Dinslaken. JVA Dinslaken startet eine Kunstinitiative zur Nachwuchswerbung und Resozialisierung. Wie dieses Projekt Gefangenen helfen kann.
„Das ist einfach eine tolle Aktion und eine neue Erfahrung für mich“, so beschreibt Nicole ihre Teilnahme am Graffiti-Projekt in Dinslaken, bei dem an der Bismarckstraße die Außenwand der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Dinslaken mit einem 75 Quadratmeter großen Bild bemalt wurde. Nicole ist eine von zwei Gefangenen, die sich freiwillig gemeldet haben, um dem Künstler zu helfen. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und neue Erfahrungen gebracht, denn so etwas erlebt man nicht jeden Tag“, sagt Nicole.
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Zum Hintergrund der Aktion: In der Justizvollzugsanstalt Dinslaken startete das Justizministerium am Donnerstag, 5. Dezember, ein einzigartiges Kunstprojekt. Es soll sowohl die Gefangenen als auch die Öffentlichkeit inspirieren. Dazu hat die JVA im Rahmen einer Imagekampagne zur Nachwuchswerbung die Außenmauer der JVA Dinslaken von einer Fachfirma gestalten lassen - und zwar mit einem großformatigen Bild und Graffiti. Diese Kampagne soll eine „Nachwuchswerbung“ sein. „Wir wollen einfach zeigen, dass man bei der Justiz NRW gut arbeiten kann, dass es sich lohnt, sich zu bewerben“, sagt Romy Heukelbach vom NRW-Justizministerium und ergänzt: „Wir bieten 28 Berufe an, ganz breit aufgestellt. Die Justiz ist auf jeden Fall attraktiv, wenn man sich verändern will. Wer einen Job sucht, kann sich gerne bei uns melden“.
NRW-Justiz will mit Aktion in Dinslaken Image ändern
Tatsächlich geht es dem Justizministerium mit dieser Initiative um mehr als nur eine Wandgestaltung oder Werbung. Sie soll zeigen, wie wichtig Vielfalt, Fairness, Verantwortung, Gerechtigkeit und viele andere Grundwerte sind. „Es ist uns wichtig, zu zeigen, wofür der Strafvollzug steht. Unser oberstes Ziel neben der Sicherheit ist es ja, den Insassen möglichst Wege aufzuzeigen, wie sie nach der Entlassung straffrei leben können. Dazu gehört auch die Vermittlung von Grundwerten, und da schließt sich der Bogen zu unserer Imagekampagne“, erklärt Romy Heukelbach.
Rund zwei Wochen dauerten die Vorbereitungen für die Kunstaktion - seit Mitte November. Die Idee, so Heukelbach, sei aber schon im vergangenen Jahr entstanden, als man sich im Justizministerium Gedanken darüber gemacht habe, wie man sich als attraktiver Arbeitgeber präsentieren könne. „Wir haben uns überlegt, wofür steht die Justiz. Was sind die Werte, mit denen wir uns auch schmücken können, weil man darauf stolz sein kann, und dafür haben wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einbezogen“, so Heukelbach.
Dinslaken: Gefangene haben freiwillig mitgemacht
Das Grundmotiv ist also, viel Nachwuchs für die Justiz zu gewinnen. „Wir hoffen, dass wir mit solchen Imagekampagnen junge Leute ansprechen können“, sagt Angelika Grefer, Leiterin der JVA Dinslaken. Solche Aktionen sollen aber auch dazu dienen, den Resozialisierungsprozess der Gefangenen voranzutreiben. „Die Zeit soll ja genutzt werden, um im Rahmen der Resozialisierung aus diesen Menschen wieder, wie man so schön sagt, die Gefangenen von heute die Nachbarn von morgen zu machen“, fügt sie hinzu.
Deshalb haben sich auch zwei Häftlinge an der Aktion beteiligt. Sie hätten sich freiwillig gemeldet, so Grefer, und sich bereit erklärt, dem Künstler zu helfen, obwohl sie keine Vorerfahrungen im Malerhandwerk hatten. „Unter Anleitung der Fachfirma hat es ihnen Spaß gemacht, an diesem Projekt mitzuwirken“, so Grefer.
Duisburger Künstler: Neue Perspektive für Gefangene
Unterstützt wurde das Projekt von dem bekannten Graffiti-Künstler Marten Dalimot. Normalerweise macht er Workshops mit Kindern und Jugendlichen oder auch mit Senioren. Deshalb war dieses Projekt für ihn eher „ungewöhnlich“. In Duisburg-Hamborn hatte er bereits mit Inhaftierten gearbeitet. „In Hamborn waren wir die ganze Woche mit den Gefangenen zusammen, haben mit ihnen ein Projekt gemacht“, sagt der Duisburger.
In Dinslaken sei das aber anders gewesen, weil er hier an der Außenfassade für die Kampagne der Justizvollzugsanstalt arbeiten musste. „Am Anfang hatten wir auch drei Gefangene dabei, die haben uns bei den ganzen Vorarbeiten geholfen, also Haftgrund auf die Wand bringen, Fassadenfarbe aufbringen. Einfach die Grundform ausarbeiten“, sagt der Künstler. Er betont auch, dass diese Zusammenarbeit mit den Gefangenen eine Möglichkeit ist, ihnen neue Perspektiven und Ausdrucksmöglichkeiten zu geben.