Dinslaken. Am 6. November 2014 wurde die Neutor-Galerie in Dinslaken eröffnet. Von den Anfängen und aktuellen Plänen berichten Walter und Marc Hellmich.

Die erste Novemberwoche ist für die Neutor-Galerie eine besondere Woche. Vor zehn Jahren wurde das Einkaufszentrum eröffnet. Das wird am Samstag groß gefeiert. Im NRZ-Interview blicken Walter und Marc Hellmich zurück und erläutern, welche Bedeutung die Neutor-Galerie für die Dinslaken Innenstadt hat.

Vor zehn Jahren wurde die Eröffnung der Neutor-Galerie gefeiert. Die Planung des Einkaufszentrums hat aber schon viele Jahre vorher begonnen. Wie sind Sie, Herr Hellmich, auf die Idee gekommen, sich mit einem Einkaufszentrum für Dinslaken zu beschäftigen?

Walter Hellmich: Ich lebe schon viele Jahre in Dinslaken. 1968, 1970 bin ich von Hamborn nach Dinslaken gezogen. Dinslaken ist eine liebenswerte Stadt, es gab eine Einkaufsstraße, die Neustraße. Aber der Trend ging von den normalen Einkaufsstraßen weg. Der Anker der Einkaufsstadt Dinslaken war damals das Hertie-Kaufhaus am Neutorplatz. Das Unternehmen ist dann in Konkurs gegangen. Zirka 40 von den Hertie-Kaufhäusern wurden in Deutschland geschlossen. In Dinslaken waren die Fenster des Gebäudes zugeklebt oder zerstört. Ich habe mich verpflichtet gefühlt, etwas zu unternehmen. Deshalb habe ich mit der Stadtspitze gesprochen und habe gesagt, dass ich gerne an dieser Stelle etwas Neues bauen wolle. Schwierig war es, mit dem Abwickler von Hertie in Kontakt zu kommen. Er hat sich mit den Leuten der betroffenen Standorte nicht geeinigt. Er hat sich, zwei, drei Jahre geweigert, überhaupt Gespräche zu führen. Das kann doch nicht sein, habe ich gesagt, und wir sind nach London geflogen. Wir haben Gespräche geführt, innerhalb eines Tages haben wir uns geeinigt.

Wem haben Sie denn zuerst von ihren Plänen berichtet? Ihrer Familie, ihrem Sohn?

Walter Hellmich: Wir haben die Notwendigkeit gesehen, etwas zu unternehmen. Sonst wäre die Einkaufsstadt Dinslaken zu Grunde gegangen. Diese Überzeugung hat sicherlich den Anstoß gegeben, sich mit der Planung zu beschäftigen. Sicherlich wurde in der Familie, im Betrieb darüber gesprochen. Im Endeffekt geht es darum, dass man tätig wird und Mut hat.

Das Gebäude wurde gemeinsam mit den Verantwortlichen der Stadt entwickelt. Die Neutor-Galerie ist vom Gebäude her kein Koloss. Ein solches Gebäude hätte niemals in die Stadt Dinslaken gepasst. Die Neutor-Galerie ist eine der größten Privatinvestitionen der Stadtgeschichte Dinslakens. Das Investitionsvolumen beträgt ca. 100 Millionen Euro. Mit großer Überzeugungskraft ist es uns gelungen, mehrere Großsparkassen von unserem Projekt zu überzeugen und das notwendige Fremdkapital zu sichern. Uns ist die Finanzierung gelungen.

Eine wichtige Sache war die Vermarktung. Wie bekommen wir renommierte Firmen in eine Stadt mit 70.000 Einwohnern? Auch hier hatten wir Erfolg und haben direkt eine Vermietung von 95 Prozent der Flächen erreicht. Unser Ansatz war sofort über große und neue Ankermieter nochmal eine Attraktivität in die Stadt zu bringen. Und das ist uns gelungen. Es ist uns gelungen, 90 Prozent der Mieter erstmalig neu nach Dinslaken zu holen.

Marc Hellmich: Die Vorvermietungsquote war natürlich ganz wesentlich. Die haben wir sehr schnell erreicht.

Wie haben Sie denn reagiert, als Sie zum ersten Mal davon erfahren haben, hier soll ein Einkaufszentrum hin?

Marc Hellmich: Als Dinslakener war man natürlich froh, dass etwas Neues kommen soll. Die Zustimmung war in der Stadt recht groß. Das Hertie Kaufhaus wurde 2007 geschlossen, damit brach die Attraktivität der Einkaufsstadt Dinslaken völlig zusammen. Den Verantwortlichen war klar, dass zwingend etwas Neues entstehen muss. Es wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, den wir erfolgreich gewonnen haben. Die Altimmobilie und das Grundstück des Parkplatzes wurden erworben und ein vorhabenbezogener Bebauungsplan musste erstellt werden. Die Entwicklung hat natürlich einige Zeit in Anspruch genommen.

