Dinslaken. Die Brinkstraße ist bald die einzige Möglichkeit, die Bahnstrecke in dem Bereich zu queren. Dabei ist dort schon jetzt ständig Stau - oder Überflutung.
Vor einem Jahr wurde in Dinslaken der erste Bahnübergang an der Holtener-/Hügelstraße geschlossen. Die Auswirkungen zeigen sich jetzt: Viele Bürger haben den Eindruck, dass die Schließung des Bahnübergangs zu massiven Verkehrsbelastungen auf der Brinkstraße und deren Nebenstraßen geführt hat. Der Feierabendverkehr staut sich regelmäßig von der A59 bis zur Oberhausener Straße, Laster dröhnen durch Barmingholten. Und Ende 2026 schließt die Bahn im Rahmen des Betuwe-Ausbaus auch den Bahnübergang Jägerstraße. Die Brinkstraße ist dann in dem Bereich die einzige Möglichkeit, die Bahntrasse zu queren - wenn sie nicht gerade überflutet ist, wie am Montag. Ist sie dem überhaupt gewachsen?
Der Planungsprozess hat vor mehr als 20 Jahren begonnen, die Stadt sei von Beginn an eingebunden gewesen, heißt es aus der städtischen Pressestelle. Der Verdrängungsverkehr vom Bahnübergang Holtener Straße werde „hauptsächlich auf die Brinkstraße verlagert“. Wenn auch der Bahnübergang Jägerstraße schließt, soll die neue, noch im Bau befindliche, Umgehungsstraße (L4n) den Verkehr ebenfalls auf die Brinkstraße leiten.
Studie hat Verkehrsbelastungen berechnet
Welche Verkehrsbelastungen durch die Schließung der Bahnübergänge auf die Brinkstraße zukommen könnten, das hat die Stadt Dinslaken in einer Studie untersuchen lassen - im Jahr 2013. In dem Gutachten der Ingenieurgesellschaft Stolz aus Neuss wurde berechnet, wie sich die Schließung des jeweiligen Bahnübergangs sowie beider Bahnübergänge auf die Straßen und Kreuzungen in dem Bereich zur Hauptverkehrszeit am Nachmittag auswirkt.
Danach soll die Schließung des Bahnübergangs Holtener-/Hügelstraße auf der Brinkstraße zwischen Holtener und Oberhausener Straße zur Spitzenstunde am Nachmittag in beiden Fahrtrichtungen für insgesamt 280 Fahrzeuge mehr sorgen. Insgesamt sollen in dieser Zeit dann 1800 Fahrzeuge die Brinkstraße entlangfahren.
Auch interessant
Die Schließung des Bahnübergangs Jägerstraße würde laut Berechnung mit neuer Umgehung zu einet weiteren Mehrbelastung von 250 Fahrzeugen führen (also insgesamt 2050 Fahrzeuge in der Rush Hour). Außerdem hat das Gutachten „Vorschläge erarbeitet, um auf negative Auswirkungen reagieren zu können“, so die Stadt - und die wurden auch umgesetzt: etwa die zusätzlichen Abbiegespuren von der Oberhausener- und der Brinkstraße .
Das Zahlenmaterial der Studie ist 16 Jahre alt
Die Zahlen, auf denen die Berechnungen zur Verkehrsbelastung beruhen, sind allerdings noch älter als die Studie aus dem Jahr 2013 selbst: Sie stammen aus dem Jahr 2009. Ob die Prognosen mit den aktuellen Verkehrszahlen übereinstimmen, lässt sich derzeit nicht feststellen. Es liegen nur Zahlen zum Gesamtverkehrsaufkommen auf der Straße vor, nicht zu den im Gutachten zugrunde gelegten Spitzenzeiten. Und auch die sind nicht gerade aktuell: Laut Straßen NRW sollen im Jahr 2019 auf der Brinkstraße zwischen Oberhausener und Holtener Straße täglich 13.722 Kraftfahrzeuge unterwegs gewesen sein. Die aktuellsten Zahlen, mit denen gearbeitet wird, stammen aus dem Coronajahr 2021: Da fuhren rund 2000 Autos weniger täglich (11.400) als 2019 auf der Brinkstraße. Und Straßenverkehrszählungen finden nur „alle fünf Jahre statt“, so Straßen NRW.
Von Seiten der Stadt werden zwar „regelmäßig auf den Straßen im Stadtgebiet von Dinslaken - unabhängig vom Straßenbaulastträger und im Rahmen der personellen Möglichkeiten - Verkehrserhebungen durchgeführt“, so die städtische Pressestelle: „Dabei geht es jedoch nicht zwingend darum, die Prognosen von Gutachten durch Erhebungen zu überprüfen und zu validieren.“
„Aus verkehrsplanerischer Sicht jedenfalls wäre eine umfangreiche Erhebung auf der Brinkstraße erst dann wieder sinnvoll, wenn die größeren Modernisierungsarbeiten im Stadtgebiet und angrenzend (Straßen, Kanäle, Bahnlinie, Autobahn) abgeschlossen sind.“
Sollte die Stadt Dinslaken, „wenn beide Bahnübergänge zu sind, die neue L4n in Betrieb ist und sich die Menschen an die neuen verkehrlichen Möglichkeiten gewöhnt haben“ feststellen, „dass gehäuft verkehrstechnische Probleme auftauchen“, werde sie sich gegebenenfalls auch in Verbindung mit einem Straßenbaulastträger „das Problem anschauen und Lösungen entwickeln“, so die Pressestelle.
Aus verkehrsplanerischer Sicht aber „wäre eine umfangreiche Erhebung auf der Brinkstraße erst dann wieder sinnvoll, wenn die größeren Modernisierungsarbeiten im Stadtgebiet und angrenzend (Straßen, Kanäle, Bahnlinie, Autobahn) abgeschlossen sind. Denn ansonsten können Ausweichverkehre nicht nur zu Störungen im Verkehrsfluss führen, sondern auch Verkehrserhebungen verzerren“.