Voerde. Schüler des Gymnasium Voerde schrauben einen Oldtimer zusammen. Wie dieses Projekt entstanden ist – und welche Hindernisse es bisher schon gab.

Die silberfarbene Karosserie des Mercedes 380 SL Cabriolet aus dem Jahr 1972 kommt auf einem Anhänger geladen auf das Gelände des Schulhofs gerollt. Gespannt betrachten die Schüler, wie der Autoklassiker unter Mithilfe von insgesamt acht Erwachsenen ganz vorsichtig und sachte von dem Gefährt gerollt und in Millimeterarbeit, vorbei an den eng stehenden Wänden, über eine Rampe in den Fahrradkeller geschoben wird. Schließlich soll an das frisch lackierte Auto kein Kratzer kommen. „Ich dachte irgendwie, dass er eine andere Farbe bekommt, mehr so schwarz“, sagt der 12-jährige Marcel zu seinen Freunden Joel und Ibrahim. Sie sind drei von insgesamt 14 Schülern, die der Oldtimer-AG des Gymnasium Voerde angehören und in den kommenden Jahren aus dem Vintage-Auto wieder ein fahrtüchtiges Gefährt bauen wollen.

Die Idee zu der außergewöhnlichen Schul-AG hatte der ehemalige Schulleiter und Oldtimer-Fan Gerd Kube. Das war im Jahr 2018. Er habe damals auch den Kontakt zu den Unterstützern wie dem Voerder Logistik-Dienstleister Riehm oder dem Autozentrum Stevens und Hülsdonk hergestellt, erklärt Hans Martin Seydel. Er, dessen Sohn damals noch das Gymnasium besucht hatte, war sofort begeistert von der Idee und bot seine Hilfe für das Projekt an, genau wie die Schüler-Väter Rainer Seuken und Dirk Neuland. Auch die Sponsoren waren sofort angetan von dem Plan, dass Schüler einen Oldtimer während einer AG wieder zum Laufen bringen. „Die Idee war verrückt“, erinnert sich Franz Riehm an den Moment, als er die Anfrage vom damaligen Schulleiter per Mail erhalten hat. „Ich war sofort begeistert davon, ein Projekt mit zu realisieren, das eigentlich unmöglich erscheint und direkt überzeugt: ,Wir müssen beweisen, dass es doch geht‘“, erklärt der Inhaber der gleichnamigen Firma.

Die Karosserie wurde nach dem Lackieren und Schweißen zurück zur Voerder Schule gebracht.
Die Karosserie wurde nach dem Lackieren und Schweißen zurück zur Voerder Schule gebracht. © NRZ | Nina Meise

Voerder Schulprojekt durch Corona-Pandemie ausgebremst

Schnell war das Auto besorgt und das Auseinanderbauen, das Aufbereiten der einzelnen Autoteile, konnte beginnen. Doch die anfängliche Euphorie aller Beteiligten wurde ausgebremst, denn: Durch die Covid-Pandemie verzögerte sich das gesamte Projekt. „Manche Schüler, die am Anfang dabei waren, haben mittlerweile Abi gemacht und bekommen das eigentliche Projekt gar nicht mehr mit“, erklärt Gregor Fest. Der Lehrer für Biologie, Sport und Erdkunde leitet die Oldtimer-AG des Gymnasiums und freut sich, dass trotz der Corona-Unterbrechung die Sponsoren und Helfer geblieben und auch jüngere Schüler in die AG nachgerückt sind.

Nach der Pandemie sei das Auto nun ein Jahr lang unter anderem zum Löcherverschweißen und Lackieren im Autozentrum gewesen. Schließlich könnten diese Arbeiten nicht von den Schülern durchgeführt werden, so Hans Martin Seydel. Die Zeit bis zur Rückkehr des Autos – „das ist ein sehr entscheidender Schritt, jetzt nimmt das Ganze wieder Fahrt auf“, so Fest – sei „manchmal ein bisschen zäh gewesen“, gesteht der Lehrer. Doch die Teilnehmer der alle zwei Wochen doppelstündig stattfindende AG haben sich in der ganzen Zeit nicht entmutigen lassen.

Voerder Schüler reparieren einen Oldtimer während der Zeit einer Schul-AG.
Voerder Schüler reparieren einen Oldtimer während der Zeit einer Schul-AG. © NRZ | Nina Meise

Voerder Schüler bauen Oldtimer zusammen: Was das Schwerste an dem Projekt ist

So wurden in der Zwischenzeit die Einzelteile gesäubert, aufbereitet und zum Lagern in Schränken des Fahrradkellers verstaut. Dabei handelt es sich um „mehrere Tausend“ Teile, schätzt Lehrer Gregor Fest. Nun, da die wieder in Stand gesetzte Karosserie zurück an der Schule ist, könne der Einbau der Bestandteile beginnen. „Das wird jetzt das Schwerste sein“, mutmaßt der Lehrer, denn: „Im Nachhinein ist man immer schlauer und wir hätten einfach noch mehr dokumentieren sollen, wo was hingehört, damit wir jetzt nichts in falscher Reihenfolge einbauen.“ Doch Seydel winkt ab, zeigt sich zuversichtlich: „Ich bin optimistisch, dass wir das gut schaffen werden.“

Insgesamt, so schätzt Fest, werde es aber noch „mehrere Jahre“ dauern, bis der Oldtimer wieder neu zusammengesetzt und fahrbereit ist. Was nach Fertigstellung mit dem Auto passiert? Franz Rhiem zuckt mit den Schultern: „Wir sammeln derzeit noch Ideen.“ Klar ist jedoch für alle, dass der Oldtimer irgendwann als sicheres Verkehrsmittel im Straßenverkehr genutzt werden soll.