Am Abend vor der Eröffnung am 6. November 2014 hatte Bauherr Walter Hellmich zu einem Galaempfang in die Neutor-Galerie eingeladen.
Am Abend vor der Eröffnung am 6. November 2014 hatte Bauherr Walter Hellmich zu einem Galaempfang in die Neutor-Galerie eingeladen. © WAZ FotoPool | Lars Fröhlich

Walter Hellmich: Über jeden Schritt unserer Pläne wurde die Öffentlichkeit informiert und die Begeisterung bei den Einwohnern war selbstverständlich sehr groß. Wir haben also die Bürger auf dem Weg zur neuen Neutor-Galerie mitgenommen und haben unser Einkaufszentrum zu einem Herzstück der Stadt gemacht. Die Frequenz liegt täglich zwischen 15.000 und 30.000 Besuchern. Ca. 25 bis 30 Prozent der Besucher kommen aus den benachbarten Städten wie Duisburg, Oberhausen und Wesel. Es ist uns gelungen, zusätzliche Kaufkraft nach Dinslaken zu holen.

Was war und ist Ihnen denn beim Projekt „Neutor-Galerie“ wichtig?

Walter Hellmich: Die Kunden müssen zufrieden sein. Ich übertreibe jetzt mal: Sie müssen die Neutor-Galerie lieben. Das muss immer unser Ziel sein. Die Kunden müssen sagen, das ist unser Anlaufpunkt, das ist das Herzstück dieser Einkaufsstadt.

Marc Hellmich: Ja, sie müssen gerne hierherkommen und sie müssen sich hier wohlfühlen. Das ist das Wichtigste.

Walter Hellmich: Von außen betrachtet, ist das Gebäude trotz seiner Größe kein Ungetüm, sondern ein attraktives, feingliedriges Gebäude – das die Menschen anzieht. Die Architekten haben hervorragende Arbeit geleistet.

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Marc Hellmich: Neben der Aufenthaltsqualität und Gemütlichkeit, der Bürgernähe und den Veranstaltungen, die wir machen, um Leute in die Stadt zu locken, ist ganz wesentlich, dass wir von vornherein in der Neutor-Galerie kleine und große Flächen angeboten haben. Gerade Läden mit großen Verkaufsflächen haben in Dinslaken gefehlt. 

Walter Hellmich: Wir haben Firmen, die attraktiv sind. In vielen Mittelstädten gibt es ein solches Angebot nicht.

Marc Hellmich: Das hat die Attraktivität der Stadt deutlich gehoben. Nicht nur die Neutor-Galerie hat davon profitiert, sondern die gesamte Stadt.

Walter Hellmich: Wir wollen mit der Neutor-Galerie das Herzstück der Einkaufsstadt Dinslaken sein, aber mit Ausstrahlungskraft auf die umliegenden Straßen. Wir haben in diesem Jahr die höchsten Besucherzahlen in der zehnjährigen Geschichte der Neutor-Galerie. Das heißt, wir haben die Corona-Zeit völlig überwunden. Das gibt uns die Sicherheit, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir müssen aber immer und immer wieder um die Kunden kämpfen, um die Zufriedenheit der Kunden und der Mieter.

Seit Jahren hat es der Einzelhandel nicht leicht, was nicht nur daran liegt, dass viele Leute immer mehr Sachen online bestellen. Wie muss sich aus ihrer Sicht die Neutor-Galerie und damit vielleicht auch die gesamte Dinslakener Innenstadt aufstellen, um weiterhin attraktiv für Besucher zu sein?

Walter Hellmich: Einfach noch kundenfreundlicher werden als bisher. Wichtig ist die Kundenfreundlichkeit und es muss ein attraktives Sortiment geben. Viele kaufen online ein, bestellen vielleicht fünf Kleider und schicken sie wieder zurück. Damit ist aber kein Einkaufserlebnis verbunden, das ist keine Lebensqualität. Ich meine, dass wir mit der Neutor-Galerie Lebensqualität bieten, mit der Gastronomie Aufenthaltsqualität. Deshalb investieren wir in den Foodcourt, bauen für über 500.000 Euro eine neue Terrasse. 

Die Bauarbeiten für die neue Terrasse der Neutor-Galerie haben begonnen.
Die Bauarbeiten für die neue Terrasse der Neutor-Galerie haben begonnen. © FUNKE Foto Services | Erwin Pottgiesser

Sie sprachen das gerade an. Zehn Jahre nach der Eröffnung sind wieder Bauarbeiter im Gebäude. Der Umbau des Foodcourts ist gestartet. War es an der Zeit, etwas zu verändern?

Walter Hellmich: Nicht unbedingt. Wir sind laufend bemüht, etwas zu verändern und zu verbessern. Ob das nun die Einrichtung ist, ob es die Beleuchtung ist. Wenn ich in die Neutor-Galerie komme, habe ich das Gefühl, sie sei gerade erst eröffnet worden, sehr gepflegt und attraktiv. Wichtig ist auch, dass wir nachhaltig gebaut haben. 

Frage: Gibt es schon einen Mieter für die Gastronomie?

Walter Hellmich: Wir führen mit drei, vier möglichen Mietern Gespräche.

Marc Hellmich: Seit wir mit den Bauarbeiten angefangen haben, gibt es Anfragen. Das ist typisch. Dann melden sich Interessenten und sagen, was dort passiert ist interessant.