdem richtet sich die Resolution auch an die Bundesregierung, die aufgefordert wird, das Gewalthilfegesetz unverzüglich zu verabschieden und die erforderlichen Finanzmittel für Frauenhäuser und Beratungsstellen bereitstellen. Zuletzt werden Bundes- und Landesregierungen aufgefordert, sich an der Finanzierung der Gewalthilfe-Infrastruktur für Frauenhäuser und Frauenberatungsstellen zu beteiligen.
Hoffnung auf Gewalthilfegesetz
„Die Frauenhäuser sind krass unterfinanziert“, erklärte Dr. Michael Wefelnberg, Vorsitzender der CDU-Fraktion, die Unterstützung seiner Fraktion für den Antrag. „Auf der Titanic hieß es noch ‚Frauen und Kinder zuerst.‘ Ich glaube, den Satz kennt heute niemand mehr“, kommentierte er die aktuelle Lage beim Thema Gewalt gegen Frauen. Ralf Lange, Fraktionsvorsitzender der EBH, erhofft sich bei dem Thema „pragmatische Politik“ auf allen politischen Ebenen.
„Auf der Titanic hieß es noch ‚Frauen und Kinder zuerst.‘ Ich glaube, den Satz kennt heute niemand mehr.“
„Es ist erschreckend, wie alltäglich die Gewalt gegen Frauen noch ist“, erklärte Tatjana Strupek, die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Hünxe. „Es ist wichtig zu erkennen, dass Gewalt gegen Frauen nicht nur ein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem ist“, sagte sie. Die Gewalt gegen Frauen sei oft das Ergebnis von „tiefverwurzelten Geschlechterungleichheiten und gesellschaftlichen Normen, die Frauen als weniger wertvoll ansehen“, erklärte sie. Sie hofft darauf, dass mit dem Gewalthilfegesetz die nötigen finanziellen Grundlagen für entsprechende Arbeit bei dem Thema geschaffen werden. „Es liegt in der Verantwortung eines jeden einzelnen von uns aber auch der Gemeinde Hünxe, Gewalt gegen Frauen und Mädchen zu verurteilen und aktiv gegen sie einzutreten“, sagt sie weiter.
Am Ende votierten alle Mitglieder des Rates einstimmig für die Resolution, die zumindest die Haltung der Gemeinde Hünxe bei diesem Thema nach außen hin klar zum Ausdruck bringt.